10.12.2009

Kundus-Massaker:
Killertruppe KSK beteiligt

Guttenberg trägt nichts zur Aufklärung bei

Erneut dringen Informationen über das Kundus-Massaker - vermutlich aus Bundeswehrkreisen - an die Öffentlichkeit. Wie im Verlauf des heutigen Tages auch die ARD bestätigte, war die im baden-württembergischen Calw beheimatete geheime Killertruppe KSK maßgeblich an den Entscheidungen beteiligt, die in der Nacht vom 3. auf 4. September zu der Bombardierung zweier gekaperter Tanklaster führten. Dabei wurden bis zu 178 Menschen getötet - darunter eine große Anzahl ZivilistInnen und Kinder. Offenbar ist Bundeswehr-Oberst Georg Klein, der den Befehl zur Bombardierung gab, zugleich Chef einer KSK-Einheit mit der Bezeichnung 'Task Force 47'.

Die beiden Obleute der Linkspartei im "Verteidigungs"-Ausschuß, Paul Schäfer und Wolfgang Gehrcke, waren zwar seit längerem über die Beteiligung des Kommando Spezialkräfte (KSK) am Kundus-Massaker informiert, hielten sich aber an die Geheimhaltungspflicht des Ausschusses. Nun forderten sie heute, sie wollten sich "nicht länger täuschen" lassen. Kriegsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sieht sich erneut Rücktrittsforderungen gegenüber, erachtet aber offenbar den Druck als gering und trägt weiterhin nichts zur Aufklärung des Kundus-Massakers bei.

In dieser Woche war bekannt geworden, daß seit dem Massaker bereits zweimal der verantwortliche Brigadegeneral für das deutsche Einsatzkontingent in Afghanistan ausgewechselt wurde. Ende November übernahm General Leidenberger den Posten. (Siehe unseren Artikel v. 6.12.09) Leidenberger zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß er jahrelang als Führungsoffizier beim Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet hat. Wenn ein "Nachrichtendienst" ins Spiel kommt, deutet dies darauf hin, daß Informationen gegenüber der Öffentlichkeit unterdrückt werden sollten.

Die KSK, über die in den deutschen Mainstream-Medien nur äußerst selten berichtet wird, (siehe unsere Artikel v. 5.04.04, 26.11.04 und 6.02.08) umfaßt insgesamt 1.100 Soldaten, die im baden-württembergischen Calw stationiert sind. Ihr Einsatz in Afghanistan ist von Anfang an umstritten, weil ihre "Operationen" der Geheimhaltung unterliegen. Bekannt wurde, daß sich seit dem Beginn des Afghanistan-Kriegs im Jahr 2001 zumindest 100 KSK-Einsatzkräfte an der US-geführten Operation Enduring Freedom (OEF) beteiligten. Aber auch im Rahmen der Afghanistan-"Schutz"-Truppe ISAF sind KSK-Einheiten vor Ort. Sie sollen dort angeblich Terroristen und islamistische Taliban aufspüren und jagen. Die KSK-Einheit 'Task Force 47' ist nach den bislang vorliegenden Informationen für den Schutz des Bundeswehr-Camps (PRT) bei Kundus zuständig. Diese Einheit verfügt im PRT über einen eigenen Befehlsstand mit modernster Technik und soll vor allem mögliche Angriffe auf das Lager frühzeitig aufklären und abwehren. Sie agiert dabei unter dem Mandat der "Schutz"-Truppe ISAF.

Im Vorfeld des Kundus-Massakers spielte die 'Task Force 47' offenbar eine entscheidende Rolle. Bei ihr gingen erste Hinweise eines afghanischen Informanten auf die Entführung der beiden Tanklaster ein. Von ihrem Befehlsstand wurden dann zuerst Luftaufklärung durch einen B1-Bomber und später die beiden F-15-Jagdbomber angefordert. Auch weitere Hinweise auf den Standort der LkW in einer Furt und dort gesichtete "Taliban" wurden von der 'Task Force 47' eingeholt und ausgewertet. Eine chronologischer Darstellung der Ereignisse am 3. und 4. September unter Berücksichtigung der bislang vorliegenden Informationen - insbesondere über die Stunden vor dem Befehl zur Bombardierung - findet sich in unserem Artikel v. 6. Dezember. Beachtenswert ist insbesondere der von deutscher Seite benutzte Codename "Red Baron" (Roter Baron), der sich auf den deutschen Jagdflieger und "Helden" des Ersten Weltkriegs Manfred von Richthofen bezieht. Der mit einem rotbemalten Flugzeug ausgestattete "Kriegsheld" brachte es auf den Rekord von 20 abgeschossenen britischen Flugzeugen, bevor er selbst abgeschossen wurde.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      Kundus-Massaker: US-Bomberpiloten fragten 5 mal
      wegen Tiefflügen / Oberst Klein behauptete "Feindberührung"
      (6.12.09)

      Kundus-Massaker: Jung zurückgetreten
      - Aufklärung gestoppt? (28.11.09)

      Wird das Bundeswehr-Massaker von Kundus jetzt aufgeklärt?
      Der Generalinspekteur der Bundeswehr
      und ein Staatssekretär traten heute zurück (26.11.09)

      Massaker in Afghanistan?
      Regelverletzung bei Bombardierung? (10.09.09)

      Afghanistan-Krieg: ZivilistInnen getötet
      bei Bombardierung zweier Tanklaster? (7.09.09)

 

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