14.01.2001

Kritik an einem Artikel der 'Welt' v. 10.01.01:
"Bundeswehr informiert über Uran"

Uran-Munition
Halbe Wahrheiten und ganze Lügen

Wie die Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition kleingeredet wird

Die Zitate stammen alle aus der Internetversion der Zeitung 'Die Welt'. Keineswegs soll dadurch der Eindruck vermittelt werden, daß 'Die Welt' eine außergewöhnlich unredliche Zeitung sei, die zur Verharmlosung, Täuschung und Vertuschung des Themas Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition beiträgt. In anderen Zeitungen findet man das auch, insbesondere jedoch aus dem Munde von Politikern, die es eigentlich besser wissen müßten. 'Die Welt' muß sich aber dem Vorwurf aussetzen, daß sie die halben Wahrheiten und ganze Lügen unkommentiert und unkritisch weiterverbreitet. Die Zeitung steht nur stellvertretend für diese Art der Berichterstattung.

Beginnen wir mit der Aussage:
"Im Kriegseinsatz können Soldaten durchaus auch mit anderen toxischen Substanzen in Berührung kommen - zum Beispiel mit Lösungsmitteln wie Benzol."

Diese Aussage ist sicherlich wahr. Aber sie wurde hier benutzt in der Absicht, die Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition kleinzureden. Der Leser soll denken: wenn es auch andere toxische Substanzen gibt, kommt es da auf eine mehr oder weniger an. Benzol ist den meisten Menschen bekannt. Obwohl eindeutig krebserregend, wurde es seit langer Zeit dem Superbenzin beigemischt, um die Oktanzahl zu erhöhen. Die Ölkonzerne und die Autofahrer nehmen das Krebsrisiko leichtfertig in Kauf. Das ist der Preis, den viele Menschen für ihre Mobilität zu zahlen bereit sind. Die "Benzoltoten" wären vermeidbar, das würde jedoch Verzicht bedeuten, den viele als Einbuße der Lebensqualität erleben würden. Hingegen ist Uranmunition ein Stoff, mit denen Menschen normalerweise nicht in Kontakt kommen. Die "Urantoten" wären ohne Einbuße der Lebensqualität vermeidbar.
Richtig ist die Aussage in folgendem Zusammenhang, der aber in der 'Welt' nicht genannt wurde:
Im Kriegseinsatz kommen Soldaten mit toxischen und tödlichen Substanzen in Berührung, an denen sie massenhaft sterben. Auch die Zivilbevölkerung stirbt daran: Benzol, Uranmunition, chemische Vernichtungsmittel wie das von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzte dioxinhaltige "Agent Orange", Bleiprojektile aus Maschinengewehren, Landminen, Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Weil das bekannt ist, gehören die Mittel der Kriegführung - hier bei uns ist das die Bundeswehr - geächtet und abgeschafft, Soldaten als Mörder geächtet und ins Zivilleben resozialisiert, die Politiker aller kriegführenden Staaten - nicht nur die der Serben sondern vor allem auch die der NATO - als Kriegsverbrecher verurteilt. Der Einsatz von Uranmunition ist ein Kriegsverbrechen, das aufgrund der langfristigen Verseuchung als außergewöhnlich schweres Kriegsverbrechen verurteilt werden muß.

'Die Welt' schreibt:
"Statt mit Spekulationen und Gerüchten wird die Truppe mit Fakten konfrontiert - zum Beispiel durch ein Papier des Führungsstabs, das am 5. Januar herausging und das jeder Soldat im Internet nachlesen kann. Darin wird eine Gefährdung deutscher Soldaten durch Rückstände eingesetzter Uranmunition "ausgeschlossen". Untersuchungen im Kosovo hätten ergeben, dass eine "großflächige Verstrahlung oder Kontamination . . . mit abgereichertem Uran" nicht vorliege. Im Einsatzgebiet der deutschen Soldaten hätte das abgereicherte Uran (DU, depleted Uranium) "nur einen verschwindend geringen Beitrag zur stets vorhandenen externen Strahlenbelastung" dargestellt. Zum Vergleich: Ein Kilogramm DU führe in einer Distanz von einem Meter in einem Jahr zu einer Dosis, die nur ein Drittel dessen beträgt, was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt."

