4.10.2013

Adobe gehackt
Zugriff auf Quellcodes
von ColdFusion und Acrobat

Adobe Alert - Hacker inside
Hacker konnten in das interne Netzwerk des US-amerikanischen Software-Konzerns Adobe eindringen. Wie das Unternehmen mitteilt, hatten diese im August Zugriff auf die Daten von rund 2,9 Millionen KundInnen und auf die Quellcodes von ColdFusion und Acrobat.

Das Desaster bei Adobe wurde am gestrigen Donnerstag durch einen Eintrag auf dem hauseigenen Blog bekannt. Die Konzern-Leitung geht davon aus, daß Hacker die Quellcodes "zahlreicher Adobe-Produkte" kopieren konnten. Adobe ist der Anbieter etlicher weltweit verbreiteter IT-Produkte wie Acrobat, das zum Lesen und Erstellen von pdf-Dokumenten benötigt wird, ColdFusion, das zum Erstellen professioneller html-5-web-Anwendungen dient, Premiere, einem Videoschnittprogramm und Photoshop, einem der bekanntesten Bildbearbeitungsprogramme.

Da anzunehmen ist, daß in allen diesen Programmen Hintertürchen für den US-amerikanischen Geheimdienst NSA eingebaut sind, muß davon ausgegangen werden, daß nun auch Unbekannte über den ungehinderten Zugang zu Millionen von Computern weltweit verfügen. Im Gegensatz zu den genannten Quellcodes scheinen die Kreditkartendaten der Adobe-KundInnen zumindest verschlüsselt gewesen zu sein. Nach allen Erfahrungen mit US-amerikanischer Unternehmens-Kultur dürfte diese Verschlüsselung allerdings wenig taugen. Und so hat Adobe mittlerweile allen KundInnen zu "Sicherheitsmaßnahmen" geraten - also das Passwort zu ändern. Da bislang keine illegalen Zugriffe zu verzeichnen waren, ist aber anzunehmen, daß es die Hacker nicht auf finanzielle Vorteile abgesehen hatten. Es wäre interessant, wenn die Hacker gegebenenfalls ihre Erkenntnisse über Backdoors (Hintertürchen) in den Adobe-Produkten veröffentlichen.

Die "Sicherheits"-Leute von Adobe sprechen von einer "ausgeklügelten Attacke" auf ihr internes Netzwerk. "Wir bedauern sehr, daß sich dieser Zwischenfall ereignet hat," schreibt "Sicherheits"-Chef Brad Arkin im Adobe-Blog. Offenbar wurden die "Sicherheits"-Leute von Adobe erst durch den Hinweis des Journalisten Brian Krebs auf das Leck im internen Netzwerk aufmerksam. Dieser hatte bereits vor einer Woche die Adobe-MitarbeiterInnen darüber informiert, daß er auf einem Server ein 40 Gigabyte großes Datenpaket entdeckt hatte, in dem er die Quellcodes einiger Adobe-Programme fand. Auf dem betreffenden Server wurden schon häufiger Daten von Hacker-Angriffen entdeckt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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