Zwei Angestellte verstrahlt - bis heute verharmlost
Der Betreiber-Konzern des Schweizer Atomkraftwerks Beznau, wollte dieser Tage das 40-jährige Jubiläum des Meilers feiern. Nun platzt die Nachricht von einer bis heute verharmlosten "Panne" in die Hochstimmung. Am 3. August waren zwei Angestellte in Block 2 des AKW Beznau bei Arbeiten unterhalb des Reaktordruckbehälters einer Strahlendosis von bis zu 38 Millisievert ausgesetzt. Der Grenzwert liegt für beruflich strahlenexponierte Personen bei 25,4 Millisievert.
Das eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) hat ein Strafverfahren gegen den Betreiber-Konzern Axpo eingeleitet. Ermittelt wird wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Zuwiderhandlung gegen das Strahlenschutzgesetz. Es droht eine Strafe von bis zu 10.000 Franken. Der Betreiber-Konzern habe die Überschreitung am folgenden Tag als INES-1-Vorfall deklariert. INES ist die Internationale Erreignisskala von 0 bis 7. Die meisten "Pannen" in Schweizer Atomkraftwerken werden in Stufe 0 eingeordnet. Nach umfangreichen Abklärungen habe das ENSI den Vorfall kürzlich auf die INES-Stufe 2 gesetzt und ein Strafverfahren eröffnet.
Nach zwei automatischen Schnellabschaltungen innerhalb von drei Tagen ist Block 2 des AKW Beznau seit Donnerstag, 5. November, wieder am Netz. Mit 40 Jahren Betriebszeit ist Block 1 des AKW Beznau der mittlerweile älteste Druckwasserreaktor der Welt. Die Anti-AKW-Bewegung kritisiert vor allem den Zustand der Notsysteme, die derzeit nicht in der Lage sind, den Reaktor bei einem großen Unfall ausreichend zu kühlen. Vor kurzem sei bekannt geworden, daß Aufträge für dringende Nachrüstungen erteilt wurden. Diese beträfen die rissigen Reaktordruckbehälter sowie unzulässig abgenützte Dampf- und Kühlwasserrohre und vor allem die Notstromversorgung. Diese Nachrüstungen seien allerdings frühestens in zwei Jahren vorgesehen.
Das AKW Beznau liegt am Fluß Aare kurz vor dessen Einmündung in den Rhein und damit in Grenznähe zu Deutschland. Der Standort ist in der Diskussion für den Bau eines neuen Meilers. Über die Zukunft der Atomenergie soll in der Schweiz in einer Volksabstimmung im Jahr 2012 entschieden werden.
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Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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