21.03.2004

Einzigartiger Regenwald
in Norwegen in Gefahr

Deutsche Umweltorganisationen fordern mehr Urwaldschutz in Norwegen

Norwegen ist Schlußlicht beim Waldschutz in Skandinavien. Gerade mal ein Prozent der Waldfläche steht dort unter Schutz. In Schweden und Finnland sind zwar auch längst nicht alle Urwälder geschützt, aber immerhin fast vier Prozent. 'Robin Wood' und zwölf weitere deutsche Umweltorganisationen haben daher in einem Brief den norwegischen Umweltminister Börge Brende aufgefordert, dafür zu sorgen, daß weitere Waldschutzgebiete ausgewiesen werden.

Allerdings haben alle europäischen Staaten im Hinblick auf Naturschutzgebiete oder Nationalparks nicht sonderlich viel vorzuweisen. In Deutschland steht ein wenig mehr als 2 Prozent der Landesfläche unter (halbwegs ernsthaftem) Naturschutz. In Norwegen sind es formal 6 Prozent. Den USA kann sicherlich eine allgemeine Mißachtung des Natur- und Umweltschutzes vorgeworfen werden, besonders unter den letzten vier Präsidenten. Doch die als Nationalparks unter Schutz gestellte Fläche - eine alte Errungenschaft, die hier und dort angegriffen wird - beträgt immerhin rund 11 Prozent der Fläche der USA - ebensoviel wie beispielsweise in Neuseeland. Vorbildlich ist im Vergleich hierzu der arme afrikanische Staat Tansania (u.a. Serengeti Nationalpark), wo rund 25 Prozent der Landesfläche unter strengem Naturschutz stehen.

Aktueller geht der Streit in Norwegen um ein Waldgebiet an der regenreichen Fjordküste auf der Höhe von Trondheim. Der dortige boreale Regenwald ist wegen seiner ungeheuren Vielfalt an Baumflechten einzigartig in Europa. Trotzdem wurde im vergangenen Jahr damit begonnen, ihn kahl zu schlagen. Erst nach Protesten norwegischer und deutscher Waldschutzorganisationen wurden die Arbeiten unterbrochen.

An der anschließenden Diskussion vor Ort war neben einem Vertreter der deutschen Umweltorganisationen auch der Axel Springer Verlag als einflußreicher Kunde norwegischen Papiers beteiligt. Aufgrund der Gespräche entschieden die Waldbesitzer, die Rodungen vorerst nicht wieder aufzunehmen. Sie erwarten allerdings von der norwegischen Regierung einen finanziellen Ausgleich für einen dauerhaften Verzicht.

"Norwegen ist wegen seiner Ölvorkommen eines der reichsten Länder Europas", so Rudolf Fenner, Waldreferent bei 'Robin Wood'. "Trotzdem leistet Norwegen noch weniger als seine skandinavischen Nachbarn für den Urwaldschutz. Die norwegische Regierung muß jetzt handeln, damit die letzten Urwälder Europas nicht unwiederbringlich verloren gehen."

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:
Siehe auch unseren Artikel
    Erneut Urwaldholz in deutschen Baumärkten (12.03.04)

 

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