1.
Die eindeutige Lüge, daß eine Gefährdung deutscher Soldaten durch Rückstände eingesetzter Uranmunition "aus- geschlossen" sei, wird als Fakt benannt. Selbst wenn die Gesundheitsgefährdung auf dem selben Niveau liegen würde, wie beim obengenannten Benzol, kann die Gesundheits- gefährdung nicht "ausgeschlossen" werden. Zahlreiche Substanzen, mit denen wir täglich in Berührung kommen, gefährden unsere Gesundheit. Auf Zigarettenschachteln steht es sogar ausdrücklich drauf. Nur Uranmunition ist laut 'Welt' völlig ungefährlich.

2.
Eine "großflächige Verstrahlung oder Kontamination . . . mit abgereichertem Uran" habe es nicht gegeben. Das ist Ansichtssache, kann also wahr sein. Aber was gab es dann? eine "kleinflächige" Verstrahlung oder Kontamination. Was ist mit den Menschen, die gerade in dem nicht "großflächigen" Gebiet ihr Häuschen und ihr Gemüsegarten haben? Was ist mit den Soldaten, die auf einem halben Hektar, einem wirklich nicht "großflächigem" Kasernengelände übernachten müssen? Der gesamte Kosovo ist nun wirklich kein "großflächiges" Land, wenn man es mit den NATO-Ländern Kanada, USA oder auch Deutschland vergleicht. Eine grobe Karte der uranverseuchten Gebiete ist in der Urangeschosse- Broschüre (herunterzuladen von www.uranmunition.de) enthalten.

3.
Ob Uranmunition "nur einen "nur einen verschwindend geringen Beitrag zur stets vorhandenen externen Strahlenbelastung" leistet ist wiederum Ansichtssache. Derjenige, der sich jeden Abend auf zweieinhalb Promille zusäuft, würde auch behaupten, er habe heute nur eine verschwindend geringe Menge Alkohol getrunken, wenn er mit 0,8 Promille am Steuer seines Autos erwischt wird. Alles ist relativ. Ich unterstelle es einmal als wahr, daß ein Kilogramm DU in einer Distanz von einem Meter in einem Jahr zu einer Dosis führt, die ein Drittel dessen beträgt, was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt. Jedoch stecken in der Aussage der 'Welt' gleich mehrere Probleme:

3a.
Für Strahlenbelastung gibt es unterschiedliche biologische Wirksamkeiten: Uran ist ein Alpha-Strahler, der bei gleicher Dosis eine zwanzigmal höhere biologisch schädliche Wirkung hat, als die gleiche Dosis Hintergrundstrahlung, denen der Normalbürger ausgesetzt ist.

3b.
Für Strahlenbelastung gilt das sogenannte Abstands- quadratgesetz. Das bedeutet, wenn die Strahlenquelle 1 mm vom Wirkort entfernt ist, ist die biologisch schädliche Wirkung eine Million mal höher als bei einem Abstand von einem Meter. Nun habe ich meinen Beispielabstand von 1 mm nicht zufällig gewählt: Uranoxidstaub hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, daß er eingeatmet und in den Knochen des Menschen abgelagert wird. Die von ihm ausgesendeten Alpha-Teilchen haben ohnehin nur eine Reichweite von durchschnittlich 1 mm im Körper. Da ist es eher bemerkens- wert, daß man in einem Meter Abstand überhaupt "ein Drittel" mehr messen konnte.

3c.
Der Zeitraum von einem Jahr ist wirklich willkürlich gewählt. Er soll suggerieren, daß ein Soldat, der sich nur ein Vierteljahr im Kosovo aufhält, folglich nur ein Zwölftel der Hintergrund- strahlung als Mehrbelastung abbekommt. Nun habe ich bereits festgestellt, daß Uranoxidstaub in den Knochen des Menschen abgelagert wird. Er wird dort nicht ausgeschieden und verbleibt dort bis zum Tode. Die Zeit der Exposition ist also nicht identisch mit der Zeit, die man sich im Kosovo aufhält, sondern mit der gesamten noch verbleibenden Lebensdauer!

