23.10.2003

Artikel

ChevronTexaco
steht in Ecuador vor Gericht

30.000 BewohnerInnen des Amazonas klagen wegen Öl-Verseuchung

Erstmals konnte in Ecuador ein Öl-Multi wegen Umweltzerstörung vor Gericht gestellt werden. 88 KlägerInnen werfen dem US-amerikanischen Konzern ChevronTexaco im Namen von 30.000 BewohnerInnen des Amazonas-Urwaldes vor, ihre Heimat in Folge skrupelloser Öl-Förderung verseucht zu haben.

Auf mindestens eine Milliarde Dollar schätzen die AnwältInnen die Kosten für eine Wiederherstellung der verseuchten Gebiete und für die medizinische Versorgung der betroffenen AnwohnerInnen. Ein Anwalt von ChevronTexaco versuchte gestern, am ersten Prozeßtag, die Schuld auf die staatliche Ölgesellschaft Ecuadors zu schieben, die für die Schäden verantwortlich sei - nicht jedoch ChevronTexaco. Der Konzern habe bereits 40 Millionen Dollar in ein Programm zur Dekontaminierung der Region bereit gestellt und diese Arbeiten seien nach drei Jahren bereits 1998 von der Regierung als beendet erklärt worden. Neue Ansprüche müßten sich nunmehr an die staatliche Ölgesellschaft Petroecuador richten. Von Seiten der KlägerInnen wird dem entgegengehalten, daß Petroecuador zwar formell die Mehrheit am Gemeinschaftsprojekt zur Ölförderung in der Amazonas-Region besessen, die eigentlichen Entscheidungen jedoch Texaco getroffen habe. (Texaco fusionierte 2001 mit Chevron).

So sei es auch in der Verantwortung von Texaco gelegen, daß 70 Milliarden Liter ölhaltiges Wasser in offene Gräben und Flüsse eingeleitet wurden, heißt es in der Anklage. Und nach wie vor seien die Gewässer mit einer Ölschicht bedeckt. Zudem wird eine Zunahme von Magen-, Hals- und Hauterkrankungen auf die Ölversechung zurückgeführt. Bereits im August 2002 wurde eine entsprechende Klage, die in den USA eingereicht worden war, vom Berufungsgericht in New York an Gerichte in Ecuador verwiesen, da der Prozeß dort stattfinden müsse, wo der Schaden entstanden sei. Nun findet der Prozeß in Lago Agrio statt, das 175 Kilometer nordöstlich von Quito liegt und wo sich das Zentrum der Ölförderung in Ecuador befindet. Ein Urteil ist kaum vor einem halben Jahr zu erwarten und bei einer Berufung vor dem Obersten Gericht Ecuadors könnte ein Urteil noch Jahre auf sich warten lassen.

 

Adriana Ascoli

 

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