Ein Bild ging um die Welt, und es war ein falsches Bild vom
Bosnienkrieg. Trotz der Falschheit hat es mächtige Regierungen und internationale
Organisationen bewegt und war sogar Beweismittel im ersten Kriegsverbrecherprozess
in Den Haag. Thomas Deichmann über das Mediensymbol des Bosnienkrieges: Die Aufnahme
eines abgemagerten bosnischen Muslimen hinter Stacheldraht war eine Täuschung.
Es dauerte einige Tage, bis ich selbst daran glauben wollte: Das wohl bekannteste
und einflussreichste Bild, eigentlich das Symbol des Bosnien-Kriegs schlechthin,
war eine Täuschung. Es wurde am 5. August 1992 von einem britischen Fernsehteam
aufgenommen: Dem Team von Penny Marshall von ITN und Ian Williams von Channel
4 in Begleitung des Reporters Ed Vulliamy vom Guardian. Ein abgemagerter
Mensch in einer Gruppe von Muslimen in der sengenden Hitze mit nacktem Oberkörper
hinter Stacheldrahtzaun, Fikret Alic, ein bosnischer Muslim in einem der berüchtigten
Lager der bosnischen Serben in Trnopolje. "The Proof"
– der Beweis – schrieb die Daily Mail zwei Tage nach dieser
gruseligen Entdeckung in dicken Lettern über die ganzseitige Ablichtung des Bildes:
"Das sind Szenen wie die in schwarz und weiß flimmernden Bilder aus
fünfzig Jahre alten Filmen über Konzentrationslager der Nazis." Weltweit
wurde die Geschichte in millionenfacher Auflage reproduziert. Sie flimmert noch
heute über die Bildschirme, findet sich in etlichen Büchern und offiziellen Berichten.
Das Bild ist ein Dokument der Zeitgeschichte geworden: Ein angeblicher Beweis
für die Existenz von Konzentrationslagern in Bosnien fünfzig Jahre nach Ende der
Nazidiktatur in Deutschland.
Kleines Detail
Die britischen Journalisten erhielten für ihre Berichterstattung über die Lager
Omarska und Trnopolje hoch dotierte Preise. Dass an der Korrektheit des Stacheldrahtbildes
mit Fikret Alic in Trnopolje nicht zu zweifeln sei und dass sich Penny Marshall,
ihr ITN-Kameramann Jeremy Irvin, Ian Williams und nicht zuletzt der Printjournalist
Ed Vulliamy, der die Reise in seinem Buch Seasons in Hell eindrucksvoll
nacherzählte, der Aufklärung von grausigen Vorgängen in Bosnien wirklich verdient
gemacht hätten, dachte auch ich bis November 1996 (Seasons in Hell. Understanding
Bosnia’s War, Simon & Schuster, London 1994). Diese Meinung musste
ich jedoch revidieren.
Im Rahmen von Untersuchungen im Auftrag der niederländischen Anwaltskanzlei
Wladimiroff & Spong für die Verteidigung des vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal
angeklagten Dusko Tadic sichtete ich Presseartikel und auch Videomaterial von
Penny Marshall, das im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das Bild von Fikret
Alic hinter dem Stacheldraht war in den Zeitungen immer wieder zu finden. Meine
Aufgabe für die Kanzlei war zunächst einzig und allein, einen inhaltlich neutralen
und sachlichen Bericht zu verfassen und später im Gerichtsaal darüber zu referieren,
wie oft Bilder des Angeklagten Tadic in den deutschen Medien gezeigt wurden. Meine
Frau stieß mich eines abends auf ein kleines Detail, dem ich anfangs kaum Beachtung
schenkte. Nach Fertigstellung meines Auftrags und meiner Expertenaussage in Den
Haag widmete ich mich noch einmal den ITN-Aufnahmen.
Wenn es sich bei der Aufnahme von Fikret Alic um ein Bild von Insassen eines
mit Stacheldrahtzaun umgebenen Lagers handelte, warum war der Stacheldraht an
die mächtigen Pfosten von der Seite angebracht, auf der sich auch die Lagerinsassen
befanden? Penny Marshall stand doch angeblich außerhalb dieses Lagers. Als studierter
Bauingenieur mit praktischer Berufserfahrung auch im Gärtnereibetrieb dachte ich
sofort, das ist unüblich. Zäune werden normalerweise außen an den Pfosten befestigt,
ein Gelände und sich darauf aufhaltende Personen werden somit eingezäunt. Die
Bestätigung hierfür fand ich noch einmal bei einem Spaziergang durch Schrebergärten
in Frankfurt und von meinem Bruder, der als Gartenbautechniker arbeitet.
Demzufolge waren nicht die Lagerinsassen, sondern das britische Journalistenteam
von einem Stacheldrahtzaun umgeben, ging es mir durch den Kopf, doch möglicherweise
wurde der Zaun in Trnopolje von Laien aufgestellt und der Stacheldraht an der
falschen Seite befestigt. Viele westliche Journalisten hatten nach dem Besuch
von Penny Marshall das Lager aufgesucht, und keiner hatte Zweifel am berühmten
Zaunbild geäußert. Nur Peter Brock, ein Journalist aus den USA, hatte einmal den
Inhalt des Bildes in Frage gestellt und behauptet, bei der ausgemergelten Person
handele es sich nicht um einen Muslimen, sondern einen inhaftierten Serben ("Dateline
Yugoslavia: The Partisan Press", in: Foreign Policy, Dezember 1993;
s.a. Weltwoche, 20.1.94). Diese Behauptung war falsch und basierte laut
Brock auf einer Verwechslung (siehe "Verwirrung um das ITN-Bild" am
Ende dieses Artikels). Alic hat die Torturen des Krieges überstanden und lebt
heute als Flüchtling in Westeuropa. Aber anscheinend führte die aufgeregte Debatte
über den "Meutenjournalismus"-Artikel von Brock dazu, dass anschließend
niemand mehr auch nur auf die Idee kam, die Echtheit des Stacheldrahtbildes anzuzweifeln.
So erging es zunächst auch mir, der hinsichtlich Medienmanipulationen einiges
gewöhnt war.
