24.10.2007

Merrill Lynch erhöht
von 5 auf 8 Milliarden

Banken-Krise gewinnt Schwung

Nachdem die US-Investmentbank Merrill Lynch am 5. Oktober bereits eine Abschreibung von über fünf Milliarden US-Dollar und einen Quartals-Verlust bekannt geben hatte, erschreckte sie heute (Mittwoch) den Markt mit der Mitteilung, diesen Betrag auf 7,9 Milliarden US-Dollar erhöhen zu müssen. Sie schickte damit die US-Aktienmärkte zeitweise auf Talfahrt.

Um die Kurse zu stützen wurden Gerüchte gestreut, die US-Notenbank Fed werde den Diskontsatz senken. Die Aktie der Bank brach dennoch um 5,8 Prozent auf rund 63,22 Dollar ein. Die Aktie der ebenfalls in Folge der Banken-Krise angeschlagene US-Bank Bear Stearns (5.10., 21.09.) gab um 2,3 Prozent auf 113,54 US-Dollar nach, die der Citigroup (15.10., 2.10.) um 1,5 Prozent auf 41,82 US-Dollar.

Der Verlust bei Merrill Lynch erhöht sich durch die neuen Zahlen auf 2,3 Milliarden US-Dollar mach einem Gewinn im Vorjahresquartal von rund 3 Milliarden US-Dollar. Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch senkten daraufhin eine der wichtigsten Bonitätsnoten für Merrill Lynch um eine Stufe nach unten.

Merrill Lynch hat bei einem Gesamt-Engagement im CDO- und ABS-Bereich von - nach eigenen Angaben - 15,2 Milliarden US-Dollar mit 7,9 Milliarden mehr als die Hälfte abgeschrieben. Dies ist weit mehr als die branchenüblichen 15 Prozent. Aufgrund dieser Faustregel läßt sich abschätzen, wie stark die anderen US-Banken von der Krise betroffen sind.

Vor zehn Tagen war bekannt geworden, daß mehrere US-Großbanken - darunter Citigroup, Bank of America und JP Morgan Chase - beabsichtigen, in Kooperation mit dem US-Finanzministerium einen 80 Milliarden schweren Rettungsfonds für die sogenannten "Strukturierten Investment Vehikel" - also Hypothekenanleihen und Collateralized Debt Obligations (CDOs) - aufzubauen.(14.10.) Der Fonds mit dem Namen "Master Liquidity Enhancement Conduit" (MLEC) soll Mittel bereitstellen, um den Rückkauf der maroden Hypothekendarlehen zu organisieren und um so den Markt zu stabilisieren.

Inzwischen wurde in diesem Zusammenhang auch die Dresdner Bank genannt. Als erstes deutsches Kreditinstitut könnte die Allianz-Tochter bei diesem Fonds beteiligt sein. Wie das 'Handelsblatt' berichtete, überdenkt die ehemals zweitgrößte deutsche Bank derzeit ein Engagement. "Wir sind von den Initiatoren angesprochen worden, wir prüfen das jetzt", erklärte ein Konzernsprecher am Rande der IWF-Jahrestagung in Washington gegenüber dem 'Handelsblatt'.

Zugleich äußerte der ehemaligen Fed-Präsidenten Alan Greenspan auf der IWF-Jahrestagung deutliche Kritik an den Fondsplänen. "Es ist für mich nicht klar, ob dessen Vorzüge größer sind als die Risiken. Wenn man in das System interveniert, vertreibt man die Geier", erklärte Greenspan. "Die Geier sind aber manchmal sehr nützlich." Ob er allerdings die US-Bank Merrill Lynch als geeigneten Fraß für die Geier erachtet, ließ Greenspan wohlweislich offen.

 

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Anmerkungen

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