3d.
Die Hintergrundstrahlung ist leider nicht mehr gleichzusetzen mit dem, "was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt". Hinzu kommt alles das an von Menschen verursachten Strahlenquellen, was nicht mehr genau einer einzelnen Strahlenquelle zuzuordnen ist: Zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki haben ihren Fallout nach 55 Jahren gleichmäßig über die gesamte Erde verteilt. Japan ist kaum noch mehr belastet als Deutschland. Das gleiche gilt für den Fallout der zahlreichen überirdischen Atomwaffentests der Amerikaner in der Wüste Nevada in den 50er und 60er Jahren. Selbst "Tschernobyl" gehört nach 15 Jahren überwiegend zur Hintergrundstrahlung. Die Hintergrundstrahlung macht es so schwierig, z.B. bestimmte Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch den AKW-Betreibern in Krümmel eindeutig kausal zuzuordnen. (Ein Gefälligkeits- gutachten für die Krümmelbetreiber hatte den Fallout auf Geesthachter Dachböden den Atomwaffentests in Nevada zugeordnet, mit der gleichen Logik könnte das Pentagon nun behaupten, John Wayne hätte seinen durch Strahlung verursachten Krebs durch den Fallout eines deutschen AKW bekommen.) Hintergrundstrahlung ist zu mindestens einem Drittel nicht mehr "natürlich".
Das kann man erkennen, wenn man die Zahlenwerte für natürliche Strahlung aus Veröffentlichungen der frühen 50er Jahre mit denen für heutige Hintergrundstrahlung vergleicht. Auch die "natürlichen Strahlenquellen" waren niemals unschädlich. Es hat schon immer Krebserkrankungen gegeben. Wenn die Hintergrundstrahlung steigt, steigt auch die Anzahl der Krebserkrankungen. Es ist bekannt, daß die Häufigkeit der Krebserkrankungen in den letzten 50 Jahren deutlich gestiegen ist. Einige Autoren nehmen an, daß die Häufigkeit der Krebserkrankungen proportional zur Höhe der Hintergrundstrahlung steigt, es finden sich auch Hinweise für einen stark überproportionalen Anstieg, (so Holger Strohm "Warum auch geringe Radioaktivität lebensgefährlich ist"). Auch wenn die kausale Zuordnung der Strahlenbelastung eines einzelnen Menschen zu den einzelnen Strahlenquellen nicht möglich ist, müssen wir schlußfolgern: Jeder, der durch 0,000x% an freigesetzter Radioaktivität die Hintergrund- strahlung um 0,000x% erhöht, ist damit auch für den Anstieg der strahlungsbedingten Krebserkrankungen um etwa 0,000x% verantwortlich. Die 0,000x% eines einzelnen Atomkraftwerkes in Krümmel sind vielleicht nicht meßbar, ein Anstieg strahlungsbedingter Krebserkrankungen um 0,000x% betreffen mehrere Menschen, das können die Leukämiekranken in der Elbmarsch sein, aber auch solche, die ganz woanders wohnen. Wenn wir es also als wahr unterstellen, daß die Strahlen- belastung durch Uranmunition wirklich "nur" ein Drittel der Hintergrundstrahlung beträgt, so gehen die zu erwartende Todesopfer im Kosovo und anderswo in die Tausende.

'Die Welt' schreibt:
"Zudem war es den deutschen Soldaten verboten, sich im Kosovo in der Nähe zerstörter Fahrzeuge aufzuhalten oder Munition, die hätte vergiftet sein können, zu berühren. Wer sich trotzdem in der Nähe dieser Gefahrenquellen aufhalten musste - zum Beispiel, um einem Menschen das Leben zu retten -, musste Staub- beziehungsweise Schutzmasken tragen. Sie verhindern "zuverlässig" die Aufnahme von uranhaltigen Stäuben. Bei keinem der bisher untersuchten deutschen Soldaten sei "eine Inkorporation von abgereichertem Uran" festgestellt worden."

Die Logik der 'Welt' besteht aus mehreren Schritten:

1.
Uranmunition ist überhaupt nicht besonders gefährlich.

2.
Für alle Fälle gab es ein Aufenthaltsverbot und ein Verbot, die Munition zu berühren. Soll also heißen: wenn ein Soldat sich vergiftet hat, hat er das Verbot nicht beachtet und ist selber schuld. Hier wird der Eindruck erweckt, es handelt sich um sichtbare Fahrzeug- und Munitionsteile, deren Berührung man mit der nötigen Achtsamkeit vermeiden kann. Ein Verbot der Berührung mit unsichtbaren Uranoxidstaub, Partikelgröße 0,0025 mm, wäre ja wohl kaum durchführbar.

