13.09.2007

Der große Betrug
mit "Bio-Sprit"

Agro-Treibstoffe heizen die Klimakatastrophe an

Nicht nur in Indonesien und Malaysia1, auch in Kolumbien werden immer mehr und immer größere Regenwaldflächen in Palmöl-Plantagen verwandelt. Ursache: Der "Bio-Sprit"-Boom in Europa. Der Boom treibt nicht nur die Abholzung der Regenwälder an - er zeitigt auch katastrophale Konsequenzen für Tausende kolumbianische Kleinbauern. Paramilitärische Gruppen gehen auf der Suche nach Land für Palmöl-Plantagen für ihre Auftraggeber in Anzug und Kravatte mit brutaler Gewalt vor.

In Kolumbien werden heute sogar Dörfer von Flugzeugen und Hubschraubern aus bombardiert. Sobald die Überlebenden ihre Heimat verlassen haben, wird ihr Land konfisziert, der Wald abgeholzt und in Palmöl-Plantagen verwandelt. Diese dienen dann der Produktion von pflanzlichem Diesel für die Reichen - vor allem in den Industrienationen. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen haben gewaltsame Vertreibungen und Drohungen durch die "Bio-Sprit"-Mafia auch in Indonesien, Malaysia, Ecuador, Peru, Kamerun, Uganda und anderen Ländern des Südens dokumentiert.

Nachwachsende Rohstoffe wie Palmöl, Mais, Soja oder Zuckerrohr dienen dazu, Häuser in Europa zu bebeheizen, Einkaufspassagen in den USA zu erleuchten oder Autos mit Allradantrieb und Klimaanlage in Japan zu fahren. Auf den ersten Blick stimmt die Rechnung: Treibhausgase werden deutlich reduziert, wenn Autos mit "Bio-Sprit" fahren, bei dem die für die Produktion eingesetzten Pflanzen das ausgestoßene Kohlendioxid vorher gebunden haben. Doch dies wird zum großen Betrug, wenn für die Plantagen Regenwald vernichtet wird. Das Argument, "Bio-Sprit" diene dem Klimaschutz, wird so zum Vorwand für ein Big Business, dem am Zustand der Erde nicht das Geringste liegt.

Weiter wird für "Bio-Sprit" damit geworben, Länder ohne eigene Ölproduktion würden in Sachen Energie unabhängiger, Kleinbauern hätten ein Einkommen, weil sie ihre Energiepflanzen auf dem Weltmarkt anbieten könnten. Arme Länder würden plötzlich reich, weil sie ihre Energie vom Acker überall auf der Welt anbieten könnten. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Die Hoffnung, Energie aus nachwachsenden Rohstoffen könne die Macht der Öl-, Energie- und Autoindustrie brechen, ist naiv. Der "Bio-Sprit"-Boom entstammt nicht etwa einer Initiative von UmweltaktivistInnen oder PolitikerInnen, die ein echtes Interesse daran haben, Klimakatastrophe und Umweltzerstörung zu verhindern. Die Lawine losgetreten haben die weltweit mächtigsten Multis und ihre politischen Lakaien. Fast jeden Tag bringt heute irgendein PR-Dienst irgendwo auf der Welt einen Bericht, dem zufolge gerade eine neue wunderbare grüne Ära anbricht - die Ära der Agro-Treibstoffe.

Mit dabei sind riesige Konzerne aus der Öl-, Auto-, Chemie- und Gentechnik-Industrie und globale Investment-Fonds. Nahrungsmittelmultis wie Cargill und Archer Daniels Midland Company (ADM) kontrollieren schon heute die Lebensmittelproduktion in weiten Teilen der Erde. Agro-Treibstoffe eröffnen ihnen zusätzliche Märkte. Superkonzerne wie Monsanto, Syngenta, Bayer und BASF investieren wie wild in Nutzpflanzen, die den Anforderungen der Agrosprit- Produzenten entsprechen. Noch gezieltere und höhere Erträge verspricht die Gentechnik-Industrie.

