20.07.2007

Atommüll-Endlager in Gorleben
nicht mehr durchsetzbar

"Sicherheitsunterlagen" im Reißwolf vernichtet

Sicherheitsrelevante Meßergebnisse zur Begutachtung des in Gorleben geplanten Atommüll-Endlagers wurden nach Informationen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg "gleich LKW-weise" weggeschafft und dem Reißworf überantwortet. Der Bürgerinitiative seien entsprechende Informationen von einer Quelle "aus Kreisen der Atomindustrie" zugespielt worden. Ohne die Original-Meßdaten seien die angeblich darauf beruhenden offiziellen Abschlußberichte nicht mehr belegbar, erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative, Francis Althoff. Er zieht daraus den Schluß: "Nach diesem neuerlichen Skandal ist das Vorhaben Atommüll-Endlager Gorleben entgültig erledigt."

"Nun wird es den Betreibern unmöglich sein, auch nur den Hauch eines begründeten Sicherheitsnachweises für die Endlagerplanung in Gorleben zu erbringen", führt Althoff weiter aus. Zuständig für seismologische Messungen des Gorlebener Salzstocks war lange Jahre der ehemals bundeseigene Betrieb Prakla-Seismos in Hannover. Für den Vorläufer des Bundesamt für Strahlenschutz (BFS), die Physikalisch Technische Bundesanstalt, unternahm Prakla-Seismos jahrelang hochfrequente elektromagnetische Bohrloch-Meßverfahren. Später wurden die Messungen im Auftrag des BFS durchgeführt. Nachdem Verkauf und Abwickelung des Betriebs wurden - laut Informationen der Bürgerinitiative - "LKW-weise" die Unterlagen der Meßergebnisse weggeschafft und vernichtet.

Trotz Nachfrage wollte das BFS als Auftraggeber der Untersuchungen das wichtige Material offenbar nicht übernehmen. Denkbar ist, daß die Meßergebnisse ganz andere Schlußfolgerungen zuließen als in den darauf beruhenden offiziellen Abschlußberichten festgeschrieben wurde. Greenpeace hat bereits des öfteren entsprechende Fälle aufgedeckt, bei denen die für die Untersuchungen zuständigen WissenschaftlerInnen zum Schweigen gezwungen worden waren.

Für ein Endlager-Genehmigungsverfahren zu Gorleben sind seismischen Daten entscheidend für den Sicherheitsnachweis. Die wohl jetzt nur noch existierenden Zusammenfassungen sind unbrauchbar, weil nicht mehr zu überprüfen. "Die Schlampereien im Atombereich nehmen offensichtlich kein Ende und machen auch vor einer Behörde die uns laut Titel vor Strahlung schützen soll nicht halt", so Althoff. In einem Brief an das BFS und das Bundesumweltministerium fordert die Bürgerinitiative nun Einsichtnahme in den Bestand der Unterlagen. "Seit Jahrzehnten warnen Geologen vor der Inbetriebnahme Gorlebens. In diesem Zusammenhang fragen wir uns, warum Massen an Meßunterlagen vernichtet wurden. Gorleben muß sofort aufgegeben und kein weiteres Geld in dieses Chaos investiert werden", heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative.

Ob dies allerdings Sigmar Gabriel ebenso sehen wird, ist eine ganz andere Frage. In den nächsten Monaten wird sich (einmal mehr) zeigen, ob es sich bei Gabriel um einen Bundesumweltminister oder um einen Bundesatomminister handelt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe hierzu auch unsere Artikel:

      AKW Brunsbüttel läuft weiter
      Schneller warten mit Gabriel (23.06.07)

      Groß-Demo in Gorleben am 1. September (19.05.07)

      Europa und Euratom (25.03.07)

      Gabriel läßt AKW Biblis A in Betrieb
      Abschaltung war für 26.02.2007 angekündigt (28.02.07)

 

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