Unglaubwürdiger Zeuge
Bei einem Gespräch mit dem Tadic-Verteidiger in Den Haag, Prof. Mischa Wladimiroff,
wurden meine Vermutungen bestätigt. Bei Recherchen vor Ort hatten sich Details
des von bosnischen Behörden zur Falschaussage gezwungenen und überführten Hauptbelastungszeugen
Dragan Opacic als fragwürdig herausgestellt. Opacic hatte im Zeugenstand von der
Stacheldrahteinzäunung des Lagers Trnopolje berichtet und den Zaunverlauf in eine
Skizze gezeichnet. Wladimiroff sprach mit Augenzeugen, untersuchte die Umgebung
und schlussfolgerte, dass auch mit dem Bild von Penny Marshall wie mit vielen
anderen Aussagen Opacics etwas faul sein könnte. Einen Stacheldrahtzaun hatte
es Wladimiroffs Untersuchungen zufolge nur in einem relativ kleinen Bereich gegeben,
der sich in unmittelbarer Nachbarschaft des eigentlichen Lagergeländes befand.
Auf diesem benachbarten Grundstück befand sich eine Scheune und ein Elektrohäuschen.
Daran angrenzend befand sich das eigentliche Lagergelände: Eine Schule, eine Art
Bürgerhaus, genannt "Dom", mit Sporthalle und medizinischem Versorgungszentrum
und einem großen Freigelände mit Sportanlagen. Wäre Opacic nicht vorzeitig durch
eine Gegenüberstellung mit seinem angeblich verstorbenen Vater der Lüge überführt
worden, hätte Wladimiroff auch dieses Zaundetail im Gerichtssaal angesprochen,
und möglicherweise wäre die ITN-Aufnahme von Fikret Alic schon im Herbst 1996
zur Sprache gekommen.
Journalisten hinter Stacheldraht
Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, immer noch gehörigen Zweifeln an
der Richtigkeit meiner Vermutung und der Befürchtung, möglicherweise umsonst eine
Reise nach Bosnien aus eigener Tasche zu finanzieren, machte ich mich kurz nach
dem Gespräch mit Wladimiroff auf den Weg. Alle meine Vermutungen fand ich nur
wenige Tage später bestätigt. Meine Recherchen, die auch die Einsicht des unbearbeiteten
Filmmaterials der ITN-Crew beinhalteten, ergaben, dass nicht die gefilmten Lagerinsassen
und in ihrer Mitte Fikret Alic von einem Stacheldrahtzaun umgeben waren, sondern
die britischen Journalisten, die aus einem so umzäunten Grundstück heraus über
den Zaun hinweg in das Lagergelände hinein filmten.
Hiervon hätte ich nie zu träumen gewagt. Die Reporter lieferten mit ihrer Aufnahme,
ohne es auszusprechen, indirekt auch die Interpretation, dass es sich hier um
ein KZ handelte, das mit einem der deutschen Nazis vergleichbar war. Diese Interpretation
wurde von anderen Journalisten weltweit und sehr explizit übernommenen. In einem
Artikel im Independent anlässlich des ersten Jahrestags der Aufnahmen von
Fikret Alic in Trnopolje beschrieb Frederick Baker die Bedeutung der Bilder: "Die
Kamera schwenkt auf den knochigen Torso des Gefangenen. Es ist ein Bild der Hungersnot,
aber wenn wir den Stacheldraht vor seinem Brustkorb sehen, ist es ein Bild des
Holocaust und der Konzentrationslager" (5.8.93).
Ebenso wenig hätte ich davon zu träumen gewagt, wie selbstbewusst Marshall,
Williams und Vulliamy nach ihrer Reise mit der Stacheldrahtaufnahme hofierten,
ohne ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, wie sie diesen Scoop produzierten.
Doch dazu später.
Von London nach Trnopolje
Das britische Journalistenteam war Ende Juli 1992 von London aus auf Einladung
des damaligen Präsidenten der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, zunächst nach
Belgrad geflogen, anschließend nach Pale und von dort weiter nach Prijedor gefahren,
von wo aus sie am 5. August Omarska und Trnopolje besuchten. Karadzic hatte Ende
Juli in London an einer internationalen Konferenz teilgenommen. Etwa zeitgleich
gab es auch die ersten Berichte von Journalisten über Internierungslager der Serben
in Bosnien. Roy Gutman schrieb am 19. Juli 1992 in Newsday über den Besuch
eines solchen Lagers in Manjaca. Der Photograph André Kaiser hatte ihn nach Manjaca
begleitet, und seine Bilder von kahl geschorenen Gefangenen gingen um die Welt.
Am 29. Juli schrieb Maggie O’Kane in einem Artikel im Guardian über
Augenzeugenberichte, denen zufolge vertriebene Muslime in voll gestopften Viehwaggons
vom Bahnhof Trnopolje abtransportiert worden waren. Am 2. August lancierte schließlich
Roy Gutman in Newsday seinen "Todeslager"-Artikel, der sich mit
dem Lager Omarska beschäftigte. Gutmans Artikel beruhte wie auch der von O’Kane
auf dürftigen Zeugenaussagen.
Karadzic wurde vor seiner Abreise aus London von leitenden Redakteuren von
ITN und vom Guardian auf diese Lager angesprochen. Er stritt deren Existenz
ab, willigte aber nach einigen Überredungskünsten recht spontan ein, einem Journalistenteam
den Besuch dieser Orte zu gestatten.
Am 28. Juli trafen Vulliamy, Marshall und Williams mit ihrer TV-Crew in Belgrad
ein, wo sie zunächst einige Tage an der Weiterreise nach Bosnien gehindert wurden.
Im Gepäck hatten sie ein Papier der bosnischen Regierung, auf dem "Konzentrationslager"
der Serben aufgelistet waren. Um die Zeit zu überbrücken, besuchten die Reporter
von Belgrad aus zwei solcher Orte in Loznica und Subotica. Sie erhielten die Erlaubnis,
dort zu drehen und stellten fest, dass es sich um einfache Flüchtlingslager handelte,
in denen teils auch Serben untergebracht waren und in denen es Flüchtlingen den
Umständen entsprechend aber doch unerwartet gut ging. Von KZs konnte keine Rede
sein. Am 3. August flogen sie dann nach Pale, wo es zu einem kurzen Zusammentreffen
mit Karadzic kam, der auf Drängen der Journalisten den ungehinderten Zugang zu
den Lagern Omarska und Trnopolje per Telefon arrangierte. Eine kurze Visite eines
Gefängnisses in der Nähe von Pale auf Einladung Karadzics brachte erneut keine
Bestätigung für die Existenz der vermuteten "Todeslager".
Von Pale aus ging es am nächsten Tag nach Banja Luka und am darauf folgenden,
dem 5. August, nach Prijedor. Nach einem Gespräch mit Major Milovan Milutinovic,
den Militär- und Polizeibefehlshabern Milan Kovacevic und Simo Drljaca wurden
die Journalisten in Begleitung einer Militäreskorte nach Omarska und Trnopolje
gebracht. Das Ende der Reise nahte, und zwischenzeitlich war die Anspannung im
Reporterteam gewachsen. Der Artikel von Roy Gutman über das "Todeslager"
Omarska war erschienen und die Erwartungshaltung der Redaktionen in London gewaltig.
