18.03.2001

Kriegsdienst-Verweigerer
werden beraten unter
www.verteidigungsministerium.de

So hatten sich mache naiverweise vielleicht rot-grün erträumt. Wenn schon nicht Abschaffung der Bundeswehr oder Austritt aus der NATO - dann darf's doch vielleicht "ein bißchen Frieden" sein:
Das Verteidigungsministerium berät (auch) über Kriegsdienstverweigerung statt nur hirnlose Werbung à la 'top gun' zu verbreiten...

Ein jugendlicher Lehrling aus Niedersachsen hat sich clever den domain-Namen www.verteidigungsministerium.de gesichert - und frecherweise verbreitet er ausgerechnet unter diesem Titel Tipps zur Kriegsdienst-Verweigerung.

Kriegsminister und Dauerlügner1 Scharping will dem Lehrling nun die Flausen austreiben und hat ein Gerichtsverfahren angestrengt. Bereits im Dezember hatte Scharping von ihm, so jedenfalls dessen Aussage, inhaltliche Änderungen verlangt. Nachdem dies nichts fruchtete, muß Scharping wohl so richtig wütend geworden sein und vor dem Landgericht Hannover geht es nun sogar um den Besitz des domain-Namens www.verteidigungsministerium.de. Wie bereits in anderen Fällen so auch hier, verweigert unser Kriegsministerium jegliche öffentliche Stellungnahme.

Je mehr Wirbel der Fall auslöst, desto mehr Besucher kann www.verteidingungsministerium.de verzeichnen. Und nach eigenen Angaben erfreut die Seite sich bereits jetzt regen Zuspruchs. Gegenüber den Forderungen Scharpings beruft sich der junge Mann mit gesundem Rückgrat auf seine Meinungsfreiheit und will unbeugsam bleiben. Die Webseite ist weiterhin online. Auch besteht bisher noch kein Termin für die Verhandlung vor dem Landgericht. Solange der Kampf um das "Verteidigungsministerium" noch nicht verloren ist, will sich der junge Friedenskämpfer auch nicht um eine andere Adresse für seine Seite kümmern: "Wenn ich mich jetzt nach anderen Möglichkeiten umschauen würde, sähe das ja so aus, als ob ich mich geschlagen gebe."

Dieser Fall ist keineswegs so lustig wie er auf den ersten Blick erscheint, sondern hat einen sehr ernsten Hintergrund: Bereits in mehreren anderen Fällen, wurde und wird versucht, die heute noch vorhandene Freiheit im Internet zu zerstören. Erinnert sei hier an die gerichtliche Auseinandersetzung um 'etoys' und den aktuellen in Deutschland vor Gericht anhängigen Streit um den domain-Namen www.castor.de 2

 

Harry Weber


Anmerkungen:

1 Siehe unsere Artikel:
Dauerlügner Scharping (24.02.01)
Und der Minister starrt und stiert (19.02.01)
Artikel über die ARD-Sendung v. 8.02. (10.02.01)
Kosovo-Krieg - aufgedeckte
    Propaganda-Lügen (15.12.00)
Panorama-Sendung zu Scharpings
    Kriegspropaganda (18.05.00)

2 Siehe:
> 'Wem gehört der CASTOR ?' (14.01.01)

 

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