19.08.2003

Mais-Anbau im Elsaß in Gefahr

Neuer Mais-Schädling bedroht Monokulturen

Der Mais-Anbau im Elsaß scheint von einer Epidemie bedroht zu sein. In der Umgebung des Flughafens Mulhouse herrscht bei der Landwirtschaft Alarmstimmung. Ein bisher dort unbekannter Mais-Schädling, die Larve des Maiswurzelbohrers, eines Käfers, wurde in der Umgebung von Mulhouse bei den Ortschaften Blotzheim, Bartenheim und Village-Neuf gefunden. Anders als die anderen mit immer neuen Varianten von Insektiziden zu bekämpfenden oberirdischen Schädlinge, greift die Larve des Maiswurzelbohrers wie schon der Name sagt die Wurzeln der Mais-Pflanzen an. Die Pflanzen sterben ab und mit den üblichen Insektiziden ist hier kaum beizukommen.

Angesichts der im Elsaß vorherrschenden Mais-Monokultur reagieren die Verantwortlichen äußerst nervös und drastische Maßnahmen werden diskutiert: die großflächige Vernichtung von Mais-Beständen im Radius von 40 Kilometer um betroffene Regionen und die Insektizidanwendung per Hubschrauber. Der Insektizid-Einsatz mit hoch-toxischen Mitteln hat bereits begonnen.

Eine Ausweitung des Befalls auch auf die Mais-Monokulturen auf der deutschen Seite des Oberrheins ist nicht auszuschließen. Der Maiswurzelbohrer ist in der USA einer der bedeutendsten Mais-Schädlinge und verursacht dort jährlich rund 1 Mrd. US Dollar an Schäden und für Insektizid-Einsatz. "Weltweit werden etwa 20 Mill. Hektar Mais durch den Maiswurzelbohrer, davon allein 13,5 Mill. Hektar in den USA, befallen. Er ist somit der Schädling, gegen den sich die meisten Insektizid-Anwendungen weltweit richten.

In Deutschland kommt er bisher noch nicht vor. Und auch in der Schweiz ist er bisher nur einmal im Jahr 2001 im Tessin aufgetreten. Wie sich dort auch gezeigt hat, ist der Maiswurzelbohrer durch Fruchtwechsel leicht zu bekämpfen. Der Käfer ist auf Mais als Nahrungsquelle spezialisiert und kann eine einjährige Hungerperiode nicht überstehen. Trotzdem wird in der Landwirtschaft Panik geschürt und US-amerikanische Agro-Konzerne - leicht verspätet auch der Bayer-Konzern - haben bereits die Entwicklung entsprechender durch Gen-manipulation resistenter Mais-Sorten in petto.

Doch bereits durch die heutigen Anbaumethoden mit massivem Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden ist die Grundwasser- belastung durch den Mais-Anbau enorm. Bei der Fortführung der bisherigen Anbau-Methoden wäre in Deutschland zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers ein zusätzlicher Einsatz von rund 1.800 Tonnen Bodeninsektiziden erforderlich, ist von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft zu erfahren. Die Folgen des Anbaus genmanipulierter Sorten, deren unkontrollierbare Verbreitung und die Abhängigkeit der gesamten Landwirtschaft von den Patenten weniger Agro-Konzerne würde dies noch in den Schatten stellen.

Daß die Bekämpfung des Maiswurzelbohrers allein durch Fruchtfolge eine umweltschonende, wenn auch ertragsmindernde Variante darstellt, wird gern verschwiegen. Zudem behindert der gnadenlose globale Konkurrenz- und Überlebenskampf in der Landwirtschaft diese sinnvolle Maßnahme auch am Oberrhein, wo viele LandwirtInnen vom Maisanbau leben.

In der Schweiz greifen deshalb die Behörden vorsorglich ein: In der Gegend von Therwil (Basel Land) wird den Bauern im Umkreis von 10 Kilometern um die Fundorte verboten, dort nächstes Jahr Mais anzupflanzen, wo dieses Jahr bereits Mais steht, berichtet die Basler Zeitung. BUND und 'alsace nature' fordern für Deutschland und Frankreich deshalb ebenso diese umweltschonende Bekämpfung des Maiswurzelbohrers.

 

Adriana Ascoli

 

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