Penny Marshall schrieb nach der Rückkehr in einem Artikel für die Sunday Times,
dass sie und Williams von den Chefredakteuren von ITN und Channel 4 die Order
erhalten hatten, nichts zu senden, bevor sie die Geschichte über die Lager im
Kasten hatten (16.8.92).
Der Besuch des Lagers Omarska auf dem Gelände eines Bergbaubetriebes war für
das Reporterteam eine bedrückende Erfahrung, aber auch eine Enttäuschung: Lagerinsassen,
die von Wärtern mit Schnellfeuerwaffen im Anschlag bewacht und im Laufschritt
über einen Hof geführt wurden, und ausgehungerte Menschen, die offensichtlich
eingeschüchtert waren und nicht mit den Journalisten sprechen wollten, weil sie
um ihr Leben fürchteten. Dennoch, die Aufnahmen, die sie machten, waren "nicht
schockierend", waren "nicht der Beweis für Folter und Mord", kommentierte
auch Monika Gras in ihrer Südwestfunk-Reportage "Omarska – Das
Todeslager" die Bilder von ITN und Channel 4.
Marshall und Williams waren verärgert, weil ihnen trotz des Versprechens von
Karadzic nicht erlaubt wurde, alle Gebäude zu betreten und sie das Gefühl hatten,
an der Nase herumgeführt zu werden. Nach einem erfolglosen Wortduell mit den Militärs
und einem Abschlusskommentar von Williams vor laufender Kamera machten sie sich
auf den Weg zur letzten Station ihrer Reise: Trnopolje, nur wenige Kilometer von
Omarska entfernt und in unmittelbarer Nachbarschaft der Ortschaft Kozarac, die
im Mai 1992 von serbischen Einheiten fast vollständig zerstört und ihre muslimischen
Bewohner zu Tausenden ermordet oder vertrieben wurden.
Passendes Bildmaterial
In Trnopolje nutzten die Reporter die letzte ihnen gebotene Chance, das filmen
und später senden zu können, was man von ihnen erwartete und auf das sie allem
Anschein nach selbst auch so erpicht waren: Bilder von Muslimen, eingepfercht
wie Vieh hinter Stacheldrahtzaun. Gutmans Bezeichnung von Omarska als "Todeslager"
und O’Kane’s Wiedergabe von Augenzeugenberichten über den Abtransport
von Muslimen in voll gestopften Viehwaggons hatten bereits die symbolische Verbindung
mit Konzentrationslagern der Nazis geliefert. Serben galten nach Saddam Hussein
als die neuen Nazis. Marshall und Williams lieferten für diese These erstmals
das passende Bildmaterial.
Das Team näherte sich im Konvoi von Süden her Trnopolje. Die Reporter konnten
sich auf dem gesamten Gelände umschauen. Sie filmten im Schulgebäude, das mit
Matratzen und notdürftigen Schlafplätzen überfüllt war, im Bürgerhaus, wo sich
das gleiche Bild zeigte, und im Außenbereich, wo sich wegen der unerträglichen
Hitze in den Gebäuden mehrere Hundert Menschen aufhielten und nach Schatten suchten.
Am gleichen Tag, als die Reporter eintrafen, war eine große Gruppe von Muslimen
aus dem Lager Keraterm vor Prijedor gebracht worden, die nun im Freien auf ihre
Registrierung und die Zuweisung von Lebensmitteln und Schlafplätzen warteten.
Vom mehrstündigen Bildmaterial, das aufgenommen und tags darauf in Budapest
bearbeitet, nach London gesendet und dort am Abend ausgestrahlt wurde, fanden
sich Ausschnitte vom Besuch in Omarska und Aufnahmen von Gesprächen der Journalisten
durch den Stacheldrahtzaun hindurch mit Muslimen, darunter zuvorderst Fikret Alic.
Diese Aufnahmen, die den Eindruck erweckten, das Lager sei von Stacheldraht
umgeben, kamen zustande, indem Marshall und ihr Kameramann Irvin von einer Straßengabelung
von Süden her ein mit Stacheldrahtzaun umgebenes Grundstück betraten. Auf diesem
befand sich eine Art Garagenverschlag, daneben ein Transformatorhäuschen an der
Südseite und eine Art gemauerte Scheune in der Mitte. Dort gab es vor dem Krieg
Agrargüter wie Samen und anderes Gartenbaumaterial zu kaufen. Auf dem Gelände
und in der Scheune waren früher auch Traktoren und anderes Baugerät untergebracht.
Um all dieses Material vor Diebstahl zu schützen, wurde lange vor dem Krieg das
etwa 500 Quadratmeter große Grundstück eingezäunt. Von der Straße in Richtung
Kozarac her gab es ein großes Tor zur Ein- und Ausfahrt. Bis auf den Garagenverschlag
stehen all diese Gebäude noch heute. So auch die mächtigen Stahlpfosten um das
Gelände, an denen der Stacheldrahtzaun befestigt war. An der Westseite sind noch
Reste des Stacheldrahts vorhanden.
Als Marshall, Williams und Vulliamy dieses Grundstück betraten, war der Stacheldrahtzaun
bereits an einigen Stellen eingerissen. Die Reporter gingen nicht durch das geöffnete
große Tor auf der Ostseite, sondern sie betraten es von Süden her an einer Stelle,
wo der Zaun offen war.
Sie passierten das Trafohäuschen, die Scheune und näherten sich dem Stacheldrahtzaun
an der Nordseite, wo sich rasch Neugierige versammelten, die über die Ankunft
der Journalisten überrascht waren. Vom Innenbereich dieses Grundstücks wurden
die berühmten Aufnahmen von Fikret Alic gemacht, die seither als zeitgeschichtliches
Dokument und angeblicher Beweis für die Existenz von KZs in Bosnien galten. Auch
der Hintergrund im Alic-Bild verrät eindeutig, von wo aus der Schnappschuss gemacht
wurde.
Lageplan vom Lager Trnopolje, basierend auf einer US-Satellitenaufnahme vom 2. August 1992,
drei Tage vor dem Besuch der britischen Journalisten. Hinter der Schule und dem Bürgerhaus sind Schutzhütten zu erkennen ("Shelters").
Alle Erklärungen in deutscher Sprache sowie der ungefähre Verlauf der Zäune wurden von Thomas Deichmann ergänzt. Sie beziehen sich
auf die Situation im Lager am 5. August 1992.
