6.02.2003

Leserbrief an die Badische Zeitung

Skeptiker
oder
Verschwörungstheoretiker?

Zum Kommentar "Es bleiben Fragen"
von Thomas Fricker
"Tagesspiegel" v. 6.02.03

Skeptiker sind keine Verschwörungstheoretiker. Gerade nachdem nun auch 500 republikanische Geschäftsleute und hohe Offiziere im Ruhestand darunter der ehem. CIA-Direktor Turner, Konteradmiral a.D. Carroll, Oberst a. D. Hackworth und Präsident Reagans Vizeverteidigungsminister Korb im 'Wall Street Journal' eine ganzseitige Anzeige veröffentlicht haben, in der sie eindringlich vor einem Irak-Kriegs-Abenteuer warnen, ist es wohl völlig deplaciert, Skeptiker als Verschwörungstheoretiker zu verunglimpfen oder sie gar des Anti-Amerikanismus zu bezichtigen.

Es ist allgemein bekannt, daß CIA und US-Administration schon öfter Beweise gefälscht (Überfall auf Tonking) oder eigene Verstöße gegen internationale Verträge (US-amerikanische illegale Produktion von biologischen Waffen) geleugnet haben. Im übrigen sind unter Verschwörungstheorien solche Theorien zu verstehen, die dunkle Mächte im Hintergrund, Komplotte u.ä. behaupten. Seit dem 11. September 2001 ist es leider auch bei bis dahin seriösen Journalisten üblich geworden, alle Zweifler an den allzu fadenscheinigen Behauptungen der US-Administration mit Verschwörungstheoretikern in einen Topf zu werfen. Es mag ja durchaus als plausibel anzusehen sein, daß Al Qaida und Bin Laden die Urheber der Terror-Anschläge vom 11.09.01 sind - bewiesen ist es bis heute nicht.

Thomas Fricker gibt sich zwar in seinem Kommentar den Anschein eines Skeptikers, in dem er formuliert: "Den USA mögen die Belege ausreichen, vielen anderen Staaten nicht" und er weicht auf den unbestimmten Begriff 'Beleg' aus. Doch zuvor erklärt er es "ex cathedra" für absurd, das vom US-Außenminister Powell vorgelegte Material anzuzweifeln. Ich erlaube mir, dieses Material anzuzweifeln.

Als ich die Grafiken gestern abend aus dem Internet herunterzuladen versuchte, mußte mein PC über die schülerhaften LKW-Zeichnungen so lachen, daß er abstürzte. Wenn ich nun Verschwörungstheoretiker wäre, läge es nahe zu vermuten, daß mir eine finstere Macht nahelegen möchte, die US-Regierung wolle meine Internet-Verbindung stören. Ich vermute dagegen eher, daß mein PC angesichts der für einen wissenschaftlich geprägten Geist lachhaften "Beweise" über Humor verfügt - jedenfalls über mehr Humor als manche Journalisten an Skepsis.

 

Klaus Schramm
Ettenheim

 

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