26.05.2007

Telekom fährt schweres Geschütz
gegen Belegschaft auf

Personal-Chef Sattelberger: Ihm täte das Herz weh...

Der Telekom-Streik geht bald in die dritte Woche und die Konzern-Führung fährt nun schweres Geschütz auf: Falls die Streikenden nicht klein bei geben und das "sehr faire und ausgewogene" Angebot annehmen, droht die Konzern-Führung mit der zwangsweisen "Überführung" von 50.000 Stellen in drei neue Service-Gesellschaften. Anders als im Falle einer Verhandlungseinigung sollen diese an die beiden bereits bestehenden Tochtergesellschaften T-Mobile KS und Vivento Technical Services angehängt werden. Dann müßten die "überführten" Beschäftigten die dort gültigen Tarifverträge akzeptieren. Für eine solche Lösung sei weder die Zustimmung der Gewerkschaft noch der Mitarbeiter erforderlich, betonte der neue Telekom-Personal-Chef Thomas Sattelberger. Zwar könne der Einzelne Widerspruch gegen seine "Überführung" einlegen. Aber die "Folge" werde seine Entlassung sein: "Mit dem Widerspruch entscheidet der Mitarbeiter über seinen Arbeitsplatz", droht Sattelberger. Ihm täte "das Herz weh", wenn es so weit kommen müsse, seufzte Sattelberger.

Der Vorstand der Telekom hatte bereits im März angekündigt, über 50.000 Arbeitsplätze in neu zu gründende "T-Service"-Tochterunternehmen auszugliedern, um so die Löhne drücken und zugleich die Arbeitszeit verlängern zu können. Die Telekom will die Löhne um 9 Prozent senken und gleichzeitig die Wochenarbeitszeit von 34 auf 38 Stunden erhöhen. Die Einstiegsgehälter sollen gar um 40 Prozent reduziert werden. Angeboten wird dafür eine Beschäftigungsgarantie bis 2011. Erfahrungen zeigen jedoch, daß bei einer solchen Vereinbarung nicht ausgeschlossen wäre, daß die "T-Service"-Tochterunternehmen schon nach wenigen Jahren weiterverkauft würden.

Am 10. Mai hatten sich über 12.000 Beschäftigte der Telekom an einer Urabstimmung teilgenommen und sich mehrheitlich entschieden, auf diesen Angriff mit Streik zu reagieren. Ver.di bezeichnet die neueste Verschärfung des Konflikts von Seiten der Konzern-Führung als "Provokation". Bereits gestern kündigte die Telekom-Führung in ihrer Zentrale in Bonn an, die "Überführung" von 50.000 Arbeitsplätzen würde "nach Plan" bis zum 1. Juli stattfinden und zwar ungeachtet des Streiks. "Davon werden wir uns nicht abhalten lassen", so Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick.

Die Telekom-Führung rechnet offenbar fest damit, mit dem nun aufgefahrenen schweren Geschütz, Belegschaft und Ver.di in die Knie zwingen zu können. Denn die Konditionen bei T-Mobile und Vivento seien schlechter als das Angebot, das die Telekom in den gescheiterten Tarifverhandlungen vorgelegt habe. Vor allem fehlten der angebotene Härtefallfonds und der zugesagte Kündigungsschutz bis Ende 2011.

Ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm sieht die Eskalation der Konzern-Führung gelassen und weiß, daß der Vorstand dies "natürlich rechtlich tun kann". Die Überführung der Beschäftigten könne entsprechend der Drohung tatsächlich ohne die Zustimmung der Gewerkschaft durchgezogen werden. Diese Drohung sei "eine weitere Provokation", erklärt Wilhelm. "Die verschärfen jetzt den Konflikt", so Wilhelm weiter. Die Beschäftigten seien "höchst empört" über den brachialen Kurs der Konzern-Führung. Ver.di werde daher den Streik fortsetzen. Schon jetzt sei der Betrieb "ziemlich stillgelegt".

T-Com-Vorstand Timotheus Höttges räumt spürbare Streikauswirkungen ein. Allerdings mildert die Konzern-Führung die Wirkung des Streiks durch den Einsatz von rund 3.500 "externen Dienstleistern", also von Leiharbeitern, die als Streikbrecher eingesetzt werden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Beiträge:

      Telekom-Führung verschärft den Konflikt
      Druck auf Streikende mit Hilfe von "Notfalldiensten" (24.05.07)

      Telekom-Streik in der zweiten Woche (18.05.07)

      Urabstimmung über Streik bei Telekom (10.05.07)

 

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