Abgemagerte Gestalten
Das Original-Filmmaterial von Kameramann Jeremy Irvin verrät zudem, auf welche
Einstellungen die Reporter aus waren. Irvin zoomte von verschiedenen Positionen
aus durch den Zaun hindurch, von außen und von innen, stellte mal den Maschendraht,
mal den Stacheldraht und dann wieder den Hintergrund scharf, wohl mit einer Vorahnung
dessen, welche gewaltigen Bilder er von diesem Ort mit nach Hause nehmen könnte.
Das Kameraauge war auch stets auf der Suche nach möglichst abgemagerten Menschen.
Fikret Alic, der am 17. August 1992 auch auf der Titelseite der Time erschien,
und eine andere ausgemergelte Gestalt, die am gleichen Tag in Newsweek
abgebildet wurde (es soll sich hierbei um einen Muslimen namens Ilijas Garibovic
gehandelt haben), boten das passende Profil. Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge
war zwar von den Kriegsmonaten gezeichnet, ihre Statur war mit der von Alic und
einigen wenigen anderen, die aussahen wie er, in keinster Weise vergleichbar.
Zigaretten wurden über den Zaun gegeben und die Rangeleien um das bisschen Tabak
gefilmt.
Penny Marshall schrieb in ihrem Artikel für die Sunday Times: "Jeremy
Irvin, unser Kameramann, wusste, dass er mit starken Bildern aus Prijedor zurückgekehrt
war. Aber erst als wir die Aufnahmen in unserem kleinen Filmstudio in Budapest
betrachteten, begannen wir, ihre Wirkung zu erahnen." Ed Vulliamy fasste
diese Wirkung in seinem Buch Seasons in Hell zusammen: "Mit
seinem Rippenkäfig hinter dem Stacheldrahtzaun von Trnopolje wurde Alic zur symbolischen
Figur des Krieges, auf jedem Magazinumschlag und Fernsehbildschirm der Welt"
(S.202). Der Auslandsredakteur von ITN, Mike Jeremy, bezeichnete die Aufnahme
als das "Schlüsselbild des Krieges im früheren Jugoslawien" (Independent,
5.8.93).
Maschendraht für Hühnerhaltung
Als ich Trnopolje im letzten Dezember mehrere Tage besuchte, sprach ich auch
mit Dorfbewohnern, die das Gelände von früher her kannten. Familie Baltic lebt
schon lange in Trnopolje, etwa 15 Minuten vom Schulgelände entfernt. Vater Momcilo
hat von der Umwandlung der Schule in ein Flüchtlingscamp erst spät mitbekommen,
als er vom Militärdienst zurückkam. Sein 17-jähriger Sohn Dragan ging bis etwa
April 1992 in Trnopolje zur Schule und absolvierte dort die siebte Klasse. "Außer
im vorderen Kreuzungsbereich, um diese Art Scheune herum, hat es nirgends einen
Stacheldrahtzaun gegeben", erklärte er mir. Seine Schwester Dragana ist 19
Jahre alt und arbeitet heute im Flüchtlingszentrum in der Schule. Die Hälfte des
Gebäudes wird seit einigen Monaten wieder für den Schulbetrieb benutzt, die andere
Hälfte wurde für vertriebene Serben aus Bihac, Sanski Most, Kljuc und Petrovac
hergerichtet. Dragana bestätigte ihren Bruder und fügte hinzu, dass es auch im
vorderen Bereich, an der Straße in Richtung Kozarac, einen kleinen Zaun gab. Auf
Höhe der Schule war dies ein etwa ein Meter hoher, teilweise unterbrochener Metallzaun
mit einem großen Tor im Eingangsbereich. Dieser Zaun wurde auch um das Schulgebäude
herumgeführt. Er diente dazu, Kinder daran zu hindern, auf die Straße zu laufen.
Er steht noch heute und ist auch auf den ITN-Bändern zu sehen. Flüchtlinge
lehnen daran, und an anderer Stelle springen sie von der Straße aus darüber, um
ins Innere des Schulgeländes zu gelangen. Dragana erinnerte sich auch daran, dass
es im vorderen Straßenbereich bis etwa in Höhe des Bürgerhauses anschließend an
den Stacheldrahtzaun auch schon vor dem Krieg einen kleinen, etwa ein Meter zwanzig
hohen Maschendrahtzaun gab, "wie man ihn für die Hühnerhaltung verwendet".
Auch dieser Maschendraht ist auf dem ITN-Filmmaterial deutlich zu erkennen.
Pero Curguz traf ich in seinem Büro in Prijedor. Er lebte in Rudnik Ljublja,
bis das Dorf im Mai 1992 von muslimischen Einheiten eingenommen wurde. Er leitet
das regionale Rote Kreuz, war während des Betriebs des Flüchtlingszentrums in
Trnopolje stationiert und wurde im August 1992 auch vom britischen Reporterteam
interviewt. Er erklärte damals, die Menschen seien freiwillig auf das Gelände
gekommen, um Schutz zu suchen. Er berichtete mir, dass zu keiner Zeit des Lagerbetriebs
irgendein Zaun aufgestellt wurde. Im Gegenteil: Als andere Lager in Keraterm und
Omarska geschlossen wurden, sei Trnopolje überfüllt gewesen. Bis zu 7500 Menschen
seien dort gleichzeitig untergebracht worden. Die Flüchtlinge hätten sich alles
an Baumaterialien genommen und auch die Zäune in der Umgebung eingerissen, um
sich Zelte und kleine Schutzhütten zu bauen. Als die Zäune noch standen, hätten
sie keine besondere Bedeutung für die Absteckung des Lagergeländes oder die Internierung
von Gefangenen gehabt, sondern, wenn überhaupt, dann "hatten sie wie die
Wärter eine gewisse Schutzfunktion". Curguz insistierte, dass es sich nicht
um ein Internierungs- oder Gefangenenlager gehandelt habe, sondern ein Sammelzentrum
für vertriebene Muslime. Von allen Befragten wurde mir bestätigt, dass die Flüchtlinge
das Gelände fast jederzeit verlassen konnten. Auch in den Wohnhäusern nördlich
des Schulgebäudes waren muslimische Flüchtlinge untergebracht.
