19.05.2010

Amazonas-Gebiet:
Mega-Staudämme gefährden Indianer

Raubbau im Regenwald Der Bau zweier Mega-Staudämme im brasilianischen Teil des Amazonas-Gebiets bedroht mehrere dort lebende Indianer-Völker. In unmittelbarer Nähe eines Gebietes isoliert lebender und bislang unkontaktierter indigener Völker, die nichts davon wissen, daß ihr Überleben gefährdet und viel von ihrem Land zerstört wird, errichten Bautrupps den Santo-Antonio- und den Jirau-Staudamm entlang des Madeira Flusses.

Eine Forschungsreise der FUNAI, der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten, bestätigte kürzlich, daß in dem betroffenen Gebiet unkontaktierte Indigene leben und jagen. Mindestens vier Gruppen isoliert lebender Indigener sind in dem Gebiet der Staudamm-Projekte beheimatet. Zwei dieser Gruppen sind bekannt als die Mujica Nava und die unkontaktierten Jacareuba / Katawixi. Für die Staudamm-Projekte werden neue Straßen gebaut und die Zahl der Einwanderer in das Gebiet wird stark ansteigen. Krankheiten werden so eingeschleppt und große Urwaldgebiete sind erfahrungsgemäß von der Zerstörung bedroht.

Die Einwanderer schleppen Krankheiten wie Grippe und Masern ein, gegen welche die isoliert lebenden Indigenen kaum Abwehrkräfte besitzen. Jede Art von Kontakt zwischen Unkontaktierten und Außenstehenden ist extrem gefährlich für die Gesundheit und das Überleben der Indigenen wie sich schon häufig in der Vergangenheit gezeigt hat.

Neben der Bedrohung der unkontaktierten Indigenen beeinträchtigt der Bau der Staudämme auch eine Vielzahl anderer indigener Völker in der Region. Sie wurden vor dem Beginn der Bauarbeiten nicht angemessen konsultiert. Domingos Parintintin vom Volk der Parintintin sagte: "Unser Land ist noch unberührt. Wir hoffen, daß das Projekt nicht fortgeführt wird, weil unsere Kinder diejenigen sind, die leiden werden. Es wird nicht mehr genügend Fische oder Tiere für uns zum Jagen geben."

Das französische Unternehmen GDF Suez, im Teilbesitz der französischen Regierung, ist für den Bau des Jirau-Staudamms zuständig. Ein Zusammenschluß der Nichtregierungs-Organisationen (NGOs) Amazon Watch, Amigos da Terra-Amazonia Brasileira, International Rivers, Kaninde und Survival International hat sich mit Protesten an die brasilianischen Behörden und das Unternehmen GDF Suez gewandt und fordert den umgehenden Baustopp der Dämme.

Kürzlich jedoch befragte ein Aktionär von GDF Suez auf der Hauptversammlung des Unternehmens dessen Präsidenten, Gérard Mestrallet, zu den unkontaktierten Indigenen in der Nähe des Jirau-Staudamms. Mestrallet berief sich lediglich darauf, daß der brasilianische Regierungs-Chef Luiz Inacio "Lula" da Silva wisse, "was gut für die brasilianische Bevölkerung" sei. Der Sprecher der Kayapó Indigenen, Megaron Txucarramãe, sagte kürzlich, daß "Lula sich selbst als größten Feind der Indigenen offenbart hat", weil dieser den Bau des umstrittenen Belo-Monte-Staudamms am Xingu Fluß trotz großer Proteste weiterverfolgt.

Stephen Corry, Direktor der Menschrechts-Organisation Survival International sagte heute: "Wenn der Bau des Santo Antonio und des Jirau Damms nicht eingestellt wird, werden viele Indigene zusehen müssen, wie in ihr Land eingedrungen wird und die natürlichen Ressourcen geplündert werden. Unkontaktierte Völker könnten dezimiert oder gar ausgelöscht werden. Die brasilianische Regierung wird für solch eine Katastrophe verantwortlich gemacht werden."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Greenpeace: Diesel in Deutschland
      zerstört Urwald (5.05.10)

      Peru: Öl-Konzern Repsol plant Ausbeutung im Regenwald
      Indigene und Ökosystem bedroht (20.04.10)

      US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
      Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen (8.04.10)

      Globale Waldvernichtung:
      13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)

      Mega-Staudammprojekt in Brasilien
      Widerstand von AnwohnerInnen, UmweltschützerInnen
      und WissenschaftlerInnen (1.03.10)

      Coltan-Boom bedroht Gorillas im Kongo
      Blutige Geschäfte - die dunkle Seite
      der glitzernden High-Tech-Welt (22.12.09)

      Palmöl
      Deutsche Industrie beschleunigt Urwaldzerstörung (12.05.09)

      Brasiliens Regenwald-Zerstörung eskaliert
      "Linker" Präsident Lula unterstützt Raubbau (25.01.08)

 

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