9.01.2002

Gift im Geld

Das Hormongift Tributyzinn (TBT) hat bereits Schlagzeilen gemacht, weil es in Muscheln und Fischen gefunden wurde. Es gelangte in den Nahrungskreislauf, weil es massenhaft in Schiffsanstrichen verwendet wird, um den Muschel- und Algenbesatz zu verhindern. Dann wurde es in T-Shirts gefunden. Selbst die deutschen National- Fußballer hatten es in den T-Shirts der Marke 'adidas'. Jetzt wurde es im neuen Zehn-Euro-Schein entdeckt. Lediglich Ökotest und Süddeutsche Zeitung berich- teten...
Kein Anlaß mehr für Schlagzeilen ?

Die baumwollenen roten Zehn-Euro-Scheine seien zum Schutz der Farb-Echtheit mit einer ganzen Reihe zinnorganischer Verbindungen belastet, die Immun- und Hormansystem schädigen können, berichtete Ökotest. Labor-ExpertInnen fanden den Angaben zufolge pro Kilo 740 Mikrogramm an zinnorganischen Verbindungen, darunter Tributylzinn (TBT), "erhebliche Mengen" Mono- und Dibutylzinn sowie Monooktylzinn.

Bereits kleinste Mengen TBT können das Immun- und Hormonsystem von Tieren und Menschen beeinträchtigen. "Diese Hormongifte gehören nicht in Geldscheine", zitiert Ökotest den Hormon-Experten Dietrich Klingmüller von der Universität Bonn. Die Geldscheine seien zwar nicht akut pathogen, erhöhten aber ohne Not die Zahl der möglichen Auslöser von Allergien und hormonellen Störungen.

Fachleute weisen darauf hin, daß es längst unbedenkliche Alternativen gibt, um rote Baumwollscheine vor dem Verblassen zu schützen. Die Textil-Industrie nutze diese beispielsweise, um Farben in Kleidung zu stabilisieren.

Eine weitere Giftmüll-Deponie stellen die neuen Euro-Münzen dar. Die Zahl der Nickel-Allergiker droht zu steigen, weil das Metall in den Ein- und Zwei-Euro-Münzen enthalten ist. Allergikern wird angeraten, Münzen nicht "zu lange" in den Händen zu halten oder Handschuhe zu benutzen. Da dies nicht sehr praktikabel und kaum auf die Dauer durchzuhalten ist, gerade von Kindern, wird lakonisch kommentiert, der "Kontakt sei auf die Dauer kaum zu vermeiden". Nickel-Allergiker könnten beim Münzgeld "nur beobachten, ob sie reagieren und dann Vorsichtsmaßnahmen ergreifen", rät Ökotest.

AllergologInnen kritisieren den Nickel-Einsatz beim Euro-Münzgeld seit Monaten. Die Nickel-Industrie beteuert dagegen, bei normalem Gebrauch der Geldstücke sei der Nickelgehalt völlig "harmlos". Jahrzehntelang sei der Stoff in Münzen auf der ganzen Welt eingesetzt worden, ohne daß es schwerwiegende Hautprobleme gegeben habe.

Das Bundesfinanzministerium betont nach Angaben der Financial Times Deutschland, in Euro-Münzen sei nur halb so viel Nickel enthalten wie in den D-Mark-Münzen. Der Euro sei daher "allergologisch unbedenklicher". (Die Steigerungsform ist wirklich köstlich: Wie ist es möglich, sich noch weniger als keine Gedanken zu machen ?)

Grund für den Einsatz von Nickel in Münzen sind allein dessen elektrische und magnetische Eigenschaften. Nur so könnten Automaten die Münzen auseinanderhalten. Werden die Maschinen uns überleben ?

 

Adriana Ascoli

 

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