31.05.2004

Bau des Super-Airbus verzögert

Airbus ist mit seinen Plänen zur Produktion des Super-Airbus A 380 in Hamburg vor Gericht vorläufig gestoppt worden

Wegen angeblich lockender Arbeitsplätze gibt es gegen das gigantomanische Airbus-Projekt von linker Seite bisher nur wenig Widerspruch. Die zur Produktion benötigten Fertigungshallen übertreffen alle in Europa bekannten Maße. Hamburg sollte trotz Protesten von AnwohnerInnen zum größten Fertigungs-Standort des neuen Super-Airbus werden. Airbus ist eine Tochterfirma der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS), des größten Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtkonzern Europas, an dem auch DaimlerChrysler beteiligt ist.

Hamburger Verwaltungsgerichte stoppten nun letzten Mittwoch, 26. Mai, die Baumaßnahmen zur Verlängerung der bisherigen Landebahn um rund 600 Meter. Dabei geht es bei den Klagen der AnwohnerInnen nicht allein um egoistische Interessen, sondern auch um Naturschutz. Für die geplante Erweiterung wäre der Abriß eines nach der Flutkatastrophe vom Februar 1962 angelegten Elb-Deichs am südwestlichen Ende der alten Flugpiste nötig geworden. Dieses Gebiet ist jedoch aufgrund seines hohen Sauerstoffgehalts das fischreichste der Unterelbe.

Diese Erweiterungspläne wurden zunächst vom Hamburger Verwaltungsgericht untersagt und nun - nach Beschwerden der EADS und des Senats der Hansestadt - vom Hamburger Oberverwaltungs- gericht bestätigt. Begründet wurde der Beschluß damit, daß das Verwaltungsgericht eine zutreffende Interessenabwägung zwischen Airbus und den zahlreichen Klagen der AnwohnerInnen vorgenommen habe.

Der größte europäische Flugzeugbauer hatte die Verlängerung der Landebahn beantragt, weil die derzeitige Länge von 2.684 Metern bei einem Start der schweren Frachtversion des neuen Super-Airbus A 380 nicht ausreichen würde. Im Oktober 1998 begann bereits das Genehmigungsverfahren für die Verlängerung der Startbahn. Die Planfeststellungsbehörde der Hansestadt hatte der Erweiterung dann im April 2004 zugestimmt. Doch 158 AnwohnerInnen und GrundstückseigentümerInnen wehrten sich gegen diesen Planfeststellungsbeschluß und reichten Sammelklagen ein.

Solange über diese in einem Eilverfahren nicht gesondert entschieden sei, dürfe nicht gebaut werden, beschloß nun das Verwaltungsgericht. Es soll damit verhindert werden, daß vollendete Tatsachen geschaffen werden, die die Rechte der Kläger verletzen könnten. In Hamburg-Finkenwerder, auf dessen Gemarkung das Fabrikgelände steht, hält der Widerstand der AnwohnerInnen gegen den Ausbau unvermindert an. Die geplante erweiterte Startbahn auf dem Airbus-Gelände in Finkenwerder würde knapp 200 Meter vor der Dorfkirche von Neuenfelde enden. Die wohl berühmteste mechanische Orgel der Welt, die nach ihrem Macher Arp-Schnitger benannte Orgel von 1688 ist in dieser Kirche zu finden. Neuenfelde gehört zudem zum sogenannten Alten Land, dem größten und einem der ältesten zusammenhängenden Obstanbaugebiete Nordeuropas.

Geht der Bau nicht in diesem Juli weiter, ist der geplante Start im Jahr 2006 für den A 380 in Frage gestellt. Aktuell war von Airbus vorgesehen, ein 130 Meter langes Teilstück des Neuenfelder Hauptdeiches abzutragen, das der Piste im Wege ist. Dies ist jedoch nur möglich, solange der Flugbetrieb ruht. Der nächst mögliche Termin dafür ist im Juli während der Werksferien. Seit 1992 findet dort bereits die Endmontage der kleineren Airbusse A 318, A 319 und A 321 statt. Setzen sich die AnwohnerInnen am Ende durch, dann ist nicht nur der Bau des A 380 gefährdet, sondern nach den Regeln des Kapitalismus das gesamte Werk.

Die Flugzeugbauer hatten versprochen, in und um Hamburg 4.000 Arbeitsplätze zu schaffen, 2.000 im Werk selbst und weitere 2.000 bei Zulieferbetrieben. Die bundesdeutschen Flughäfen sind allerdings bis jetzt nicht darauf eingerichtet, daß ein A 380 sie anfliegen könnte. Nur für den Franz-Josef-Strauß-Flughafen in München wurden inzwischen die dazu notwendigen Umbaumaßnahmen genehmigt.

So gibt es beispielsweise auch beim Frankfurter Flughafen Probleme selbst mit der neuen Start- und Landebahn1. Dabei ist das Chemiewerk 'Ticona' im Weg. Ab 2007 sollten durch den Ausbau in Frankfurt pro Jahr 81 Millionen Passagiere bei 800.000 Flugbewegungen abfertigt werden. Nun wird sich dies zumindest bis 2009 verzögern.

Neben der zivilen Luftfahrt mischt Airbus kräftig im Rüstungsgeschäft mit: Der Konzern produziert das Kampfflugzeug Eurofighter und den Kampfhubschrauber Eurocopter im Rahmen eines Zusammen- schlusses der Firmen Aerospatiale und Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB).

 

Frank Bayer

 

Anmerkung:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'Robin Wood kämpft gegen den Frankfurter Flughafen' v. 15.01.04

 

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