Auch dem Filmmaterial von ITN, das nur in Teilen ausgestrahlt wurde, ist zu
entnehmen, dass das große Gelände, auf dem sich die Flüchtlinge aufhielten (hinter
und vor der Schule und dem Bürgerhaus und dazwischen), zum Zeitpunkt der Aufnahmen
nicht mit Stacheldraht umzäunt war. Man sieht ebenso deutlich, dass sich die Menschen
frei auf der Straße und auf dem Gelände bewegten und einige sich bereits kleine
Schutzzelte errichtet hatten. Auch auf dem mit Stacheldraht eingezäunten Grundstück
sieht man im Film eine Gruppe von etwa 15 Personen, darunter Frauen und Kinder,
unter einem Baum im Schatten sitzen. Der Zugang zu diesem Gelände war wie für
Penny Marshall auch für Flüchtlinge möglich. Würde also jemand die Behauptung
aufstellen, diese Gruppe von 15 Personen sei, weil sie sich auf diesem Grundstück
befand, hinter Stacheldraht eingesperrt gewesen, wäre dies genauso eine Fehlinformation
wie der Hinweis, das gesamte Lager sei mit Stacheldraht eingezäunt gewesen.
Aufnahmen des ITN-Kameramannes von der Rückseite des Gesamtareals, also von
Westen her, zeigen noch einmal deutlich, dass es nur eine Möglichkeit gibt, wie
die Stacheldrahtbilder zustande gekommen sein konnten. In einer weiteren Bandsequenz
sieht man die am selben Tag eingetroffene Gruppe von jungen Männern aus Keraterm
aus einer anderen Perspektive. Der Kameramann stand nicht mehr im Stacheldrahtgelände,
sondern etwa 20 Meter westlich daneben. Die Flüchtlinge standen zum Zeitpunkt
der Aufnahme dort vereinzelt herum und später in einer Schlange, beide Mal hinter
einem weiteren niedrigen Maschendrahtzaun, der sich an das Grundstück mit Stacheldraht
anschloss und allem Anschein nach bis zur hinteren Ecke der Sporthalle im Bürgerhaus
reichte. Sie warteten dort auf ihre Registrierung und auf weitere Anweisungen
des Lagerkommandanten, erklärte mir Igor, ein ehemaliger Wärter im Lager.
Enttäuschung und Resignation
Als ich meinen Gesprächspartnern in Trnopolje nach der Befragung das Bild mit
Fikret Alic hinter Stacheldraht zeigte, war die Reaktion immer die gleiche: Wut,
Enttäuschung und mitunter Resignation, hatte man doch gehofft, von westlichen
Journalisten fair behandelt zu werden und sie deshalb sehr freundlich empfangen.
Veljko Grmusa wurde mit seiner Familie aus Bosanska Bojna in der Nähe von Velika
Kladusa vertrieben und in ein Haus eines vertriebenen Muslimen in Trnopolje eingewiesen.
Mitte August arbeitete er für einige Tage als Wärter im Flüchtlingszentrum, bevor
er an die Front geschickt wurde. Er kannte wie die meisten Befragten das Bild
von Fikret Alic, zeigte sich erleichtert, als ich ihm erzählte, dass Alic den
Krieg überlebt hatte, äußerte sich aber verärgert über die Aufnahme. Seine Frau
Milica erzählte mir, dass sie während des Krieges im Auftrag der Kommunalverwaltung
im Lager aushalf: "Wir wollten den Journalisten damals helfen, wir hatten
ja keine Ahnung, wie die westlichen Zeitungen arbeiten. Später haben wir dann
die Anweisung erhalten, nicht mehr mit Reportern zu sprechen, wenn sie keine spezielle
Erlaubnis vorweisen konnten."
Misa Radulovic, heute 68 Jahre alt, früher Lehrer in Kozarac und Trnopolje,
traf ich in Kozarac in der Bar von Mladen Tadic, dem Bruder des in Den Haag angeklagten
Dusko. Radulovic geht am Krückstock, ist fast blind und erscheint wie ein Greis.
Er wurde wie alle anderen wehrfähigen Männer ins Militär eingezogen und war drei
Tage als Lagerwärter in Trnopolje stationiert. "Wir haben die Muslime vor
extremistischen Serben geschützt, die Rache nehmen wollten", erklärte er
mir seine Aufgabe im Lager. "Die Leute konnten das Lager ohne Papiere verlassen,
aber das war gefährlich. Einen Stacheldrahtzaun hat es nur hier an der Ecke um
die Scheune, dieser kleinen Verkaufsstelle für Agrargüter mit dem Elektrohäuschen,
gegeben", fuhr er fort. Er berichtete mir auch darüber, dass nach dem Besuch
des britischen Reporterteams, das er selbst aber nicht gesehen hatte, zahlreiche
weitere westliche Journalisten das Lager besuchten: "Die meisten wollten
immer nur dieses vordere Grundstück sehen und die am meisten abgemagerten Gestalten
fotografieren. Ich habe mich einmal mit einem Journalisten gestritten und ihn
aufgefordert, woanders seine Aufnahmen zu machen, z.B. im Schulgebäude. Aber er
wollte gar nicht rein."
Umgang mit dem Welt-Scoop
Wie man wohl mit einem solchen Scoop als Reporter noch ruhig schlafen könne,
fragte ich mich und nahm mir noch einmal die späteren Artikel und Kommentare von
Marshall und Vulliamy vor. Marshall schrieb einen großen Reisebericht für die
Sunday Times am 16. August 1992. Ed Vulliamy hatte seine Reportage bereits
einen Tag nach dem Besuch Trnopoljes fertig gestellt. Sein Artikel erschien am
7. August im Guardian, wenige Stunden nachdem die ITN-Bilder erstmals am
Abend des 6. August ausgestrahlt wurden. Auffällig ist, dass Vulliamy, der bei
der Fertigstellung seines Textes den ITN-Fernsehbeitrag vermutlich noch nicht
gesehen hatte, kein Wort über einen Stacheldrahtzaun verlor und zudem auch korrekt
festhielt, dass Trnopolje nicht als Konzentrationslager bezeichnet werden dürfe.
Seine recht ausgewogene und objektive Darstellung der Situation im Lager beinhaltete
auch die Wiedergabe von Gesprächen mit vertriebenen Muslimen, die ihm berichtet
hatten, daß keine Gewalt gegen sie angewendet wurde, daß der Platz ihnen eine
gewisse Sicherheit bot und sie ansonsten nicht wussten, wohin sie gehen sollten.
Vulliamy berichtete über ein Gespräch mit einem jungen Soldaten und Lagerwärter
namens Igor, der dem Reporter seinen alten Freund Azmir, einen ehemaligen Fußballspieler,
auf der anderen Seite eines Zaunes vorstellte. Mit Igor traf auch ich am letzten
Tag meiner Reise zusammen.