Der Ölkonzern BP kooperiert mit dem chemischen und biotechnologischen Unternehmen DuPont, um eine neue Generation von genmanipuliertem Pflanzenkraftstoff zu entwickeln. Toyota arbeitet mit BP in Kanada daran, Ethanol aus Zellulose herzustellen. VW hat einen Vertrag mit ADM abgeschlossen. Royal Dutch Shell ist dabei, eine zweite Generation von Agro-Treibstoffen zu entwickeln, und versucht sich an Ethanol aus Lignin und Zellulose. Und Cargill, der Agro- und Nahrungsmittelriese, hat begonnen selbst Pflanzendiesel herzustellen.

Die Verbio AG verwandelt hauptsächlich Rapsöl in Agro-Diesel, arbeitet aber an Verfahren, um verstärkt Soja- und Palmöl verwenden zu können. Andere deutsche Unternehmen investieren in Holland und Belgien, die mit ihren Häfen Rotterdam und Antwerpen die größten europäischen Umschlagsplätze für Agro-Treibstoffe werden wollen. E.on und RWE planen den Bau kombinierter Steinkohle- und Biomassekraftwerke. Die Südzucker-Tochter CropEnergies errichtet eine Ethanolfabrik im belgischen Wanze.

Mitte August 2007 teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit, in Deutschland würden immer mehr Produktionsanlagen zur Herstellung von Agro-Diesel errichtet. Die Kapazitäten würden in diesem Jahr auf ein Rekordniveau steigen. Nach einer aktuellen Analyse seien für das laufende Jahr zusätzliche Anlagen mit einer Jahreskapazität von 1,54 Millionen Tonnen geplant, so das IWR. Die gesamte Kapazität zur Produktion von Agro-Diesel steige bis Ende des Jahres um über 40 Prozent auf rund 5,4 Millionen Tonnen (2006: 3,8 Millionen Tonnen).

Die großen Gewinner des landwirtschaftlichen Jahrhundert-Betrugs mit "Bio-Sprit"sind die Gentech-Konzerne. Während Genfood bis heute von VerbraucherInnen nahezu ausnahmslos abgelehnt wird, können sich Automotoren nicht wehren. Mit genmanipulierten Rohstoffen zur Gewinnung von Agro-Treibstoffen versucht die Branche hoffähig zu werden. Unter Beteiligung von BASF Plant Science experimentieren ForscherInnen beispielsweise mit genmanipulierten Maniok-Sorten, die höhere Stärkeanteile produzieren. Die Zulassung der Gensorten wird die industrielle Maniok-Produktion zur Energieerzeugung in vielen tropischen Regionen forcieren. Der traditionelle Anbau dieses Grundnahrungsmittels in Afrika droht dabei verdrängt zu werden.

In den USA werden bereits auf 70 Prozent der Ackerflächen Gen-Mais und Gen-Sojapflanzen angebaut. In Südamerika dominiert der US-Konzern Monsanto den Markt mit seinem genmanipulierten Soja, das resistent ist gegen "Roundup", ein im Doppelpack von Monsanto angebotenes Herbizid. Die Gentech-Konzerne testen längst Sorten, die speziell für die Produktion von Agro-Treibstoffen entwickelt wurden. Syngenta hat in die Maissorte 3272 das Enzym Alpha-Amylase eingepflanzt, ein starkes Allergen. Gelangen die Gene dieses Enzyms in die Nahrungskette, wäre das ein Super-GAU.

Die Millionen Kleinbauern, die angeblich vom "Bio-Sprit"-Boom endlich zu Wohlstand kommen, sind weltweit nirgendwo zu entdecken. Statt dessen beherrschen global agierende Konzerne, milliardenschwere Investoren und Großgrundbesitzer den Markt des Bio Big Business, die es längst zu Reichtum gebracht haben. Und gerade deshalb erhält der Sektor der Agro-Treibstoffe weltweit so viele Subventionen aus öffentlichen Geldern wie kaum eine andere Branche. Die "Global Subsidies Initiative" hat errechnet, daß allein die US-SteuerzahlerInnen den "Bio-Sprit"-Boom mit jährlich rund 5,5 bis 7,3 Milliarden US-Dollar subventionieren.

