10.02.2009

Radioaktiv kontaminierter Stahl

und eine "rot-grüne" Erblast

Bei zwei stahlverarbeitenden Firmen in Braunschweig und Lüneburg sind radioaktiv kontaminierte Edelstahlprodukte gefunden worden - als Ursprung des Stahls wurde nach ersten Auskünften Indien behauptet. Selbstverständlich wurde umgehend Entwarnung gegeben: Eine Gesundheitsgefährdung sei auszuschließen, teilten das Bundes- und das Landes-"Umwelt"-Ministerium heute (Dienstag) mit. Weder Mitarbeiter, die in Kontakt mit dem Stahl waren, noch Bevölkerung oder Umwelt seien gefährdet gewesen.

Die Verunreinigungen seien die Folge eines unbeabsichtigten Einschmelzens von radioaktiven Strahlenquellen in einem indischen Schmelzwerk. Bei den Edelstahlprodukten handelte es sich zum einen um Maschinenteile, zum anderen um Stahlstangen, die in Deutschland erst noch weiterverarbeitet werden sollten. Das Material wurde vorsorglich sichergestellt und soll nun zurück nach Indien geschafft werden.

Die beiden in Niedersachsen betroffenen Betriebe, ein Stahlhändler in Lüneburg und ein Weiterverarbeiter in Braunschweig, hatten sich selbst an die Behörden gewandt. Sie waren von anderen Firmen auf das Problem aufmerksam gemacht worden und hatten sich dann auf eigene Faust Strahlen-Meßgeräte besorgt. Danach hatten sie die Gewerbeaufsicht eingeschaltet. Aus dem Bundes-"Umwelt"-Ministerium hieß es dazu am Dienstag, kontaminierte Stahlprodukte als Folge unbeabsichtigten Einschmelzens radioaktiver Strahlenquellen seien ein globales Problem.

Mittlerweile wurde in einer Pressemitteilung des Bundes-"Umwelt"-Ministeriums bestätigt, daß nicht nur in Niedersachsen, sondern in "mehreren" Bundesländern radioaktiv kontaminierte Edelstahlprodukte aufgefunden wurden. Das Material sei von den zuständigen Strahlenschutzbehörden der Länder vorsorglich sichergestellt worden. Zum Teil hätten die Strahlenwerte den Grenzwert der Strahlenschutzverordnung überschritten, nach dem sie der staatlichen Kontrolle unterliegen. Es muß also sehr wohl von einer Gefährdung ausgegangen werden.

Deutschland hat jedoch spätestens mit der Novellierung der Strahlenschutzverordnung im August 2001 unter "Rot-Grün" massiv zur Freisetzung radioaktiver Abfälle in die Umwelt beigetragen. Mit der Änderung der Strahlenschutzverordnung wurde die zulässige jährliche Gesamtbelastung eines Menschen (Dosisgrenzwert) von zuvor 0,6 Millisievert auf 1 Millisievert heraufgesetzt. Mehr noch: Es wurde der Weg freigemacht, um praktisch in unbegrenztem Umfang, Atommüll zu einfachem Müll umzudeklarieren.

Beim Abbruch von stillgelegten Atomkraftwerken fallen gewaltige Mengen von Atommüll an. Aufgrund der großzügigen Regelungen in der novellierten Strahlenschutzverordnung kann ein großer Teil dieses Atommülls einfach auf ganz normale Hausmülldeponien gekippt oder im Straßenbau weiterverwendet werden. Radioaktiv verseuchte Metalle können sich seitdem über den Weg des Recycling in beliebigen Produkten wiederfinden, die uns täglich umgeben.

Weil umdeklarierter Atommüll keinerlei Kontrolle mehr unterliegt, können radioaktive Substanzen selbst in Lebensmitteln wieder auftauchen, ohne daß es bemerkt werden wird. Und für das Ausland war die novellierte Strahlenschutzverordnung eine Einladung, radioaktiven Müll einfach nach Deutschland zu exportieren, weil er auf der Basis der Strahlenschutzverordnung preiswert als nicht-radioaktiv behandelt werden kann. Die Fachebene des Bundes-"Umwelt"-Ministeriums hatte KritikerInnen noch im April 2001 schriftlich bestätigt, daß die Strahlenschutzverordnung so nicht beschlossen werden dürfe. Dennoch trat sie vier Monate später in Kraft.

1998 hatte das Problem der Verbreitung radioaktiv kontaminierten Stahls per Recycling erstmals Wellen in den Mainstream-Medien geschlagen: Im Juni 1998 überzog eine radioaktive Cäsium-Wolke weite Teile Südeuropas, Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit registrierte Werte bis zu 150 Microbecquerel pro Kubikmeter. Das war der höchste Wert seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Ursache: Im südspanischen Stahlwerk Acerinox in Algeciras war radioaktiver Stahl "unbekannter Herkunft" eingeschmolzen worden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Die stille Katastrophe
      Folge 8 der Info-Serie 'Atomenergie'

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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