12.07.2007

Jahrhundertüberschwemmungen
in China

Wetter-Chaos weltweit

Während in den USA höllische Temperaturen für gigantische Waldbrände sorgen, brachen über China "Jahrhundert"- Überschwemmungen herein. In den letzten zwei Wochen mußten in China mindestens 131 Menschen für die Klimaverbrechen der Konzerne und Regierungen ihr Leben lassen. Infolge der Überschwemmungen und Unwettern werden laut Angaben chinesischer Behörden darüber hinaus noch mehr als 30 Menschen vermißt.

Hunderttasende sind allein im Gebiet des Huai-Flusses in der Provinz Anhui vom Hochwasser bedroht. Eine halbe Million mußte nach offiziellen Angaben evakuiert werden. Bei den bereits seit Anfang Juni nicht nachlassenden Überschwemmungen kamen insgesamt mehr als 360 Menschen ums Leben. 7,4 Millionen sind ohne Trinkwasserversorgung.

Am Dongting-See in der Provinz Hunan flohen rund zwei Milliarden Ratten vor dem Hochwasser, nachdem ihre Baue überschwemmt wurden. Die Tiere sammelten sich in die Nähe der Städte Yueyang und Yiyang und fraßen bislang rund 1,6 Millionen Hektar Ackerfläche kahl, berichtete die Tageszeitung 'China Daily'. Die Bewohner haben dem Bericht zufolge seit Ende Juni mehr als zwei Millionen Ratten getötet. Die Kadaver wogen rund 90 Tonnen.

Seit Wochen werden die sechs Provinzen Anhui, Henan, Hubei, Jiangsu, Sichuan, Shaanxi und die Metropole Chongqing von schweren Regenfällen heimgesucht. Rund 100.000 Häuser wurden bisher zerstört und 400.000 beschädigt. Um ein Brechen der Dämme zu verhindern mußten zahlreiche Schleusen geöffnet und bewohntes Land geflutet werden. Die wirtschaftlichen Schäden durch das Hochwasser und die Unwetter werden auf umgerechnet 990 Millionen Euro geschätzt.

Der gewöhnlich im Juni einsetzende und nach langer Trockenheit lebensnotwendige Monsunregen1 nahm in diesem Jahr auch in der Intensität erschreckende Ausmaße an. Neben China sind weite Teile Asiens betroffen. Bangladesch, das erst in den letzten Jahren unter riesigen Überschwemmungen litt, ist von den heftigsten Niederschlägen der letzten sieben Jahre betroffen. Im Juni wurden in der Millionenstadt Chittagong ganze Stadtteile von Schlammmassen begraben. Elf Menschen kamen ums Leben und Tausende wurden obdachlos. In der pakistanischen Provinz Belutschistan wurden zwei Millionen Menschen obdachlos und über Hundert kamen zu Tode. Die Ernteausfälle betragen bis zu 90 Prozent und die Schäden werden auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt. In Indien sind sieben Millionen Menschen betroffen und nahezu eine Million ist von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lebensmittel werden knapp und es gibt kein sauberes Wasser mehr. Über 40 Wasserreservoire des Landes drohen zu bersten. In den Millionenstädten Kalkutta und Mumbai (Bombay) brachen zeitweise der Verkehr und das Stromnetz zusammen.

Rund um den Globus häufen sich deutliche Abweichungen von den gewohnten Wetterabläufen. In Mitteleuropa ist es zu kühl und regnerisch. Italien ist zugleich beiden Extremen ausgesetzt. Während im Zentrum und im Süden Italiens seit Wochen hochsommerliche Temperaturen den TouristenInnen behagen, schneit es in den Dolomiten, in Südtirol und in anderen Alpenregionen. Der Westen der USA erlebt eine "Jahrhundert-Hitzewelle", während es im Süden und besonders in Texas durch extreme Regenfälle zu Überschwemmungen kam. Sowohl in den Fluten als auch bei den durch die Hitze verursachten Bränden kamen Menschen ums Leben. Im Bundesstaat Utah verbrannten 150 Rinder.

Auch in Südamerika herrschen ungewöhnliche Wetterverhältnisse: In Argentinien und Chile sanken die Temperaturen bis auf 22 Grad unter Null. In Buenos Aires fiel am 10 Juli erstmals seit 1918 Schnee. Immer mehr KlimaforscherInnen korrigieren ihre Prognosen. Sicher vorherzusagen ist nur noch, daß es keine Sicherheit mehr vor drastischen und äußerst heftigen Wetterwechseln gibt. Vieles deutet darauf hin, daß die Klimakatastrophe sich nicht wie in den letzten drei Jahrzehnten gemächlich nähert. Die Menschheit muß sich darauf einstellen, daß sie - nach jahrelangen ausreichenden Vorwarnungen - nun mit einem Kollaps der Meeresströmungen und der planetaren Windverhältnisse, die sich über Jahrmillionen in einem relativ stabilen Gleichgewicht befanden, innerhalb weniger Jahre mit aller Macht hereinbrechen könnte.

Die globale Bedrohung macht zugleich deutlich, daß eine Rettung nicht mehr im Rahmen nationalstaatlicher Veränderungen, sondern nur noch durch die Überwindung des Kapitalismus weltweit zu erwarten ist.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unseren Artikel:

    Klimakatastrophe und Monsune
    Dürreperioden und sintflutartige Niederschläge wechseln sich ab
    (2.12.06)

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