Auch die Bundesregierung, die EU und indirekt zudem die VerbraucherInnen Europas subventionieren die Produktion und den Einsatz von Agro-Treibstoffe oder zahlen künstlich erhöhte Endpreise. Ende Juli 2007 mahnte ausgerechnet der Sachverständigenrat für Umweltfragen eine Umkehr in der Förderpolitik an. Das Gremium wurde pikanterweise von der Bundesregierung selbst eingerichtet. "Der vielfach verbreitete Eindruck, Biomasse könne in absehbarer Zeit einen großen Teil der fossilen Brennstoffe - klimafreundlich - ersetzen, ist wissenschaftlich nicht tragbar", schreiben die Sachverständigen in einem Sondergutachten und kritisieren die bestehenden Subventionen für Agro-Energie.

Der vermehrte Einsatz von Agro-Energie bremst nicht etwa den Klimawandel - er heizt ihn kräftig an. Allein durch das Abfackeln von Regenwäldern und Torfgebieten in Südostasien, um Platz für Palmöl-Plantagen zu schaffen, werden Megatonnen Kohlendioxid freigesetzt, bevor auch nur ein Gramm Kohlendioxid in den Industrieländern eingespart werden kann. In Brasilien, das weltweit führend in der Produktion von Ethanol als Treibstoff ist, stammen 80 Prozent der nationalen Treibhausgas-Emissionen nicht vom Autoverkehr, sondern von Brandrodung und Abholzung, teils als Folge der Ausweitung der Soja- und Zuckerrohr-Plantagen.

Einer der Hauptverursacher für die Klimakatastrophe, der selten ins mediale Blickfeld gerät, ist das Agro-Business und das damit verbundene globale Ernährungs-System. Die Landwirtschaft ist für 14 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Wichtigste Teil-Ursache ist der Einsatz gigantischer Mengen Kunstdünger, wodurch permanent Stickoxide in die Atmosphäre gelangen, die sogar noch deutlich schädlichere Klimagase sind als Kohlendioxid.

Laut 'Stern Review', eine Studie zu Ökonomie und Klimawandel im Auftrag der britischen Regierung, werden die gesamten Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft bei anhaltendem Trend bis zum Jahr 2020 um etwa 30 Prozent ansteigen. Die sogenannten Entwicklungsländer würden dabei laut dieser Studie ihren Verbrauch von chemischen Düngemitteln während desselben Zeitraums verdoppeln - auch dies Folge des "Bio-Sprit"-Booms.

Völlig unrealistisch ist die Annahme, daß die weltweite landwirtschaftlich nutzbare Fläche den globalen Energieverbrauch decken könnte. Selbst wenn die USA ihre gesamte Mais- und Soja-Ernte in "Bio-Sprit" verarbeiteten, könnten damit lediglich 12 Prozent des nationalen Benzinverbrauchs und nur sechs Prozent des nationalen Dieselverbrauchs gedeckt werden. Daher ist klar, daß die Propagierung der Agro-Treibstoffe vor allem auf die sogenannten Entwicklungsländer abzielt.

Für die Weltbank mit ihrer lateinamerikanischen Tochter, der inter-amerikanischen Entwicklungsbank, ist das größte südamerikanische Land, Brasilien, der ideale Ort für die Expansion der Agro-Treibstoffe. Dort befindet sich noch viel Platz für neue Anbauflächen. Die Weltbank-Tochter rechnet mit 120 Millionen Hektar potenziell verwertbarem Ackerland. Ähnliche Berichte rechnen vor, daß Lateinamerika, Südostasien und Afrika zusammen rund 50 Prozent des global benötigten Agrartreibstoffs produzieren könnten, wenn man die dortigen "ineffektiven" traditionellen Bauernkulturen durch industrielle, "effektive" Agro-Plantagen ersetze. Ein Vorgang, der beispielhaft bereits in Brasilien vorgeführt wird: Allein zwischen 1985 und 1996 wurden dort 5,3 Millionen Menschen von ihrem Land vertrieben. Der Effekt war, daß Platz vor allem für Soja- und Eukalyptus-Plantagen sowie für Rinderweiden und Zuckerrohr-Plantagen geschaffen wurde.