3.
Offensichtlich weiß der Autor doch etwas vom Staub: Wer sich trotzdem in der Nähe einer Gefahrenquelle aufhalten mußte, mußte Masken tragen. Soll also heißen: wenn ein Soldat sich vergiftet hat, hat er wohl keine Maske getragen und ist selber schuld. Hier wird der Eindruck erweckt, daß der Staub sich an besonderen "Gefahrenquellen" aufhält. Er wird jedoch zunehmend gleichmäßig über dem gesamten Kosovo und später über die gesamte Erde verteilt.

4.
Wenn bei keinem der bisher untersuchten deutschen Soldaten "eine Inkorporation von abgereichertem Uran" festgestellt worden sei, frage man nach der Auswahl der Soldaten und nach der Untersuchungsmethode. Aufgrund der "selber schuld"-Unterstellung werden die, die es am nötigsten hätten, sich wohl kaum zur Untersuchung melden. Die Unter- suchungsmethode, die an anderen Stellen veröffentlicht wurde, ist die Untersuchung des Urins auf Uran. Daß man dort zu allerletzt was finden kann, ergibt sich daher, daß Uran in Flüssigkeiten nur schwer löslich ist und sich einlagert: in den Knochen, (ergibt durch die Nähe zum Knochenmark Leukämie und Zerstörung des Immunsystem) und wenn es zur Niere kommt, gelangt es in den Nierenzellen und nicht in den Urin. Da ich mir nicht vorstellen kann, daß Laborpersonal nicht weiß, daß man eine kaum lösliche Substanz in einer Flüssigkeit (Urin ist flüssig) nur zu allerletzt findet, fehlen mir die Worte für die Dreistigkeit des Vertuschungsmanövers.

'Die Welt' schreibt:
"Das amerikanische Verteidigungsministerium hat in seinen Untersuchungen keinen Hinweis darauf gefunden, daß angereichertes Uran (DU = depleted Uranium) ursächlich für Leukämie ist."
[Druckfehler: soll statt angereichertes wohl abgereichertes Uran heißen, der Verf.]
Worauf hat die amerikanische Regierung untersucht? Wenn man überhaupt nicht auf Leukämie untersucht, sondern auf Knochenkrebs, dann wird man auch nur Knochenkrebs finden und nicht Leukämie. So bereits 1998, veröffentlicht unter der Adresse http://ehpnet1.niehs.nih.gov/docs/1998/106p465- 471miller/abstract.html.
Ich kenne keine Untersuchung der amerikanischen Regierung auf den Zusammenhang von Uran und Leukämie mit negativem Ergebnis.

'Die Welt' schreibt:
"Briten benutzten seit Jahren Uran-Geschosse bei Übungen
Munition soll die Gesundheit der Soldaten nicht gefährdet haben
London - Britische Truppen haben nach Angaben der Regierung in den vergangenen zehn Jahren Uran-Geschosse bei Schießübungen im Norden das Landes benutzt. Eine Sprecherin des britischen Verteidigungsministeriums sagte am Sonntag in London, die verwandten Granaten hätten aber keine Gefährdung für die Gesundheit der Soldaten dargestellt. Umwelt- und Militärexperten hätten die Munitionstests überwacht. Abgereichertes Uran, wie es die NATO im Bosnien- und im Kosovo-Krieg eingesetzt hatte, steht im Verdacht, Erkrankungen wie Blutkrebs auszulösen, die unter dem Sammelbegriff "Balkan-Syndrom" zusammengefasst werden. Die Ministeriumssprecherin sagte, die Schießübungen in der Meeresbucht Solway Firth zwischen Südwest-Schottland und Nordost-England hätten weder eine besonderes Risiko für Meerestiere und -pflanzen, noch für die Bevölkerung oder die eingesetzten Truppen dargestellt. Nach Berichten der Zeitung "Sunday Telegraph" wurden 1421 Granaten mit abgereichertem Uran seit 1995 in der Bucht abgefeuert. Ein Sprecher des Nationalen Verbandes der Golfkriegs-Veteranen sagte dem Blatt, die Angelegenheit der Munition beträfe nicht nur die Soldaten, sondern auch die Öffentlichkeit. Die Schießübungen fänden nahezu vor den Haustüren der Menschen statt."

