3.02.2004

Öko-Institut schadet
Schweizer Atomkraft-GegnerInnen

Bereits am 27.01. meldete die 'Neue Züricher Zeitung', daß das deutsche Öko-Institut mit Dependancen in Darmstadt und Freiburg der Schweizer Bürgerinitiative 'BeDEnken' statt der bestellten Studie nur "Pfusch" geliefert habe. Die Bürgerinitiative kämpft seit Jahren gegen ein geplantes atomares Endlager im kleinen, in der Nähe der deutschen Grenze gelegenen Städtchen Benken.1 Dabei ist zumindest klar, daß ein atomares Endlager in der unter Benken vorhandenen Opalinuston- Schicht noch um einiges unsicherer wäre als im Salzstock von Gorleben, das als als Endlager-Standort in Deutschland bis heute nicht aufgegeben wurde.

Weil beim Öko-Institut in Darmstadt nachlässig gearbeitet und nicht einmal sämtliche öffentlich verfügbaren Schriften hinzugezogen worden waren, mußte die Studie zurückgezogen werden. Die Erklärung des Öko-Instituts auf dessen web site klingt ein wenig vornehmer: "Die Überarbeitung der Benken-Studie vom 5. Februar 2003 (wurde) eingestellt."

Für das unvollständige Machwerk haben die Schweizer Endlager-GegnerInnen bereits 30.000 Franken bezahlt. Der enttäuschte Präsident der BI 'BeDEnken' Jean-Jacques Fasnacht bestätigte dies gegenüber der NZZ. Für die Schweizer Verwaltung und die NAGRA (Nationale Genossenschaft für radioaktive Abfälle) war die Arbeit des Öko-Instituts ein gefundenes Fressen. Sie wiesen bereits letzten Sommer auf Fehler und Lücken der Öko-Institut-Studie hin. Im Gegenzug warf das Öko-Institut der NAGRA Versäumnisse vor. Dann erklärte sich das Öko-Institut bereit, bis Ende 2003 die Studie zu überarbeiten.

Fastnacht mußte sehen, daß die Kritik der NAGRA an der Studie tatsächlich an verschiedenen Stellen gerechtfertigt war. Auch hatte die NAGRA angeblich nicht vorgelegte Berichte tatsächlich vorgelegt. Das Öko-Institut hatte sie nicht berücksichtigt. Das Ganze sei zwar eine sehr komplexe Materie, erklärte Fasnacht, verwies jedoch zugleich darauf, daß Fachleute wie jene vom Öko-Institut sich da zurechtfinden müßten.

Die NAGRA wertet den Rückzieher des Öko-Instituts als Bestätigung für die Qualität der eigenen Arbeit. Das ist nicht anders zu erwarten. Der eigentliche Skandal jedoch fand weitgehend unbemerkt bereits im Februar 2003 statt. In der Erstfassung der Studie wurde behauptet, daß "keine offensichtlichen Gründe" gegen ein Endlager bei Benken sprächen. Um die Unzulänglichkeiten der Studie zu beseitigen, forderte das Öko-Institut mehr oder weniger unverblümt weiteres Geld, da weitere Untersuchungen "im Rahmen des ursprünglichen Auftrages jedoch nicht geleistet werden" könnten.

Kommentar:
Dieses eklatante Fehlverhalten des Öko-Instituts steht in einer Reihe mit weiteren Fälle: Steigende Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland werden vom Öko-Institut ignoriert. Nicht vorhandene Ergebnisse der "Öko-Steuer" werden vom Öko-Institut schön gerechnet. Die Folgen einer Koexistenz zwischen dem Anbau genmanipulierter Nutzplanzen auf der einen Seite und konventionellem oder biologischem Anbau andererseits wurden zwar untersucht. Entgegen den eigenen Ergebnissen wird jedoch in öffentlichen Verlautbarungen an der Chimäre einer Koexistenz festgehalten. In vielerlei Hinsicht wird die "rot-grüne" Bundesregierung wider besseres Wissen von jeder Kritik ausgenommen.

Obwohl die Nicht-Eignung des Salzstocks in Gorleben vom Öko-Institut öffentlich weiterhin vertreten wurde, beteiligte es sich am von Atom-Minister Trittin inszenierten "AK End". Mit dieser Kommission wurde - letztlich vergeblich - versucht, eine öffentliche Diskussion über mögliche alternative Endlager-Standorte anzuschieben. Dies barg die Gefahr, daß die ins Spiel gebrachten Gemeinden gegeneinander hätten ausgespielt werden können. Und auf europäischer Ebene wird dasselbe Spiel - nun auch hier mit Unterstützung durch das Öko-Institut - mit den "Endlager"-Standorten Bure in Lothringen, Benken im Zürcher Weinland und Gorleben versucht.

 

Christian Semmler

 

Anmerkungen
1 Siehe auch unseren Artikel
    Die Schweiz zwischen Atom und... (10.03.2001)

 

neuronales Netzwerk