"Heuschrecken" vor Pleitewelle
Nicht die als "Heuschrecken" diffamierten Private-Equity- Unternehmen fallen massenhaft über eine gesunde Wirtschaft her, wie es der Anfang 2005 von Franz Müntefering aufgebrachte Ausdruck bildhaft unterstellte - als eines der ersten Opfer der sich ausweitenden US-Wirtschaftskrise steht dieses hochriskante Geschäftsfeld einer durchaus vielfältigen kapitalistischen Unternehmenslandschaft vor der Pleitewelle. Eine ganze Reihe weiterer Indikatoren zeigt zudem an, daß es in den kommenden Monaten nicht nur mit der US-Wirtschaft beschleunigt abwärts gehen wird.
"Es wird Zusammenbrüche von großen Unternehmen in Private-Equity-Hand geben, in diesem Jahr und im nächsten Jahr", sagte Jon Moulton, Chef des britischen Finanzinvestors Alchemy Partners, auf der Branchenkonferenz 'Super Return' Ende Februar in München. "Das ist absolut garantiert," assistiert TPG-Partner Matthias Calice. Und Steven Puccinelli, Europachef von Investcorp, teilt diese Ansicht. "Einige Unternehmen werden ihre Schulden nicht mehr bedienen können."
Dank der Kreditschwemme der vergangenen Jahre sind viele Unternehmen in den Portfolios von Private-Equity-Gesellschaften so hoch verschuldet wie noch nie. Nach Angaben der Ratingagentur Standard&Poor's erhielten Firmen im Rahmen von Buyouts im zweiten Quartal 2007 das 6,6-fache ihres operativen Jahresgewinns (Ebitda) als Schulden aufgebürdet. 2005 hatte der durchschnittliche Schuldenmultiplikator noch 5,2 betragen. Die Kredithausse hatte auch die Kaufpreise für Private-Equity-Deals auf Rekordhöhen getrieben.
Wer die Zeit billiger Kredite und hoher Verschuldung allerdings allein auf die andauernde Niedrig-Zins-Politik des damaligen Fed-Chefs Allan Greenspan schieben will, greift zu kurz. Bereits seit Mitte der 1970er Jahre, als die Erdöl-Förderung in den USA ihren Peak Oil überschritt, verlagerte die Weltmacht ihr Gewicht zunehmend vom wirtschaftlichen aufs militärische Standbein. Im Vertrauen darauf, daß die USA immer einen Ausweg finden würden und daß nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums das "Ende der Geschichte" und somit das nimmer endende Zeitalter eines unumschränkten Kapitalismus ausgebrochen sei, galten US-Unternehmen und -VerbraucherInnen nahezu als unbeschränkt kreditwürdig.
Nicht nur das Handelsbilanz-Defizit der USA wuchs von Jahr zu Jahr - auch der Staatshaushalt geriet mit Ausnahme einer vierjährigen Interims-Phase tief in die roten Zahlen.
Die Phase zwischen 1998 und 2001 war keineswegs der "klugen Haushaltspolitik" des damaligen Präsidenten William Clinton zu verdanken - sie beruhte hauptsächlich auf dem durch den IT-Boom ausgelösten Produktivitäts-Schub. Sicherlich kann niemand vorhersagen, ob nicht ein ähnlicher Effekt dem Kapitalismus noch ein weiteres Mal einen Aufschub vor der finalen Krise gewähren wird. Primär ist die Existenz dieser an den privaten Besitz von Produktionsmitteln gebundenen Wirtschaftsweise jedoch an die Ausbeutung der fossilen Energieträger gebunden. Die Steigerung der Produktivität durch immer effektivere Technologien ist lediglich ein sekundärer Faktor.
Der Beginn der Banken-Krise im Juli 2007 - ausgelöst durch das Platzen der US-Immobilien-Blase - stoppte auch den Boom bei Private-Equity-Übernahmen abrupt. Die Branche muß deshalb mit niedrigeren Renditen rechnen, was nun zur Pleite einzelner Private-Equity-Unternehmen führt. Der kalifornische Pensionsfonds Calpers reagierte bereits im Vorjahr und leitete 30 Prozent der für Private Equity bestimmten Investitionen um.
Auf die Investment-Banken kommen allein aus dem Geschäft mit Leveraged Loans in den kommenden Monaten weitere Milliarden-Abschreibungen zu. Die meisten Institute haben die Leveraged Loans erst auf etwa 96 Prozent ihres Nennwerts abgewertet. Beginnen die ersten Institute auf Druck der Bankenaufsicht ihre Kredite zu Preisen um die 85 Prozent zu verkaufen, kommen auch die anderen verstärkt unter Abschreibungsdruck. Seit Juli 2007 haben die Banken kaum Kredite weiterreichen können und sitzen weltweit noch auf 200 bis 800 Milliarden US-Dollar fauler Kredite.
Nach offiziellen Angaben sank das Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2007 auf eine hochgerechneten Jahresrate von 0,6 Prozent. Auch der Chef der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, räumte inzwischen ein, daß einige Banken die Krise nicht überleben werden. Nicht nur der deutsche Ifo-Index (20. Februar), sondern auch entsprechende Indikatoren in den USA weisen in den roten Bereich. Das Vertrauen der US-VerbraucherInnen sank wegen steigender Hypotheken und anderer Kredite, sowie der steigenden Arbeitslosigkeit auf einen neuen Tiefstand seit 1992. Die Börsen sind weltweit wegen der schlechten US-Daten erneut in den Keller gesackt, auch wenn der Rückgang nicht so heftig ausfiel wie im Januar.
Einer der für die unteren Schichten der US-Gesellschaft maßgeblichsten Wirtschafts-Indikatoren ist die monatliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe - und diese steigt permanent. Ebenso in den roten Bereich weist der Auftragseingang langlebiger US-Konsumgüter, der im Januar mit 5,3 Prozent deutlich stärker als erwartet gefallen ist. Viele US-Unternehmen haben ihre Investitionspläne auf Eis gelegt und reagieren auf die Konjunkturschwäche - und verstärken so zugleich den Abschwung. Die Universität Michigan legte am 29. Februar einen Bericht vor, wonach das Vertrauen der US-VerbraucherInnen auf dem tiefsten Stand seit 1992 angelangt ist. Von 78,4 Punkten im Januar sank er im Februar auf 70,8 Prozent.
Der Verkauf von neuen Häusern fiel vom Dezember zum Januar um 2,8 Prozent auf 588.000. Im Vergleich zum Januar 2007 sind die Verkäufe sogar um 33,9 Prozent zurückgegangen und das macht deutlich, wie stark dieser Markt auf das Platzen der Immobilien-Blase reagiert. Im gleichen Jahreszeitraum sind die Preise um 15,1 Prozent gefallen. Allein zwischen Dezember und Januar erneut um 10,9 Prozent.
Die Auswirkungen der Banken-Krise werden bereits an vielen verschiedenen Stellen sichtbar. So mußte aktuell der weltgrößte Versicherunds-Konzern American International Group (AIG) mitteilen, daß sich der Verlust im vierten Quartal 2007 auf 5,3 Milliarden US-Dollar belief - der größte in der 89-jährigen Geschichte des Unternehmens. AIG mußte im vierten Quartal 11 Milliarden US-Dollar abschreiben und schloß damit zu den großen Verlierern der Kreditkrise auf.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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