17.09.2009

Karlsruhe:
"Atomsuppe" wird verglast

Verbleib nach wie vor ungeklärt

Am gestrigen Mittwoch begann nach jahrelanger Verzögerung1 die Verglasung der Karlsruher "Atomsuppe". Es handelt sich dabei um die radioaktive Hinterlassenschaft einer Versuchs- "Wiederaufarbeitungsanlage", in der zwischen 1971 und 1991 Plutonium aus den verbrauchten Brennstäben der Atomkraftwerke separiert werden sollte. Die Verglasung soll zwei Jahre dauern, wenn die Anlage wie geplant kontinuierlich arbeitet. Insgesammt sollen 130 Glas-Kokillen mit jeweils 400 Kilogramm Glas erzeugt werden.

Die "Atomsuppe" ist eine der gefährlichsten Altlasten, die das nur wenige Jahrzehnte währende "Atomzeitalter" in Deutschland hinterlassen hat. Die rund 80.000 Liter strahlende und wärmeentwickelnde, radioaktive Flüssigkeit enthält 504 Kilogramm Uran und 16,5 Kilogramm hochgiftiges Plutonium, sowie beträchtliche Mengen Cäsium- und Strontium-Isotope als Einlage.

Anfang September startete der Probebetrieb der Verglasungsanlage, der noch im Februar für Juli 2009 angekündigt worden war. In einer Pressemitteilung erklärte der Betreiber, dieser sei ohne Störungen verlaufen. Der Rückbau der ehemaligen Versuchs-"Wiederaufarbeitungsanlage" hat sich seit 1991 mehrmals verschoben. 2005 war noch versprochen worden, bis 2014 könne in Karlsruhe der Status "grüne Wiese" erreicht werden. Im Januar 2008 hieß es, der Abriß der Gebäude könne frühesten 2023 erreicht werden. Parallel dazu haben sich die Schätzungen der hierbei anfallenden Kosten vervielfacht. Ursprünglich waren umgerechnet rund 500 Millionen Euro veranschlagt. 2007 wurde der Betrag von 1,9 auf 2,2 Milliarden Euro korrigiert. 2008 mußte das Stuttgarter Wirtschaftsministerium den Finanzbedarf auf nunmehr prognostizierte 2,6 Milliarden Euro anpassen.

Nach der Verglasung soll der sich wegen des radioaktiven Zerfalls stark erhitzende und hochgiftige Atommüll quer durch Deutschland an den Standort des ehemaligen DDR-Atomkraftwerks Greifswald transportiert werden. Dort besteht eines der deutschlandweit über 19 Zwischenlager für Atommüll. Das Zwischenlager Greifswald war bis vor wenigen Jahren ausschließlich für Brennstäbe aus den stillgelegten DDR-Atomkraftwerken Greifswald und Rheinsberg vorgesehen. Der weitere Verbleib ist nach wie vor ungeklärt. Der Gorlebener Salzstock ist nachweislich nicht zur Einlagerung von Atommüll geeignet und weltweit existiert kein Endlager für hochradioaktiven Müll.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Karlsruher "Atomsuppe"
      - Verglasung weiter verzogert (17.07.09)

      Terrorziel Atomkraftwerk
      TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht (17.06.09)

      Ankündigung:
      Karlsruher "Atomsuppe" soll ab Juli verglast werden (25.02.09)

      Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden Euro
      Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08)

      Karlsruher "Atomsuppe" kostet Milliarden
      Geplante "Entsorgung" verzögert sich weiter (5.10.07)

      Kosten Atomausstieg Karlsruhe verdoppelt:
      1,9 Milliarden Euro (17.05.05)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Info-Serie 'Atomenergie' - Folge 12

 

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