26.05.2018

Irland: Große Mehrheit bei Referendum
für Liberalisierung des Abtreibungsverbots

Logo des irischen Referendums über Abteibungsverbot, 2018 - Grafik: Samy - Creative-Commons-Lizenz Nicht-Kommerziell 3.0
Eine Abreibung war in Irland bisher nur dann legal, wenn das Leben der Schwangeren akut gefährdet war - und auch dies erst seit 2013. Ins Ausland zu reisen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen, ist in Irland seit 1992 legal. Das Referendum über die Liberalisierung des Abtreibungsverbots ergab eine für Viele überraschend klare Mehrheit für ein "Ja".

Mit 67,3 Prozent der abgegebenen Stimmen hat sich sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit der IrInnen dafür ausgesprochen das im internationalen Vergleich sehr strenge Abtreibungsverbot zu lockern. Ministerpräsident Leo Varadkar (zugleich Partei-Chef von Fine Gael - einer konservativ-liberalen Partei) begrüßte am heutigen Samstag das eindeutige Ergebnis. Er sprach von "einer stillen Revolution", die sich in den vergangenen 10 bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe. Die Abstimmung zeige zudem, daß die Menschen in Irland den betroffenen Frauen vertrauen und sie in ihrer Entscheidungsfreiheit respektieren. Leo Varadkar hatte sich 2015 im Alter von 36 Jahren als erster Minister in der irischen Geschichte als homosexuell geoutet.

In dem Referendum ging es formal um die Streichung eines Verfassungszusatzes von 1983, der Schwangerschaftsabbrüche im Lande bislang so gut wie unmöglich macht. Wer dagegen verstießt, mußte mit bis zu 14 Jahren Gefängnis rechnen. In den 35 Jahren seit 1983 ließen schätzungsweise 170.000 irische Frauen im Ausland - meist in Großbritannien - Abtreibungen vornehmen. Der UN-Menschenrechtsausschuß hatte das Abtreibungsverbot im Jahr 2016 als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert und die irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.

Mit dem Referendum wurde der Weg frei für ein von der Regierung vorgelegtes Gesetz, mit dem Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legalisiert werden sollen. Die GegnerInnen der Liberalisierung räumten ihre Niederlage ein, sprachen aber von einer "Tragödie historischen Ausmaßes". Im Mai 2015 hatte sich in Irland eine große Mehrheit bei einem Referendum für die Einführung der Ehe für Homosexuelle ausgesprochen (Siehe unseren Atikel v. 23.05.15).

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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