22.04.2004

Wieder mal Panne
im AKW Biblis

Bei einer Routineprüfung wurde im südhessischen AKW Biblis wieder mal ein Schaden entdeckt. Im Block A ist ein Dichtungselement defekt. Wie das hessische Atom-Ministerium routinemäßig verharmlosend mitteilte, bestehe dennoch selbstverständlich keine Gefahr für Personal oder Umgebung.

Das AKW Biblis hat eine lange Geschichte von "Unbedenklichkeiten":

1987: Ein "Zwischenfall" in Block A führte zu einer Verbindung zwischen Hoch- und Niederdruck-System. Es bestand die Gefahr, daß eine vom Nachkühl-System abzweigende Prüfleitung auf Grund des hohen Drucks hätte aufplatzen und das den Reaktor vor Überhitzung schützende Kühlwasser in größeren Mengen hätte entweichen können. Erst mit einem Jahr Verzögerung wurde dies durch Veröffentlichungen in der US-amerikanischen Presse bekannt.

Februar 1988: Laut einem internen Gesprächsprotokoll setze sich die RWE bei einem Treffen mit Vertretern von Atomspeditionen im AKW Biblis dafür ein, daß radioaktiv kontaminierte Castor-Behälter an Stellen, die während des Transports nicht zugänglich seien, "nicht entsprechend den Transportvorschriften dekontaminiert" werden sollten. Bereits 1985 hatten Fachleute bei Transporten von den AKWs Biblis und Unterweser nach LaHague an der Unterseite der Castor-Behälter vom Typ NTL 10 Defekte an der Außenseite entdeckt. Laut Cogema-Bericht v. 16.06.1986 fanden Fachleute an der Unterseite eines Castor-Behälters geschmolzenes Harz, das teils zähflüssig war, teil ausgehärtet in Form langer Stalaktiten herabhing. Das Harz dient zur Abschirmung. Ist diese beschädigt, wird damit der Schutz reduziert.

4.03.1994: In einem Motor in Block A verursachte ein vergessener Meißel einen "Störfall". Der Meißel hatte einen Kurzschluß zur Folge, der Motor geriet in Brand und beeinträchtigte eine von vier Hauptkühlmittel-Pumpen.

August 1997: Während der Revision fiel im Block B eine von vier Kühlwasserpumpen aus, die für die Kühlung des aus Revisionsgründen im Lager befindlichen Reaktorkerns benötigt wurde. Da zwei Pumpen nicht funktionsfähig waren bzw. überholt wurden, konnte die Sicherheitsvorgabe, daß zwei Pumpen ständig einsatzbereit sein müssen, nicht erfüllt werden.

Auch 2004 kam es bereits zu mehreren "Störfällen" und "Defekten".

Laut Ministeriumsangaben wird derzeit die Schadensursache geklärt und es würden als Ersatz für die Dichtungselemente vergleichbare "Abschlußvorrichtungen" überprüft.

 

Ute Daniels

 

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