25.05.2003

Aktuelle schwedische Studie:
Handys gefährlicher
als bisher vermutet

Nach Erkenntnissen einer aktuellen wissenschaftlichen Studie müssen selbst die Handys, die mit dem "Blauen Engel" des Bundesumweltamtes ausgezeichnet sind, als gesundheitsgefährlich eingeschätzt werden. Der Marktanteil der Handys mit "Blauem Engel" liegt in Deutschland bei rund 20 Prozent. Die Studie des renommierten Strahlen-Experten Leif G. Salford, Forscher an der schwedischen Universität Lund, bestätigt den Verdacht, daß sich Handy-NutzerInnen bleibende Hirnschäden zuziehen. Dies gilt offenbar nicht nur bei intensivem Handy-Gebrauch.

Trittins Bundesumweltministerium reagierte darauf bisher nur mit der Verlautbarung, zunächst eine Wiederholung der schwedischen Studie abwarten zu wollen. In welchem Zeitraum dies erfolgen solle, blieb offen. Von Verbraucher-"schutz"-Ministerin und Handy-Junkie Künast ist in dieser Hinsicht nur Funkstille zu vermelden.

Die Ergebnisse der schwedischen Studie sind alarmierend. Salford gelang es erstmals, die durch Handy-Strahlung im Gehirn hervorgerufenen Schäden konkret nachzuweisen. Während bei anderen Studien das Gehirn unmittelbar nach der Bestrahlung untersucht wurde, machte Salford eine Langzeitstudie: Er bestrahlte Ratten einmalig über eine Dauer von zwei Stunden mit der Strahlung eines D-Netz Mobilfunktelefons und untersuchte die Gehirne der Tiere erst 50 Tage danach. Die Detail-Aufnahmen zeigten: Nach diesem Zeitraum waren viele Gehirnzellen der untersuchten Ratten geschrumpft oder geschädigt. Die Strahlung hatte - wie vorher auch schon von anderen internationalen Experten festgestellt - die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, die das Eindringen schädlicher Stoffe ins Gehirn verhindert, geöffnet, so dass Albumin-Eiweiß eindringen konnte.

Die Gehirnleistung von Menschen, bei denen durch Handy-Strahlung mehrfach Gehirnzellen abgestorben seien, lasse zwar nicht unmittelbar meßbar nach. Auf Dauer jedoch sei dies zu erwarten, weil sich die Schäden summierten. In der aktuellen schwedischen Studie wurden gezielt Ratten im Alter von 12 bis 26 Wochenuntersucht, die in ihrem Entwicklungsstadium als vergleichbar mit Teenagern gelten. Salford: "Wir können nicht ausschließen, daß eine ganze Generation von Nutzern nach Jahre langer häufiger Nutzung bereits im mittleren Alter unter negativen Effekten leiden könnte."

Salford hatte die Versuchstiere einmalig über zwei Stunden einer Bestrahlung von lediglich 2 mW/kg ausgesetzt. Bei 600 mW/kg liegt der Grenzwert für die Vergabe des "Blauen Engels" durch das Bundesumweltministerium. 2000 mW/kg beträgt der Grenzwert, den die handelsüblichen Handys in Deutschland nicht überschreiten dürfen. Selbst unter der Annahme, daß Ratten hundert mal empfindlicher reagieren als Menschen, läge der Grenzwert des "Blauen Engels" entschieden zu hoch.

Eine besondere Ironie liegt darin, daß die meisten Handys bereits heute einen sogenannten SAR-Wert zwischen 500 und 1000 mW/kg aufweisen - das Nokia-Handy 3310, das bei Jugendlichen besonders beliebt ist, liegt jedoch bei 810 mW/kg. Dabei beweist gerade Nokia, daß niedrigere Werte technisch heute realisiert werden könnten: Mit dem Nokia 8910 ist ein Gerät auf dem Markt mit einem SAR-Wert von 70 mW/kg. Und bereits 1995 hatte die Firma Hagenuk, die in der Entwicklung eine möglichst geringe Strahlenbelastung als Vorgabe verfolgte, ein Handy mit ähnlich geringem SAR-Wert angeboten.

Doch anscheinend geht in unserer Gesellschaft Gier vor Gesundheit.

 

Adriana Ascoli

 

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