Agro-Treibstoffe bekämpfen nicht die Armut in den Ländern des Südens - sie bekämpfen vielmehr die Armen. Die große Mehrheit der Bäuerinnen und Bauern dort besitzt nur wenig Land. Die Produktion auf kleinen Flächen zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs ist nicht rentabel. Für Agro-Treibstoffe werden daher ganze Landstriche in industrielle Monokulturen umgewandelt. Das Geschäft machen Konzerne und Großgrundbesitzer. Die Folge sind schwerste Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen.

In Tansania etwa sollen Tausende Kleinbauern aus elf Dörfern dem britischen Konzern Sun Biofuels PLC weichen, der im Kisarawe-Distrikt an der Küste auf 9.000 Hektar Jatropha-Ölpflanzen anbauen will. Es fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Jakaya Kikwete. Das "Bio-Sprit"-Geschäft stinkt geradezu nach Korruption und ist offenbar so lukrativ, daß Sun Biofuels PLC über 630 Millionen Dollar Entschädigungen an 2.840 Haushalte zahlen will.

Weiter nördlich geht es den letzten afrikanischen Elefanten in Äthiopien an den Kragen. Dort will die Münchener Firma Flora Ecopower AG im offiziellen Schutzgebiet 'Babile Elephant Sanctary' Rizinusölpflanzen anbauen. Die Genehmigung für die Plantagen im Schutzgebiet mit noch rund 260 Elefanten erteilten die lokalen Behörden ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen für 45 Jahre. Ein Firmensprecher verteidigt das Agro-Treibstoff-Projekt als "neues Konzept der Entwicklungshilfe".

"Die Produktion von Agro-Treibstoffen kann weltweit zu Hunderttausenden zusätzlichen Hungertoten führen", warnte im Juni 2007 Jean Ziegler, UN-Sonderbotschafter für das Recht auf Nahrung. Der bekannte Soziologe und frühere Schweizer Parlamentarier beschuldigt die EU, Japan und die USA der "totalen Heuchelei", weil sie Agro-Treibstoffe förderten, um ihre eigene Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern. Dadurch erhöhe sich der Druck auf Land, das für Nahrungsmittelproduktion benötigt werde.

Weil weltweit immer mehr Nahrungsmittel zur Energiegewinnung verbrannt werden, hungern noch mehr Menschen auf der Erde. Die Ärmsten der Armen können finanziell mit AutobesitzerInnen nicht konkurrieren. Der mexikanische "Tortilla-Krieg" lieferte dafür bereits ein Beispiel. Aufgrund der Verteuerung von Importmais verdoppelte sich in Mexiko der Preis für Maismehl und die daraus hergestellten Tortilla-Fladen, dem Hauptnahrungsmittel der armen Bevölkerung.

Laut einer US-Studie könnte die Zahl der Hungernden bei fortgesetzter Verbrennung von Nahrungspflanzen von rund 850 Millionen auf 1,2 Milliarden Menschen im Jahr 2025 steigen. Das Getreide, das umgewandelt in Ethanol zur Füllung des Tanks eines Oberklassewagens notwendig ist, kann einen Menschen während eines ganzen Jahres ernähren. In Indonesien kochen inzwischen immer mehr Menschen mit gebrauchtem Pommesfett, weil sie sich das traditionell verwendete und nährstoffreiche Palmöl nicht mehr leisten können, seit der Preis für Palmöl im Zuge des "Bio-Sprit"-Booms sprunghaft angestiegen ist.

Agro-Treibstoffe konkurrieren mit Nahrungsmitteln nicht nur um Land, sondern auch um das Wasser, das für die Bewässerung der Äcker benötigt wird. Das internationale Wasser-Management-Institut kalkuliert, daß in einem Land wie Indien jeder Liter Zuckerrohr-Ethanol 3.500 Liter an Wasser verbraucht.

Mitte August 2007 legten ForscherInnen auf der Internationalen Wasserwoche in Stockholm Studien vor, die eindeutig belegen: Weltweit ist nicht ausreichend Wasser vorhanden, um den Bedarf an Lebensmitteln zu decken und zugleich große Mengen Pflanzen für die Gewinnung von Agro-Treibstoffen anzubauen.

