10.05.2012

Botswanas blutige Diamanten
Weiter Menschrechtsverletzungen
gegen !Kung

Tobee Tcori (Roy Sesana) von den !Kung Die Regierung Botswanas versucht offenbar weiterhin, die UreinwohnerInnen vom Volk der !Kung aus ihrem angestammten Lebensraum im Central Kalahari Game Reservat (CKGR) zu vertreiben. Im vergangenen Jahr hatten die !Kung vor dem botswanischen Berufungsgericht einen entscheidenden Sieg errungen. Sowohl die von der Regierung Botswanas bestrittenen Wasserrechte der !Kung wurden ausdrücklich anerkannt als auch ihr Recht, in der Kalahari zu leben. Doch nach wie vor geht es um Diamanten-Minen und Milliarden-Profite.

Die !Kung wurden in den vergangenen Tagen erneut durch botswanische Sicherheitskräfte drangsaliert. Einige wurden verhaftet, obwohl ihnen nach einem letztinstanzlichen Gerichtsurteil aus dem vergangenen Jahr das Recht zusteht, im Central Kalahari Game Reservat (CKGR) zu leben und zu jagen.

Laut einem Bericht der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' haben mehr als 18 Polizisten ein Lager in der Nähe der !Kung-Siedlung Metsiamenong errichtet. Metsiamenong ist für den Widerstand gegen die brutalen Vertreibungspolitik der vergangenen Jahrzehnte aus dem Reservat durch Botswanas Regierung bekannt.

Mindestens fünf Mitglieder der !Kung wurden bereits verhaftet, nachdem Fleisch in ihrer Gemeinde gefunden wurde. Es wurde aber noch keine Anklage erhoben. Andere Berichte besagen, daß auch Soldaten und paramilitärische Polizei in dem Reservat stationiert wurden. Den !Kung steht auf dem Papier das Recht zu, in der Kalahari zu jagen. Die Regierung weigert sich jedoch, ihnen Jagdlizenzen auszustellen.

Die !Kung, die von den früheren Kolonialherren abfällig als "Buschmänner" und heute oft auch als Gana- und Gwi-Volk oder San bezeichnet werden, waren mit Unterstützung der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' gegen ein Urteil des Obersten Gerichts aus dem Jahr 2010 in Berufung gegangen. In diesem Urteil war ihnen entsprechend dem Interesse der botswanischen Regierung und internationaler Diamanten-Konzerne das ihnen zustehende Recht auf Wasser aberkannt worden. Anfang 2011 jedoch erhielten sie in einem letztinstanzlichen Urteil Recht.

Obwohl ihnen formal bereits mit einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2006 die Rückkehr in ihre Heimat in der Kalahari zugestanden worden war, versuchte die botswanische Regierung dies nach wie vor zu hintertreiben. Sie tat alles, um das Leben der !Kung in der äußerst trockenen Region unmöglich zu machen. Insbesondere untersagte die Regierung den !Kung das Graben von Brunnen und ließ einen traditionellen Brunnen versiegeln, aus welchem sie seit Jahrzehnten Trinkwasser bezogen hatten.

Zugleich erlaubte die Regierung Botswanas dem Konzern Gem Diamonds im Jahr 2010 der Abbau von Diamanten in immer neuen gewaltigen Tagebau-Minen auf dem angestammten Land der !Kung und das Touristik-Unternehmen 'Wilderness Safaris' erhielt die Genehmigung, dort eine Luxus Lodge mit Swimmingpool zu eröffnen. Während den !Kung Wasser vorenthalten wurde, stellte eine Genehmigung für den Brunnen zur Speisung des Swimmingpools in der wasserarmen Region kein Problem dar. Botswana bestreitet seinen Staatshaushalt weit überwiegend aus den Konzessionszahlungen der Diamanten-Konzerne. 74 Prozent des Exports in Höhe von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro pro Jahr entfällt allein auf Diamanten.

Im Kalahari-Reservat erklärte ein Vertreter der !Kung: "Seit den Verhaftungen hat sich unser Leben stark verändert. Die Regierung hat Bewaffnete geschickt, um uns einzuschüchtern und um unser Leben schwer zu machen. Wir sind auf die natürlichen Ressourcen der Kalahari für unsere Ernährung angewiesen. Wie sollen wir überleben, wenn wir nicht jagen dürfen?"

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Botswana: !Kung siegen vor Gericht
      im Streit um Wasser (27.01.11)

      Kampf um Wasser in Botswana
      !Kung-Aktivist Jumanda Gakelebone festgenommen (25.01.11)

      Survival International ruft auf zum Boykott
      des Tourismus in Botswana (27.09.10)

      Touristik-Unternehmen erhält Preis
      trotz Mißachtung von Menschenrechten (16.09.10)

      !Kung legen Berufung ein
      Menschenrecht Wasser (2.09.10)

      Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
      Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt (22.07.10)

      Menschenrechtsverletzung in Botswana
      !Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen (19.07.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen (8.04.10)

      UN-Bericht verurteilt
      Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
      Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)

      Ein schwedischer Preis
      und die Diamanten Südafrikas
      Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari? (3.10.05)

      Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
      Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
      Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)

      Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
      Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort (15.07.04)

 

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