24.09.2008

EdF schluckt British Energy

Wirtschaftliche Konzentration nimmt zu

Der weltweit größte Atomstrom-Konzern EdF (Électricité de France) übernimmt nach monatelangem Hin und Her British Energy für 12,5 Milliarden Pfund (rund 16 Milliarden Euro). Der Widerstand von Seiten zweier privater Großaktionäre auf britischer Seite soll ausgeräumt worden sein. Die Konzentration auf dem europäischen Markt, auf dem auch die den deutschen Strommarkt beherrschenden Oligopolisten E.on, RWE, Vattenfall und EnBW zu den Top Ten zählen, nimmt damit weiter zu. Einwände der europäischen Kartellbehörde sind offenbar nicht zu erwarten.

Es ist der bislang teuerste Zukauf der EdF, die nach wie vor auf dem französischen Strommarkt keinen ernsthaften Konkurrenten hat. British Energy war bisher in Großbritannien der größte Stromversorger und Betreiber von acht der insgesamt nur noch zehn britischen Atomkraftwerke. EdF baut mit dem Kauf auch seine Position als weltweit größter Betreiber von AKWs aus. Der Konzern betreibt in Frankreich 58 Reaktoren an 19 AKW-Standorten. Schon bisher war EdF auf dem britischen Strommarkt der fünftgrößte Stromlieferant.

19 französische Atomkraftwerke mit 58 Reaktoren

Vor Seiten der Atom-Lobby wird der Deal mit der - seit Jahren wiederholten - Ankündigung geschmückt, dies werde nun eine "Renaissance der Kernkraft" einläuten. Von der britischen Regierung, die gut 35 Prozent an British Energy hält, erhielt EdF die Zusage, vier Atomkraftwerke vom Typ EPR mit einer Leistung von 1.600 Megawatt an bestehenden AKW-Standorten bauen zu dürfen.

Zur Zeit wachsen jedoch die Schwierigkeiten bei den beiden AKW-Neubauprojekten im finnischen Olkiluoto und in Flammanville in Nordfrankreich. Die Atomkraftwerke vom Typ EPR wurden zu einem Fixpreis von 3,2 Milliarden Euro angeboten, doch durch Pfusch am Bau und Verzögerungen im Terminplan, sind die zu erwartenden Kosten pro AKW bereits bei rund 5 Milliarden Euro angelangt. Staatliche Subventionen wie von in den 1980er Jahren sind zumindest in Finnland ausgeschlossen und auch in Großbritannien, das bereits in einer tiefen Wirtschftskrise steckt, wird für EdF nicht mehr viel an Steuergeldern anzuzapfen sein. Aus Finanzkreisen ist zu hören, daß EdF einen um rund 5 Milliarden Euro überhöhten Preis für British Energy bezahlt habe. Der angeschlagene Atomstrom-Konzern British Energy hatte erst im vergangenen Quartal einen Einbruch des Nettogewinns von 65 Prozent zu verzeichnen und mußte die Stromproduktion drosseln.

Hinzu kommt, daß es sich bei den acht von British Energy betriebenen AKWs um ältere Meiler handelt, die wegen zunehmender Reparaturausfälle nur noch ein knappes Fünftel des Stromverbrauchs in Großbritannien abdecken konnten und zudem innerhalb der kommenden Jahre endgültig abgeschaltet werden müssen. Allein im Jahr 2006 mußten in Großbritannien vier Reaktoren aus Altersgründen stillgelegt werden.

EdF-Chef Pierre Gadonneix erklärte, die Akquisition werde bereits vom kommenden Jahr an zum Gewinn beitragen. Er war zuletzt bei Übernahmeversuchen in Spanien, Belgien, Rußland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und zunächst auch Ende Juli in Großbritannien bei British Energy gescheitert. Unklar ist bei dem Kauf von British Energy noch, ob EdF alle Anteile übernehmen wird. EdF verhandelt derzeit noch mit dem britischen Gasunternehmen Centrica, 25 Prozent der Anteile zu übernehmen. Bedingung für den Kauf sei dies aber nicht. Gadonneix schloß zudem nicht aus, das Angebot für den Kauf des US-Stromversorgers Constellation zu erhöhen. EdF verfügt über eine sogenannte Kriegskasse, die mit schätzungsweise 25 bis 30 Milliarden Euro gefüllt ist.

Der deutsche Atomstrom-Konzern RWE hatte zwischenzeitlich auch für British Energy geboten, war dann aber ausgestiegen und kündigte nun an, dennoch Atomkraftwerke in Großbritannien bauen zu wollen. Auch E.on war aus vorzeitig dem Rennen ausgeschieden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel

      Atomenergie in Frankreich

      Neubau britischer AKWs aus Steuermitteln?
      Sterbende britische Atom-Branche hofft auf Brown (11.01.08)

      Teilprivatisierung des französischen Strom-Konzerns EdF
      Profitgier kann Atomenergie stoppen (25.10.05)

      British Energy und der europäische Atom-Ausstieg
      Blair kämpft ums Überleben des Atom-Konzerns British Energy
      (8.05.04)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

neuronales Netzwerk