Ergebnisse der 9. UN-Klimakonferenz in Mailand
Während sich Atom-Minister Trittin als Vorreiter des Klimaschutzes feiern läßt und die dem entgegenstehenden
Fakten in den deutschen Massenmedien ausgeblendet bleiben, belegt die aktuell auf der UN-Klimakonferenz in
Mailand vorgelegte Studie der Europäischen Umweltagentur ebenso wie die Zahlen des DIW
(Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), daß sich die Lage weiter verschlechtert.
Nach einer kurzen Zeit gemeinsamer Anstrengungen - die USA ausgenommen - steigt auch in der EU und insbesondere
Deutschland1 wieder die CO2-Emission. Weder die schon bescheiden angesetzte
Klimaschutz-Verpflichtung,
die Deutschland noch unter der Kohl-Regierung verkündet hatte, noch das bereits niedriger gehängte Reduktions-Ziel des
Kyoto-Protokolls kann so erreicht werden.
Einer der Hauptverursacher der wieder ansteigenden CO2-Emission ist die ungebremste Zunahme des
Straßen-Verkehrs. Dabei wäre diese Zunahme durch eine Förderung des Schienen-Verkehrs durchaus umzukehren.
Dies ist seit Jahren durch unabhängige Studien belegt und wird kaum mehr ernsthaft angezweifelt. So schädigt der
Straßen-Verkehr auf die durchschnittliche Beförderungsleistung bezogen das Klima mehr als fünf mal so stark wie der
Bahn-Verkehr. Der erst kürzlich verabschiedete Bundesverkehrswegeplan allerdings ist ein Signal in die falsche Richtung.
Nicht verwunderlich ist daher, daß der gestern auf der 9. UN-Klimakonferenz in Mailand vorgestellte Emissionsbericht der
EU nach Angaben der Europäischen Umweltagentur noch pessimistischer als im Vorjahr ausfällt. Und für Deutschland,
das rund ein Viertel der CO2-Emissionen in der EU verursacht, wird ein noch stärkerer Anstieg der
Emissionen prognostiziert.
Grundlage einer zukunftsorientierten Klimapolitik müßte eine konsequente Energiewende sein. Diese kann nicht
mit einem einseitigen Ausbau der Windenergie einerseits und zugleich einer die Autoindustrie fördernden Verkehrspolitik
und einer Blockade von Kraft-Wärme-Kopplung, Biogas- und Kleinwasserkraftwerken andererseits erreicht werden.
Ziel einer realistischen Energiewende muß es sein, vorrangig den Energiebedarf durch effiziente Energietechniken und
Energieeinsparung - ein Potential, das noch weitestgehend ungenutzt brachliegt - um die Hälfte zu reduzieren
und den restlichen Bedarf durch einen Mix mit steigendem Anteil aller alternativen Energiequellen, angefangen
von der Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerke), über Wind-, Wasser-, Biogas-, Solar-, und Geothermie-Kraftwerke
bis hin zur energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe (Schilfgras, Ausforstungsholz etc.) zu decken. Wie in
der folgenden Grafik ersichtlich, können regenerative Energiequellen erst zum Zuge kommen, wenn der gesamte
Energiebedarf drastisch zurückgefahren wird.
Eine solche Energiewende ist jedoch nicht mit, sondern nur gegen die vier Giganten, die den deutschen Strommarkt
beherrschen, RWE, Vattenfall, E.ON und EnBW, und nur gegen die Mineralöl-Konzerne durchzusetzen.
Adriana Ascoli
Anmerkung:
1 siehe unseren Artikel:
'Umweltpolitische Geisterfahrer -
"Rot-Grün" mit voller Fahrt in die Klimakatastrophe' vom 9.01.03