Der Tonfall des Guardian-Reporters bei der Beschreibung seiner Eindrücke
von Trnopolje sollte sich aber bis zur Herausgabe seines Buches Seasons in
Hell 1994 drastisch ändern. Anscheinend beflügelt von der positiven Resonanz
auf die Lagergeschichten im August 1992 änderte er einige Passagen, und der Stacheldraht,
den er in seinem ersten Artikel nicht einmal für erwähnenswert hielt, bekam auf
einmal eine zentrale Bedeutung. Die Anreise mit dem PKW und die ersten Eindrücke
beschrieb er nun in seinem Buch wie folgt: "Noch mehr schmutzige Wege, noch
mehr abgebrannte Dörfer und letztlich etwas, was früher eine Schule war und ein
weiterer erschreckender Unglücksort: ein überfülltes Lagergelände, umgeben mit
Stacheldrahtzaun" (S.104).
Inar Gnoric, eine bosnische Muslimin, unterhielt sich mit Vulliamy in Trnopolje
und erzählte ihm, dass sie aus Sicherheitsgründen freiwillig gekommen war. Im
Guardian-Artikel wurde sie von Vulliamy mit den Worten zitiert: "Die
Verhältnisse hier sind sehr hart. Aber es gab schreckliche Kämpfe und wir hatten
nichts zu essen. Hier ist es sicherer, aber wir wissen nicht, welchen Status wir
haben. Wir sind Flüchtlinge, aber es gibt Wärter und den Drahtzaun." Welchen
Zaun sie auch immer gemeint haben mag: In Vulliamys Buch findet sich das Zitat
in etwas abgewandelter Form, am Ende spricht Gnoric plötzlich von einem Stacheldrahtzaun.
Auch die Beschreibung des Zusammentreffens mit dem jungen serbischen Soldaten
Igor, der sich bei meinen Nachforschungen als Sohn von Pero Curguz, dem Leiter
des regionalen Roten Kreuzes, herausstellte, fiel in Seasons in Hell auf
einmal ganz anders aus. Igor, der mittlerweile nicht mehr in der "Serbischen
Republik" in Bosnien-Herzegowina lebt, war bei unserem Treffen sehr hilfsbereit
und offen und machte alles andere als einen unehrlichen oder künstlichen Eindruck.
Von ihm erhielt ich die detailliertesten und ehrlichsten Beschreibungen über das,
was in Trnopolje vor sich ging – auch über Dinge, über die ansonsten
nur wenige sprechen wollten. Igor, der im Januar 1997 seinen 24. Geburtstag feiert
und sich von mir eine Tafel Nestle-Vollmilchschokolade wünschte, wurde 1991 zum
Militärdienst eingezogen. Er war während des Krieges zunächst in Knin stationiert
und hatte sich dort mit einem kenianischen Blauhelmsoldaten angefreundet, der
ihm Englischunterricht gab. Igor überreichte mir ein Erinnerungsphoto mit den
beiden in Militäruniform. Am 20. Juli 1992 kam Igor aus Knin zurück und fand seine
Eltern in Prijedor. Vor dem Krieg hatte er eine muslimische Freundin, die er nun
aber nicht mehr sehen konnte. Etwa zehn Tage nach seiner Ankunft wurde er ins
Lager Trnopolje geschickt, um dort als Leibwächter des Kommandanten Slobodan Kuruzovic
seinen Militärdienst fortzusetzen. Mit ihm waren zwei weitere junge Männer, die
Zwillingsbrüder Radenko und Dubravko Balaban, mit diesem Job beauftragt.
Die Szene, die in Vulliamys Artikel und in seinem Buch beschrieben wird –
Igor stellt dem Reporter seine beiden Freunde namens Azmir vor, einer von beiden
der Fußballspieler –, wurde auch mit der Kamera festgehalten. Der
ehemalige Fußballspieler, Azmir Causevic, stammte aus Hambarine, wie mir Igor
erzählte, und lebt heute wahrscheinlich als Flüchtling im Ausland. Zwischen Igor
und Azmir stand nur der kurze, etwa einen Meter hohe Metallzaun. Das ist auf dem
Videoband deutlich zu sehen. Azmir und Igor lachten sich zu, gaben sich die Hand
und sprachen miteinander – eine Szene, die das traurige Schicksal
vieler Freundschaften in Bosnien zum Ausdruck bringt. Nachdem Vulliamy diese Begegnung
zweier alter Freunde in seinem Artikel noch sehr vorurteilsfrei beschrieb, wurde
Igor im Buch zwei Jahre später als junger Soldat vorgestellt, der nur noch vorgab,
"freundlich zu sein" und der Azmir auf einmal angeblich "durch
den Zaun hindurch" vorstellte (S.106). Solche Details wurden von Vulliamy
fürs Buch ein wenig umgeschrieben.
Wachsendes Selbstvertrauen
Ein im Laufe der Monate wachsendes Selbstvertrauen im Umgang mit dem Stacheldrahtbild
ließ sich auch bei Penny Marshall beobachten. Ihr Artikel für die Sunday Times
wirkte stellenweise wie eine Rechtfertigung und Entschuldigung, so, als sei
ihr der Trubel um die besagten Bilder unangenehm gewesen. Sie verwies auf ihren
Kameramann Jeremy Irvin, der die Aufnahmen gemacht hatte und auf ihren Chefredakteur,
der ihr die Order gegeben hatte, nichts außer einer Lagergeschichte zu senden
und der bereit war, das Risiko des Unternehmens zu tragen: "Es ist eine merkwürdige
Erfahrung für einen Reporter, der gerade einmal fünf Jahre Berufserfahrung bei
Wimbledon News vorzuweisen hat, sich in der Situation vorzufinden, Anerkennung
für einen Welt-Scoop zu bekommen. Das ist in gewisser Weise peinlich. Es braucht
eine Menge Leute, um eine Fernsehgeschichte zu machen, einen Produzenten, einen
Kameramann, einen Tontechniker, einen Bandtechniker, sogar Fahrer und andere Assistenten."
Marshall schrieb auch, dass die Serben, mit denen sie zu tun hatte, sich immer
sehr freundlich verhielten. Sie erzählte in ihrem Artikel vor allem über das Zusammentreffen
mit dem muslimischen Arzt Dr. Idriz Merdzanic im medizinischen Zentrum im Bürgerhaus
im Lagerbereich Trnopolje. Er gab ihr beim ersten Besuch am 5. August 1992 versteckte
Hinweise auf Misshandlungen und überreichte ihr in einem unbeobachteten Moment
einen unentwickelten Film mit Aufnahmen von männlichen Oberkörpern, die mit blauen,
blutunterlaufenen Flecken übersät waren. Abzüge dieser Aufnahmen wurden am 7.
August 1992 erstmals in Daily Mail veröffentlicht. Marshall besuchte den
Arzt wenige Tage später erneut, um sich nach seinem Wohlbefinden zu erkunden.
