20.10.2003

Raubbau an den Fischbeständen
ungebremst

Zuletzt im Mai dieses Jahres gab es eindeutige Warnungen1. Die Fischbestände der Weltmeere stehen wegen Überfischung kurz vor dem völligen Zusammenbruch. Heute forderte die Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) anläßlich der Vorstellung eines Berichtes zum Fischbestand vom ICES (Wissenschaftlicher Rat zur Erforschung der Meere) wenigstens eine Reduzierung der Fangquoten insbesondere für Kabeljau, Seezunge und Seehecht.

Der Bericht von ICES bestätigt die apokalyptisch anmutende Situation. Der Fang von Kabeljau in der Nordsee, der Irischen See und westlich von Schottland müßte sofort gestoppt werden, um das Schlimmste zu verhindern. Ebenso müßte zumindest in diesen Gebieten jegliche Fischerei, bei der Kabeljau als Beifang mit gefischt wird - also etwa der Fang von Scholle und Wittling - sofort gestoppt werden.

Der Irrsinn der jetzigen Situation wird erst vollständig klar, wenn mensch sich vor Augen hält, daß nach einer Schonfrist sich die Bestände soweit erholen könnten, daß danach mit geringerem Aufwand höhere Fangquoten erzielt werden könnten als in der jetzigen Situation. Dies belegen vergleichbare Fälle. So konnten beispielsweise nach Überfischung der Bestände vor Neufundland durch einen zeitlich befristeten Fangstopp und eine Erholung der Bestände wieder alte Fangquoten erzielt werden. Die drastische globale Konkurrenz- Situation scheint jedoch einen solchen Fangstopp zu verunmöglichen und die Fischereiflotten ziehen offenbar den nahenden unvermeidlichen Bankrott einem kurzfristigen Einnahmeausfall vor.

So erscheint auch der Appell des WWF-Fischerei-Experten Dirk Riebensahm hilflos: "Die EU-Fischereiminister müssen die Überfischung beenden, sonst ist die Fischerei auch bald am Ende". Riebensahm weiter: "Jahrelang haben die Minister die Vorschläge von Wissenschaftlern mißachtet und trotz überfischter Bestände viel zu hohe Fangquoten festgelegt. Das Ergebnis: Der Kabeljau-Bestand in der Nordsee ist zusammengebrochen, Seezunge und Scholle sind stark überfischt. Es ist höchste Zeit, daß dieser jährliche >Kuhandel< um die Fangquoten, wie er uns Mitte Dezember wieder ins Haus steht, aufhört!"

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:
Siehe auch unseren Artikel
Ozeane bald leergefischt v. 26.05.03

 

neuronales Netzwerk