21.11.2015

Staub-Hauptstadt Stuttgart
'Robin-Wood'-Aktion für Fahrverbote

Transparent am Tagblatt-Turm, Stuttgart, 21.11.15 - Foto: Jens Volle, Robin Wood
AktivistInnen der Umwelt-Organisation 'Robin Wood' erkletterten heute den Tagblatt-Turm in Stuttgart und befestigten in luftiger Höhe ein Transparent: "Robin Wood warnt: Atmen gefährdet Ihre Gesundheit! Fahrverbote retten Leben / Autoflut stoppen – jetzt!" Zugleich fand eine Demonstration statt, zu der die BI Neckartor aufgerufen hatte.

Schon im März dieses Jahres war bekannt geworden, daß die baden-württembergische Landeshauptstadt am Verkehrs-Knotenpunkt Neckartor die bundesweit die höchsten Feinstaub- und Stickstoffdioxidwerte aufzuweisen hat (Siehe unseren Artikel v. 25.04.15). Doch Stuttgarts pseudo-grüner Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der noch vor nicht allzu langer Zeit im Wahlkampf damit Aufsehen erregte, an Tankstellen die Frontscheiben von Autos zu putzen, interessiert sich offenbar nicht im Geringsten für die Gesundheit der Stuttgarter Bevölkerung. In den 'Stuttgarter Nachrichten' v. 21. Juli gab er seinen Geisteszustand preis: "Wir sind eine Autostadt."

Feinstaub aus Auspuff-Rohren von Diesel-Fahrzeugen gelangt durch die Atemwege bis in die kleinen Lungenbläschen und verursacht dort Entzündungen. Das Immunsystem reagiert auf die ultrakleinen Giftstoffe. Bei Kindern erhöht sich das Risiko, später unter anderem an Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken. Jedes Jahr sterben in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes 46.000 Menschen durch Feinstaub vorzeitig. Schon vor dem VW-Abgas-Skandal ließen die Jahr für Jahr an den Luftmess-Stationen ermittelten Werte Zweifel an dem angeblich wirksamen Gesundheits-Schutz durch Abgas-Grenzwerte aufkommen. Seit 2007 werden Dieselfahrzeuge mit Rußfilter sogar steuerlich gefördert.

Auch in Deutschland gilt ein - aus ärztlicher Sicht viel zu laxer - Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, der an maximal 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf. Am Neckartor waren die 35 Tage mit Überschreitung beim Feinstaub schon in den ersten drei Monaten dieses Jahres zusammen gekommen. Und im Jahr 2013 zählte die offizieller Statistik Überschreitungen an 91 Tagen. Die Baustellen für das Mega-Projekt 'Stuttgart 21' verschärfen das Problem und behindern zudem den abgasarmen Schienenverkehr massiv. Doch auch Freiburg mit dem pseudo-grünen Oberbürgermeister Dieter Salomon steht in Hinblick auf die verkehrsbedingte Staub-Belastung der Landeshauptstadt nur wenig nach.

"Tag für Tag müssen wir unfreiwillig giftigen Dreck aus tausenden Auspuff-Rohren einatmen. Statt Kuhns opportunistischer 'Freier Fahrt für freie Bürger' wollen wir frei atmen," sagte Christina Albrecht von 'Robin Wood' Stuttgart. "Deswegen müssen noch 2016 in Stuttgart Fahrverbote bei Überschreitung der Grenzwerte für Feinstaub kommen, forderte sie."

Gleichgültig wie bei der Landtagswahl im März kommenden Jahres die Mehrheiten im Stuttgarter Landtag ausfallen werden, ist nach den Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre mit einer Fortsetzung der Politik gegen die eigene Bevölkerung zu rechnen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kam in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren unter "Grün-Rot" noch schleppender voran als unter den "schwarzen" Ministerpräsidenten Mappus, Oettinger und Teufel. Und in Hinblick auf Umwelt-Politik ist die Linkspartei - um es freundlich auszudrücken - ein unbeschriebenes Blatt. Für all jene, die meinen, in Baden-Württemberg gäbe es eine Wahlpflicht, mag vielleicht der Gedanke naheliegend sein, daß "Schwarz-Grün-Rot" am ehesten mit der Wahl der Linkspartei geärgert werden kann. Hoffnung für die Zukunft gründet sich jedoch allein auf das Engagement der vielen Aktiven in Verkehrs- und Umwelt-Initiativen sowie in Genossenschaften für Erneuerbare-Energien-Projekte.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      stern: Erneut Millionenschwindel bei Stuttgart 21
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