Wenige Minuten zuvor war, ihren eigenen Angaben zufolge, zum ersten Mal ein Team
des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Trnopolje eingetroffen
– laut IKRK in Genf war das der 11. August 1992.
Marshall erwähnte in ihrem ersten Artikel entgegen Vulliamy den Stacheldrahtzaun.
Sie schrieb über den ersten Lagerbesuch schlicht: "Draußen gab es Stacheldraht",
ohne weiter darauf einzugehen. Ihre Eindrücke beim zweiten Besuch hielt sie im
gleichen Artikel wie folgt fest: "Draußen hatte sich das Lager in der Woche
seit unserem ersten Bericht verändert. Der Stacheldrahtzaun war entfernt worden
und die Serben hatten den Gefangenen Material überlassen, um sich Schutzhütten
zu bauen."
Das potentielle Problem und die Schwachstelle ihrer Reportage, der Stacheldrahtzaun,
war somit erst einmal verschwunden. Doch Marshall hatte die Wahrheit geschrieben,
denn die Zäune, die ihr Kameramann beim ersten Besuch filmte, wurden tatsächlich
bis zu ihrer Rückkehr fast alle entfernt. Das konnte ich ihrem Filmmaterial entnehmen,
das sie vom zweiten Besuch am 11. August mit nach Hause brachte. Stehen blieb
lediglich der niedrige Metallzaun um das Schulgebäude, einige kurze Zaunpfosten
im Bereich der Straße und die mächtigen Metallpfosten um das besagte Grundstück,
an denen der Stacheldrahtzaun früher befestigt war. An der Westseite dieses Grundstücks,
wo sich Gestrüpp am Zaun hochrankt, blieben bis heute Reste des Stacheldrahts
hängen.
Penny Marshall hatte in ihrem Artikel bewusst oder unbewusst offen gelassen,
wo genau sich der nun eingerissene Stacheldrahtzaun, den es bei ihrem ersten Besuch
"draußen" gab, befunden hatte. Ed Vulliamy schrieb in seinem Buch: "Vier
Tage nach unserem Besuch in Trnopolje wurde der Zaun entfernt..." (S.113).
Auch er ließ so das in der Öffentlichkeit verankerte Bild, das gesamte Gelände
sei von Stacheldraht eingezäunt gewesen, unangetastet.
Sensationalismus-Vorwurf
In einem Artikel im Independent vom 5. August 1993 wurde Marshall zitiert,
wie sie auf den Vorwurf, ihr Bericht sei sensationalistisch gewesen, reagierte:
"Ich weise diesen Vorwurf vollständig zurück... Ich habe Wärter gezeigt –
bosnisch-serbische Wärter –, wie sie die Gefangenen mit Essen versorgten.
Ich habe ein kleines muslimisches Kind gezeigt, das aus eigenen Stücken gekommen
war. Ich habe sie nicht Todeslager genannt. Ich war unglaublich vorsichtig, aber
immer wieder sehen wir, wie dieses eine Bild benutzt wird." Würde man das
Detail übersehen, dass es nie einen Stacheldrahtzaun um das Lager gab und nicht
die Gefilmten, sondern Marshall und ihr Team bei den Aufnahmen von einem solchen
umgeben waren, wäre hiergegen nichts einzuwenden. Übersieht man es aber nicht,
erscheint diese Aussage fast zynisch.
In einem Gespräch mit der deutschen Filmemacherin Monika Gras, das in der Sendung
"Kozarac – Ethnisch gesäubert" am 11. Oktober 1993 vom
Südwestfunk ausgestrahlt wurde, faßte Marshall noch einmal selbstbewusst
zusammen: "Es war dieses Bild von diesem Stacheldraht, und diese ausgemergelten
Männer, das Alarmglocken in ganz Europa läuten ließ. Ich glaube, wäre der Bericht
ohne dieses Bild vermittelt worden, wäre die Wirkung längst nicht so stark gewesen,
obwohl sich nichts an den Fakten geändert hätte."
In diesem Gespräch beschrieb Marshall dann auch die im ersten Artikel zunächst
als freundliche Menschen vorgestellten Serben eher als einfältige Gestalten, die
nicht mit westlicher Presse umzugehen wussten: "Es handelte sich um einen
PR-Fehler auf Seiten der Serben."
Störend an Marshalls, Williams’ und Vulliamys Verhalten ist vor allem,
dass sie bis heute kein Wort darüber verloren haben, wie das Symbol des Bosnien-Kriegs,
das Bild von Fikret Alic hinter Stacheldraht, zustande kam. Ihre Hoffnung war
allem Anschein nach, das lassen zumindest ihre Reaktionen vermuten, dass Gras
über die Sache wachse. Nicht nur Prinzipien professionellen Journalismus’,
sondern elementare menschliche Züge wie Fairness und Ehrlichkeit hätten sie eigentlich
dazu bewegen sollen, ein klärendes Wort zu sprechen.
Journalistische Standards
Marshall und ihre Kollegen setzen mit ihrer Reportage gewisse Standards für
investigativen Journalismus auf dem Balkan, an denen sich andere orientierten.
Es gab nur wenige kritische Stimmen ob der vermeintlich sensationellen Enthüllungen
der britischen Reporter.
So warnte Patrick Cockburn in einem Artikel im Independent on Sunday vom
9. August 1992, ohne die brutalen Zustände in Lagern in Bosnien herunterspielen
zu wollen: "Es sollte aber auch gesagt werden, dass es bisher nur sehr begrenzte
Beweise dafür gibt, daß diese Lager, um die es geht, Teil einer rassistischen
Politik der Massenausrottung von bosnischen Muslimen und Kroaten sind, die Vergleiche
mit Hitlers Endlösung zulassen würde."
So bedacht wie Cockburn reagierten nur wenige Journalisten. Die Mehrzahl schrieb
fortan von serbischen KZs und scherte sich um die Indizienlage nur wenig. Auch
in Büchern erhielten die Stacheldrahtgeschichte und der Trnopolje-KZ-Vergleich
Einzug. "Als die ersten Journalisten einige Tage zuvor eintrafen, war der
Ort von Stacheldraht umgeben und es gab kein Begrüßungsschild", schrieb z.B.
Peter Maass in Love thy neighbours: A story of war über seinen Besuch Trnopoljes
im Spätsommer 1992 (Papermac, London 1996, S.41). Es schien auch ihm sehr wichtig,
das Bild abgemagerter Lagerinsassen und den Vergleich mit deutschen KZs aufzugreifen:
"Ich hatte nie geglaubt, dass ich einmal ein wandelndes Skelett sehen würde.
Doch in Trnopolje geschah es. Ich lief durch das Tor und konnte nicht glauben,
was ich sah. Dort, direkt mir gegenüber, waren Männer, die aussahen wie Überlebende
aus Auschwitz" (ebd.).
