8.03.2004

Urwald-Zerstörung im Kongo

Weltbank fördert gigantischen Kahlschlag
"Rot-Grün" mit beteiligt

Der größte Waldbestand Afrikas wird mit beschleunigtem Tempo vernichtet. Die neue Übergangsregierung in der "Demokratischen Republik Kongo"1 will auf Druck der Weltbank hin noch in diesem Jahr die gesamten Waldflächen des Landes im Herzen Afrikas in Nutzungskategorien einteilen. Dies gilt als Voraussetzung für einen massiven Holzeinschlag, der auf sechs bis zehn Millionen Kubikmeter Tropenholz pro Jahr veranschlagt wird.

"Die Zerstörung dieser Urwälder wäre ein ökologisches Desaster. Eine so weitreichende Abholzung in den wichtigsten Tropenwaldgebieten Afrikas hätte schlimme Folgen für Schimpansen, Gorillas, Waldelefanten und andere bedrohte Arten", befürchtet Dr. Sandra Altherr von 'Pro Wildlife'. "Bonobos, auch Zwergschimpansen genannt, kommen beispielsweise nur in der Demokratischen Republik Kongo vor."

Die Demokratische Republik Kongo beherbergt mit 1,3 Millionen Quadratkilometern mehr als die Hälfte der verbliebenen tropischen Urwälder Afrikas und ist nach Brasilien und Indonesien das Land mit den größten Waldbeständen weltweit. Die Waldflächen der Demokratische Republik Kongo blieben bisher wegen der Bürgerkriegs- situation von großflächigem, kommerziellem Holzeinschlag weitgehend verschont, viele internationale Firmen ließen ihre Konzessionen ruhen. Doch nun einigten sich Weltbank und Interimsregierung auf eine massive Ausdehnung der Vernichtung.

Der als "Holzwirtschaft" verbrämte Raubbau wird zum Teil mit Hilfe von Wissenschaftlern als "nachhaltig" deklariert. Doch weltweit haben sich bisher alle Projekte einer "nachhaltigen Regenwaldnutzung" als Betrug herausgestellt.2 Bis Oktober 2004 sollen alle Waldflächen der Demokratische Republik Kongo in Nutzungskategorien eingeteilt werden. Eine Fläche von 60 Millionen Hektar Regenwald - größer als die Fläche Frankreichs - soll nach Angaben der Weltbank als nutzbar eingestuft werden.

Nicht allein, daß selbst die kaum finanzierbaren und selten durchgeführten Wiederaufforstungsmaßnahmen in Folge rascher Bodenerosion wenig erfolgversprechend sind - der fortschreitende Holzeinschlag macht immer mehr abgelegene Waldgebiete zugänglich und leistet der Wilderei Vorschub. Die Jagd auf Wildtiere ist neben der Zerstörung ihrer Lebensräume die größte Gefahr für die Artenvielfalt in Zentralafrika.

Der Handel mit Tropenholz aus Afrika boomt. Besonders begehrt sind hochwertige Holzarten wie Iroko, Sapelli und Sipo, die unter anderem zu Gartenmöbeln, Fensterrahmen oder Furnierhölzern verarbeitet werden. Immer häufiger deckten 'Robin Wood' und 'Greenpeace' in den letzten Jahren auf3, daß Tropenhölzer in deutschen Baumärkten zu finden sind und selbst bei Bauvorhaben öffentlicher Träger ohne jede Bedenken und entgegen verbindliche Richtlinien zum Einsatz kommen.

Kein Wunder also, daß Holzeinschlag nach Plänen der Weltbank dem Kongo nun zu wirtschaftlichem Aufschwung verhelfen soll. "Das unglaubliche Tempo, mit dem die Nutzungspläne für die Wälder vorangepeitscht werden, ignoriert alle ökologischen Folgen," konstatiert Dr. Sandra Altherr von 'Pro Wildlife'. Der bereits existierende illegale Holzeinschlag, der sich in den letzten Jahren nur mit gedrosseltem Tempo in die Urwälder fraß, erhält durch den geplanten Kahlschlag weiteren Auftrieb. Zudem wurden die Volksstämme, die die Wälder bislang bewohnen, bei den Nutzungsplänen offenbar nicht miteinbezogen.

Deutschland gehört zu den Geldgeberländern für die "Wirtschaftsförderung" in der Demokratischen Republik Kongo. "Vor wenigen Jahren machten Entwicklungshilfe- projekte in Kamerun Schlagzeilen, bei denen mit deutschen Steuergeldern unterstützte Straßenbauprojekte ökologisch hochsensible Gebiete durchzogen," erinnert Dr. Sandra Altherr. Nun mache sich die deutsche Bundesregierung daran, erneut eine Entwicklung fördern, die eine massive Urwaldvernichtung bedeutet. 'Pro Wildlife' fordert Bundesministerin Wieczorek-Zeul öffentlich dazu auf, sich für eine Kurskorrektur gegenüber der Weltbank und der Übergangsregierung in der "Demokratischen Republik Kongo" einzusetzen. "Rot-Grün" hätte hier eine gute Gelegenheit, verspieltes Vertrauen wieder zurückzugewinnen, da Deutschland neben Portugal und Frankreich zu den Hauptimporteuren afrikanischer Tropenhölzer gehört.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkungen:

1 Siehe hierzu auch unseren Artikel
    Was macht den Kongo plötzlich
    so interessant? (22.06.03)

2 Siehe hierzu auch unseren Artikel
    Zertifizierte Tropenhölzer
    - ein gefährlicher Irrweg (14.04.03)

3 Siehe hierzu auch unseren Artikel
    "Rot-Grün" mitschuldig an Tropenholz-Import
    (13.02.04)

 

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