Quelle: DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)
Das CO2-Minderungsziel, 75 Prozent gegenüber 1990 bis zum Jahr 2005 zu
erreichen, ist in rot markiert. Die CO2-Emission betrug 1987 bis 1990 rund
1.100 Mio. Tonnen CO2 jährlich. Davon stammten rund 800 Mio. Tonnen aus den
alten Bundesländern.
Die nach 1990 zu beobachtende Minderung der CO2-Emission ist fast
ausschließlich der sinkenden Emission in den neuen Bundesländern in Folge der
Zusammenbruchs der DDR-Altindustrien und der dortigen Umstellung von Kohle auf
Gas, den "wallfall profits", geschuldet. Zugleich verharrt die CO2-Emission der
alten Bundesländer fast konstant auf dem Level von 800 Mio. Tonnen.
Die Differenzierung der Daten in alte / neue Bundesländer war lediglich bis einschl.
1998 verfügbar - zufällig sind die CO2-Emission der darauffolgenden Jahre
(gelbe Säulen in der Grafik) gerade die, für die "Rot-Grün" verantwortlich zeichnet.
Doch dieses eh schon düstere Bild stellt sich bei näherer Untersuchung auch noch als
geschönt heraus: Denn in die Statistiken gehen nur die CO2-Emissionen ein,
die in der BRD anfallen. Die BRD verursacht daneben jedoch auch indirekte oder "graue"
CO2-Emissionen, die in anderen Ländern bei der (z.T. ausgelagerten)
Produktion von Gütern entstehen, die in die BRD importiert und hier verbraucht werden.
Diese müßten zu den direkten Emissionen addiert werden, da sie genauso wie die direkten
Emissionen durch den hiesigen Konsum verursacht werden. Für die Atmosphäre und das
Klima spielt es keine Rolle, in welchem Land CO2-Emissionen in die Erdatmosphäre
freigesetzt werden.
Gerade auf dem Gebiet der grauen CO2-Emissionen hat sich Anfang der 90er Jahre
eine
Trendwende vollzogen - allerdings nicht die Trendwende zum Schutz vor der
Klimakatastrophe. Das Volumen der importierten Güter ist im Zeitraum von 1987 - 1992 um
rund 55 Prozent angewachsen. Demgegenüber nahm der Export derselben Güter im gleichen
Zeitraum nur um 25 Prozent zu. Dadurch steigen die indirekten CO2-Emissionen
durch den Import von Gütern deutlich an. Bei der Berechnung der indirekten
CO2-Emissionen müßte z.B. bei Stahl die CO2-Emissionen durch den
Energieverbrauch bei der Schürfung der Erze, beim Transport und bei der
Stahlherstellung in Schmelzöfen berücksichtigt werden. Bei Kraftstoffen und Heizöl
beinhalten die indirekten CO2-Emissionen die Emissionen bei der Gewinnung
und dem
Transport des Erdöls und bei der Produktion der Kraftstoffe in Raffinerien.
Voraussetzung für einen realen Kurswechsel weg von der immer mehr beschleunigten
Umweltzerstörung wäre, daß die Fakten wie hier dargestellt einem breiten Publikum
bekannt würden. Statt dessen wird ihm mit "Ökosteuer" und anderen Märchen von
Politik und Medien Sand in die Augen gestreut.
Klaus Schramm
Anmerkungen:
1 Beschluß der Bundesregierung v. 7. Nov. 1990
2 "Perspektiven für Deutschland", Bundeskanzleramt, Dez. 2001, S. 133