12.04.2003

Gesetze
schützen die Urwälder nicht

Deutsche Papierindustrie mitschuldig an Kahlschlag von Urwäldern auf indianischem Land

Die deutsche Papierindustrie bezieht ungeachtet der Konflikte um Landrechte und Schutzbestimmungen noch immer Zellstoff aus den Urwäldern an Kanadas Westküste. Dies steht im Gegensatz zu medienwirksamen Lippenbekenntnissen von vor zwei Jahren als der Verband Deutscher Papierfabriken (VDP), der die Interessen von über 100 Unternehmen der Zellstoff und Papierbranche vertritt, sich für den Schutz des dortigen Great Bear Rainforest aussprach.

In der Provinz British Columbia (BC) an der Westküste Kanadas liegt der Great Bear Rainforest, einer der letzten unzerschnittenen Regenwälder der gemäßigten Zone. Dieser Regenwald bietet vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten ein letztes Rückzugsgebiet. Die dort lebenden Indigenen, wie das Volk der Nuxalk, kämpfen seit langem um ihre angestammten Landrechte.

Nach der derzeit gültigen kanadischen Gesetzgebung sind sie die rechtmäßigen Besitzer dieses Landes. Trotzdem vergibt die kanadische Provinzregierung Einschlag-Lizenzen an internationale Holzkonzerne, die durch riesige Kahlschläge den Urwald und die Heimat der Indigenen zerstören. Verantwortlich ist auch die deutsche Papierindustrie, die rund 20 Prozent ihres Importzellstoffs aus Kanada, speziell British Columbia (BC), bezieht: "BC ist eine der wichtigsten Herkunftsregionen für den in deutschem Zeitschriftenpapier eingesetzten Zellstoff." (Zitat: VDP-Pressemitteilung, 4. April 2001).

Häuptling Qwatsinas vom Volk der Nuxalk fordert "von der deutschen Papierindustrie, daß sie keine Produkte aus dem Great Bear Rainforest kauft. Wir sind von den Wäldern als Nahrungsquelle abhängig, mit dem Einschlag durch die Holzkonzerne verschwindet auch unsere Lebensgrundlage."

Das Abkommen zum Schutz dieses einmaligen Urwaldgebietes, das vor zwei Jahren am 4. April 2001 von der Provinzregierung, mehreren Holzkonzernen, vier Umweltorganisationen und einigen indianischen Völkern unterzeichnet wurde, hat den Great Bear Rainforest de facto nicht schützen können. Die Kahlschläge gehen weiter und die Landrechte werden nach wie vor mißachtet. Rund 22 Millionen Kubikmeter Holz wurden auch im letzten Jahr an der Küste British Columbias "geerntet". Trotz geltendem Einschlagstop markierte der Holzkonzern INTERFOR ein für die Indigenen heiliges Urwaldgebiet für den Kahlschlag. Die kanadische Umweltorganisation "Forest Action Network" entfernte diese Markierungsbänder und sandte sie nach Bonn (www.fanweb.org/deflag.html).

Lydia Bartz von der Umweltschutz-Organisation 'urgewald' erläutert: "Die aus dem Great Bear Rainforest stammenden Markierungsbänder (...) beweisen: Landrechte und Schutzabkommen werden von den Holzkonzernen mit Füßen getreten. Der Kahlschlag geht weiter."

Eine erhöhte Einsatzrate von Altpapier, vor allem in Druck- und Schreibpapieren, ist eine Möglichkeit wie jede und jeder mithelfen kann, den Raubbau zu stoppen oder wenigstens zu bremsen. Rudolf Fenner, Waldreferent bei ROBIN WOOD, stellt klar: "VerbraucherInnen in Deutschland wollen kein Papier, in dem Urwald steckt und für das Landrechte missachtet werden." Trotzdem sinkt seit einer kurzfristigen Blüte in den 80er Jahren der Anteil von Umweltpapier in Deutschland.
Am 13.04. veröffentlichen wir auf unseren Seiten
ein Info über Umwelt-Papier.

 

Adriana Ascoli

 

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