Man könnte zynisch feststellen: Durch das Design dieses "Menschenversuches" ist es geradezu von vornherein ausgeschlossen, daß es hier zu einem statistisch meßbaren Ergebnis kommen wird. Die Soldaten können sich nämlich bei der Handhabung der intakten Uranmunition vor der Gesundheitsgefährdung durch die Alpha-Strahlung des Urans schützen. Bei einer "Reichweite" der Alpha-Strahlung von ca. 1 mm reicht ein handelsüblicher Handschuh. Und küssen wird Soldat das Projektil wohl kaum. Geschossen wird in eine Meeresbucht. Erst bei dem Aufprall zerfallen die Uran- geschosse zu Uranoxidstaub. Im Solway Firth kann man Gezeitenströme annehmen, die für eine rasche und gleichmäßige Verteilung der Staubes sorgen. Meerestiere schwimmen davon, Meerespflanzen werden von Menschen im Allgemeinen nicht gegessen. Die Inkorporation dieses Urans wird bei der schottischen Bevölkerung kaum höher sein als bei der dänischen. Auch die radioaktive Verunreinigung durch die Atomanlage in Windscale/Sellafield verteilte sich so rasch in der gesamten See, daß die britische Regierung immer behauptet, daß das Wasser dort nicht signifikant mehr verschmutzt ist. Also wird die Anzahl der Krebserkrankungen unter den Beteiligten britischen Soldaten keinesfalls höher sein als bei der übrigen nordeuropäischen Bevölkerung.

'Die Welt' schreibt:
"Auch der Bundeswehrverband hat sich für ein Verbot von Uranmunition ausgesprochen. Im ZDF "Morgenmagazin" betonte der Verbandsvorsitzende, Oberst Bernhard Gertz, dass es Alternativen gebe, die als panzerbrechende Geschosse eingesetzt werden könnten. "Da die Vereinigten Staaten die einzige Nation gewesen sind, die diese Munition im Kosovo-Luftkrieg verwendet hat, sollte es möglich sein, gemeinsam so viel Druck auf die USA auszuüben, dass sie diese Munition nicht mehr verwendet."

Offensichtlich glaubt der Bundeswehrverband nicht den Beschwichtigungen der 'Welt'. Oberst Gertz ist Fachmann und weiß es besser. Er handelt hier nach dem Motto: es sind nur die anderen Schuld. Die Anerikaner waren es gewesen. Nun war die "Arbeitsteilung" zwischen amerikanischer und Bundesluftwaffe wohl tatsächlich so, daß die Tornados "nur" "aufgeklärt", also die Ziele bestimmt haben, die dann von den nachfolgenden Amerikanern beschossen wurden. Für die Amerikaner war das nur logisch, sie schickten die Deutschen voraus, um so die Gefährdung für die eigenen Piloten zu mindern. Für die beteiligten Deutschen mindert das nicht die Schuld. Im Strafgesetzbuch nennt man so etwas Beihilfe. Da sagt § 27 (2) StGB: "Die Strafe für den Gehilfen richtet sich nach der Strafandrohung für den Tätern"

