28.01.2001

Ökostrom
- richtig auswählen

Durch die Liberalisierung des Strommarktes dringt eine Vielzahl von Ökostromern auf den neuen Markt. Beflügelt durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) haben Solarfirmen und andere Hersteller regenerativer Energieanlagen Hochkonjunktur. Viele stammen aus der Anti-Atom- und Ökologiebewegung. Doch die Ökos scheinen in der Wahl ihrer Kooperationspartner nicht sehr wählerisch: Wenn man eine Weile sucht, findet man erschreckend viele Beispiele für Kooperationen von Ökoszene und Atommafia.

Die Naturenergie AG
Der größte Anbieter von Ökostrom ist erschreckenderweise die Naturenergie AG, Tochterunternehmen der Neckarwerke Stuttgart, dem Betreiber des AKW Neckarwestheim. Bei einem Blick auf die Partner der Naturenergie AG erlebt man weitere Überraschungen:

  • Die Freiburger Solarstrom AG, Betreiber diverser Solarkraftwerke, sowie enger Kooperationspartner der SolarFabrik. Eigentlich ein ökologisches Vorzeigeprojekt.

  • Die Murrhardter Gesellschaft für Dezentrale Energieanlagen (GEDEA), die mit Beteiligungsmodellen schon viele ökologische Energieanlagen gebaut hat, beispielsweise die Windkraftanlage auf dem Grünen Heiner bei Stuttgart.

  • Der Solarverein Marbach, einer der vielen Gruppierungen, die sich für den verstärkten Einsatz regenerativer Energien einsetzt.

LichtBlick und die Initiative Pro Wettbewerb
Die Hamburger LichtBlick gründete gemeinsam mit Yello Strom und best energy (bietet sowohl normalen, als auch Ökostrom an) die Initiative "Pro Wettbewerb". Unabhängig von den neoliberalen Inhalten der Initiative ist eine Kooperation mit dem Atomstromer Yello Grund genug, die ökologische Motivation von LichtBlick zu hinterfragen. LichtBlick wiederum kooperiert mit den Energiewerken Schönau, eigentlich ein Vorbild in Sachen Ökostrom.

B.A.U.M.
Die Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewußtes Management e.V. (B.A.U.M.) kooperiert ebenfalls mit Lichtblick. Auch hier finden wir wieder die Solarstrom AG. Schaut man sich die Mitgliederliste des B.A.U.M. an, findet man auch die Atomkonzerne Siemens und RWE, sowie Nestle, Lufthansa und DaimlerCrysler.

taz-Ökostromkampagne
Die taz wirbt zur Zeit massiv für einen Stromwechsel zu Ökostromanbietern. Dabei werden sieben Anbieter empfohlen. Neben LichtBlick finden sich hier noch zwei fragliche Angebote, best energy (gehört zur Berliner BEWAG) und Naturpur (gehört zur hessischen HEAG), beides Tochterunternehmen von alten EVUs, die auch Atom- und Fossilstrom anbieten.

Bündnis 90/Die Grünen
Nach der als "Ausstieg" getarnten Bestandsgarantie für die deutschen AKWs werben die Grünen für Ökostrom. Auf einer Pressekonferenz im Januar empfahl Gunda Röstel, damals noch Vorstandssprecherin der Grünen, unter anderem LichtBlick. Gunda Röstel ist inzwischen beim Atomkonzern e-on angestellt.

Es geht auch anders

Der Verein "Grüner Strom Label e.V." vergibt sein Label ausdrücklich nur für Anbieter, die keine Verflechtungen mit der Atomindustrie haben. Die Düsseldorfer Naturstrom AG, bisher einziger bundesweiter Anbieter mit dem Grünen Strom Label in Gold, hat das Ziel, unabhängig von Atomkonzernen zu agieren.
Greenpeace Energy will ebenfalls unabhängig von Atomkonzernen ökologisch erzeugten Strom vertreiben.

Was tun?

Es scheint nahezu unmöglich, Kooperationen mit der Atommafia zu vermeiden. Wichtig ist es, diese und weitere Fälle bekannt zu machen. Es muss Druck auf die Verantwortlichen gemacht werden. Ein Ansatzpunkt ist die Kampagne "Ökostrom von unten".

Keine Zusammenarbeit mit der Atommafia!

 

Hanno Böck

 

Netz für Meeresfreunde