Obwohl auch die Ethanol-Produktion sehr wasserintensiv ist, hat US-Präsident Bush im Frühjahr 2007 ein historisches Bündnis mit dem brasilianischen Präsidenten Lula geschlossen: eine "OPEC des Ethanols". Die Zuckerrohr-Barone sind begeistert und träumen von einer 55-prozentigen Steigerung der Anbauflächen, um die Nachfrage aus Europa und den USA abzudecken. Rund 200.000 MigrantInnen aus Brasiliens Nordosten schneiden pro Saison im Süden das Zuckerrohr mit Macheten - 12 Stunden am Tag, in der prallen Sonne und für einen Hungerlohn. Jedes Jahr sterben Dutzende dieser "Ethanol-Sklaven" an Erschöpfung oder Hitzschlag.

Frei Betto, brasilianischer Befreiungstheologe, Bestsellerautor und Zeitungskolumnist, spricht schlicht von "Todes-Sprit". Der Zuckerrohr-Anbau in Brasilien beruhe seit der Kolonialzeit auf extremer Ausbeutung, Umweltvernichtung und Abzweigung öffentlicher Gelder.

Der Boom beim Zuckerrohranbau bewirkt laut Frei Betto eine gewaltige Binnen-Migration, ein Anwachsen der Slums, eine Zunahme von Mord und Rauschgifthandel sowie Kinderprostitution. "Weil sich der Sojaanbau im Südosten Brasiliens durch die Ethanolproduktion verringert, kommt es zu einer starken Ausweitung der Sojaflächen in Amazonien. Und dies bedeutet rücksichtslose Urwaldzerstörung." Frei Betto fordert deswegen die Lula-Regierung auf, sich um die Hungernden des Landes zu kümmern, anstatt die Zuckerrohrbarone noch reicher zu machen.

Die Wunderwaffe der Agro-Treibstoffe-Fetischisten heißt BtL - "Biomass to Liquid". Doch die als besonders ökologisch propagierte zweite Generation von Agro-Treibstoffen, hergestellt aus den Pflanzenresten der land- und forstwirtschaftlichen Produktion, ist keine ökologische Wunderwaffe, sondern eine zusätzliche ökologische Gefahr. Alle Biomasse, die zum Beispiel für die Ethanolproduktion verbrannt wird, kehrt nicht mehr in die Erde zurück. Die ohnehin durch die agro-industrielle Landwirtschaft verarmten Böden werden dadurch noch stärker erodiert und benötigen eigentlich die organischen Reststoffe zur Regeneration.

Jede Sekunde werden schon heute 2.420 Tonnen Boden in die Weltmeere gespült. Was das bedeutet, spüren vor allem diejenigen UreinwohnerInnen und Kleinbäuerninnen und -bauern weltweit, die seit Generationen ihre Böden angepaßt bewirtschaften.

Immer heftiger werden ihre Vorbehalte gegen den "Bio-Sprit"-Boom. Anfang Juli 2007 protestierten Indigenen-VertreterInnen in Paris auf einer Tagung der "Convention on Biodiversity" gegen die aggressive Vermarktung von Agro-Treibstoffen. Durch die riesigen Monokulturen würden systematisch indigene Rechte verletzt, die Armut verstärkt, die Artenvielfalt zerstört und traditionelle Kulturen vernichtet. Anfang 2007 forderten lateinamerikanische Umweltgruppen in einem offenen Brief an die Europäische Union: "Wir wollen Ernährungssouveränität, keine Biotreibstoffe. Der durch die Länder des Nordens verursachte Klimawandel läßt sich nicht dadurch aufhalten, daß nun neue Probleme in unserer Region geschaffen werden." Auch die brasilianische Landlosenbewegung MST und das weltweite Netzwerk Vía Campesina warnen: "Wir können keine Tanks füllen, während Mägen leer bleiben."

Beim Sozialforum in Mali im Februar 2007 schließlich sagten Hunderte von AktivistInnen den Monokulturen der Energiepflanzen, den sogenannten "Grünen Wüsten", den Kampf an. In Europa fordern über 100 Umweltgruppen von der EU ein sofortiges Moratorium für Agro-Treibstoffe.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Kyoto-Protokoll und Regenwaldvernichtung (20.08.07)

      Palmöl aus Malaysia?
      Der Konflikt zwischen 'Rettet den Regenwald'
      und den Stadtwerken Schwäbisch Hall (11.12.06)

 

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