"Die Welt" schreibt:
"US-Armee gesteht Unfälle mit Uran-Munition
ein Sprecher: In der Oberpfalz keine Radioaktivität freigesetzt - Nato-Rat uneins über Moratorium - Albright warnt vor "Hysterie"
Berlin/Brüssel - Auf dem US-Truppenübungsplatz im oberpfälzischen Grafenwöhr ist es in der Vergangenheit zu Unfällen mit der umstrittenen Uran-Munition gekommen. Im Jahr 1987 sei einmal irrtümlich so genannte DU-Munition verschossen worden, sagte Michael Baldermann, Sprecher des Heidelberger Hauptquartiers der US-Armee. Nach dem Unfall sei das Geschoss samt dem umliegenden Erdreich sofort entfernt worden. Ein Jahr später sei beim Brand eines Panzer keine Radioaktivität freigesetzt worden, beteuerte Baldermann: "Die Ummantelung der Munition wurde bei dem Feuer nicht beschädigt." Bislang hatte die US-Armee bestritten, dass bei Übungen die Uranwaffen verwendet worden seien. Nach Angaben Baldermanns wird normalerweise die Uranmunition nicht bei Übungen von Bodentruppen eingesetzt. Sie werde allerdings in der Bundesrepublik für den Ernstfall bereit gehalten. Zugleich wies ein Sprecher der US-Luftstreitkräfte Vermutungen zurück, dass die Uranmunition in Deutschland von Flugzeugen abgeschossen geworden sei. Bei Übungsflügen werde nur Munition mit Blei-Kern eingesetzt, da Munition mit Uran-Kern extrem teuer sei, erklärte Wolfgang Hofmann von der US-Air-Force in Ramstein. Einzelheiten über die Verwendung von Uran-Munition wurden auch aus Frankreich bekannt. Das staatliche Waffenversuchszentrum (ETBS) im zentralfranzösischen Bourges hat in den vergangenen zehn Jahren etwa 1.400 Geschosse mit abgereichertem Uran getestet, berichtete die Regionalzeitung "La Nouvelle Republique". Die jüngsten Tests seien im Herbst 2000 durchgeführt worden. Es werde untersucht, welche Auswirkungen diese Erprobungen auf Personal und Umwelt haben könnten. Unterdessen hat sich der Nato-Rat in Brüssel nicht auf ein Moratorium für den Einsatz von Uran-Munition verständigen können. Nato-Generalsekretär George Robertson sagte nach der Ratssitzung, es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, die auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch Uran hinwiesen. Robertson betonte aber gleichzeitig, dass es derzeit auf dem Balkan keine Kriegshandlungen gebe und die Munition deshalb auch nicht eingesetzt werde. Im Nato-Rat hatten Deutschland und Italien einen einstweiligen Verzicht auf Uran-Munition befürwortet. Die USA, Großbritannien und Frankreich, die über diese Munition verfügen, lehnten die Forderung ab. Derweil hat der scheidende US-Verteidigungs- minister William Cohen eingeräumt, dass zerstörte Panzer auf dem Balkan hätten entsorgt werden müssen. Auf diesem Gebiet habe es Fehler gegeben, sagte Cohen. Indes warnte US-Außenministerin Madeleine Albright die Europäer vor "Hysterie" in der Debatte über uranhaltige Munition. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Munition und Krebserkrankungen bei auf dem Balkan eingesetzten Soldaten gebe, sei ungeklärt. Auch Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) schloss nach einem Treffen mit Medizinern ein Strahlenrisiko für Soldaten durch Uran-Munition nahezu aus. Zugleich warf er den Medien vor, mit "fahrlässigen" Berichten ein "Hysterie-Syndrom" verursacht zu haben. DW"

1.
Die US-Armee und damit "Die Welt" behauptet, Uran ist zwar nicht gefährlich, aber man trägt das in Deutschland "irrtümlich" verschossene Geschoß mit dem gesamten umliegenden Erdreich ab. Warum eigentlich: wenn Uranmunition so ungefährlich ist, wie Robertson behauptet, ist dieser Aufwand doch völlig unangemessen. Wenn er sich selbst ernst nimmt, sollte er sich wegen Verschwendung von Steuergeldern selbst entlassen!

2.
Abgereichertes Uran ist Abfall bei der atomaren Brenn- elementeproduktion, den die Atomindustrie sonst teuer endlagern müßte. Sie gibt es an die Waffenindustrie gerne und kostenlos ab. Das Verschießen in Form von Geschossen ist für sie die billigste Form der Entsorgung dieses Sondermülls. Das Kostenargument ist deshalb falsch. Im übrigen haben die Kosten von Waffen und Munition die Bundeswehr und die NATO noch nie daran gehindert, diese auch einzusetzen.

3.
Leider ist es nicht so, daß nach Einstellungen der Kriegshandlungen auf dem Balkan auch die gesundheitliche Gefährdung durch Uranmunition eingestellt ist. Der Uranoxidstaub wird so lange den Kosovo und seine Bevölkerung verseuchen, bis der Wind ihn über die gesamten Erde verteilt hat. Die Verseuchung der gesamten Bevölkerung durch das Schwermetall Uran wird von den Weißwaschern so bewertet werden: eine bestimmte Bevölkerung - etwa im Kosovo - ist nicht statistisch signifikant mehr belastet als eine andere Bevölkerung anderswo. Und die Werte für Hintergrundstrahlung werden einmal mehr angepaßt.

Ralf Cüppers

 

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