Ohne Zweifel waren die meisten Flüchtlinge in Trnopolje unterernährt –
eine Folge der allgemeinen Lebensmittelknappheit während des Krieges. Das darf
nicht in Abrede gestellt werden. Das IKRK war ab 26. August 1992 regelmäßig in
Trnopolje zugegen, erreichte eine effizientere Lebensmittelversorgung und begann
ein wissenschaftlich ausgearbeitetes Ernährungsprogramm mit Mineralien und anderen
Grundstoffen für besonders bedürftige Patienten.
Vergleiche mit der Situation im KZ Auschwitz sind jedoch an den Haaren herbeigezogen.
Marshall und ihr Team hatten aber nicht nur einen Welt-Scoop fabriziert, sondern
durch ihre indirekt mitgelieferte Interpretation auch ein falsches Bild des Ortes
Trnopolje entworfen, das nur schwer zu revidieren war.
Brutalisierung des Krieges
Meine Nachforschungen ließen mich völlig unvoreingenommen zu dem Schluss kommen,
dass die Bezeichnung dieses Ortes als Internierungs-, Gefangenen-, oder gar Konzentrationslager
in dem Sinne, dass dort Menschen als Teil eines groß angelegten rassistischen
Aggressionsplanes einkaserniert, getötet, gefoltert, misshandelt und vergewaltigt
wurden, jeglicher Grundlage entbehrt. Zweifelsohne kam es auch in Trnopolje zu
Übergriffen auf Zivilisten. Doch so befremdlich es sich anhören mag: Hätte es
dieses Sammelzentrum für Vertriebene zum Zeitpunkt einer unvorstellbaren Brutalisierung
des Krieges zwischen Serben und Muslimen und den bereitgestellten Schutz durch
bosnisch-serbische Soldaten nicht gegeben, hätten wohl weit mehr schutzlose muslimische
Zivilisten ihr Leben verloren.
Das Sammelzentrum Trnopolje entstand nicht durch eine Order von oben, sondern
spontan im Zuge der Eskalation des Konflikts in der Region Prijedor im Mai 1992.
Der Zerfall der zivilen Ordnung und die Außerkraftsetzung aller humanen Normen
bei Ausbruch des Krieges hatte zur Folge, dass reaktionäre Kräfte auf serbischer
wie muslimischer Seite über Nacht Macht erringen konnten und mit ihren Brandschatzungen
und Vertreibungen begannen. Inwieweit dies von oberster Stelle befohlen oder geduldet
wurde, bedarf der weiteren Klärung. Fest steht jedoch, dass die Gegend um Kozarac,
einer dörflichen und seit langem geistig und wirtschaftlich stagnierenden Region,
zu einem ersten Brennpunkt dieser Konflikte wurde.
Mladen Tadic erzählte mir, dass sich ihm ein Bild des Grauens bot, als er im
Mai 1992 aus München in seine Heimatstadt reiste: "Viele unschuldige Menschen
wurden umgebracht. Im August lagen immer noch überall Leichen herum. Kozarac hatte
etwa 20.000 Einwohner in einem Umkreis von rund fünf Kilometern. Ich habe gehört,
dass mehrere Tausend Muslime getötet wurden." Auf die Frage, warum gerade
Kozarac, das heute ein Bild der totalen Zerstörung bietet, antwortete er: "Bereits
im Zweiten Weltkrieg war Kozarac eine extreme Stadt. Im Jahre 1941 haben die Muslime
die Serben in Kozarac abgeschlachtet. Das, was im aktuellen Krieg passiert ist,
war wie ein Rachefeldzug extremistischer Serben. Die Einwohner in Kozarac waren
aber eher liberal eingestellt. Es waren extremistische Serben und Muslime aus
anderen Dörfern und Städten, die sich hier bekämpft haben."
In einer Nacht im Mai 1992 wurde Kozarac von serbischen Kämpfern erobert, Muslime
ermordet, ihre Häuser zerstört und die Überlebenden die Straße hinunter nach Trnopolje
getrieben. Auf dem Gelände der Schule suchte der Flüchtlingstreck Zuflucht. Später
wurden Wachposten aufgestellt, um die Vertriebenen, die bald auch aus anderen
Dörfern eintrafen – teilweise aus eigenen Stücken, teilweise mit
Bussen gebracht –, vor Übergriffen zu schützen. Serbische Extremisten
hatten sich in Banden zusammengerottet und zogen plündernd durch die Gegend. Eine
berüchtigte Bande in dieser Zeit war "El Manijakos". Ein ehemaliger
serbischer Wärter aus Trnopolje, der anonym bleiben wollte, berichtete mir, dass
diese Bande auch einmal nachts ins Lager einfiel und Frauen vergewaltigt wurden.
Als die "Nacht der Panzerfahrer" wurde dieser Vorfall bereits in einigen
Artikeln und Fernsehdokumentationen beschrieben.
Doch auch von muslimischer Seite drohte den Flüchtlingen in Trnopolje Gefahr.
Viele Männer im wehrfähigen Alter suchten Zuflucht, um sich einer Mobilisierung
für die reguläre Armee oder einer der extremistischen Banden zu entziehen. Nach
der Eroberung Kozaracs versteckten sich zahlreiche muslimische Kämpfer, die serbische
Zivilisten aus anderen Dörfern vertrieben und mit ihnen nicht minder zimperlich
umsprangen, in den bewaldeten Bergen. Sie versuchten, auch Saboteure ins Lager
Trnopolje einzuschmuggeln, um Unruhe zu stiften, was jedoch in mindestens einem
Fall, von dem mir Igor erzählte, aufflog, weil die muslimischen Zivilisten in
Trnopolje aus dem Krieg herausgehalten werden wollten.
Die muslimische Kampfeinheit unter Führung von Suljo Kusuran war bekannt für
ihre aggressiven Feldzüge. Kusuran hatte, wie mir eine ältere Frau in Trnopolje
erzählte, zu Beginn des Krieges den serbischen Soldaten Igor Gnesevic umgebracht.
Das sorgte deshalb für Aufregung, weil dessen Bruder Duca das militärische Sonderkommando
mit dem Namen seines getöteten Vorgängers "Zoran Karlica" anführte.
Diese Einheit hatte im Mai 1992 den Versuch muslimischer Truppen, den Radiosender
in Prijedor einzunehmen, abgewehrt. In diesen Tagen im Mai ergab so eins das andere,
und der Konflikt eskalierte. Es kam zu furchtbaren Exzessen. Die Serben gewannen
die Oberhand, und das Flüchtlingszentrum Trnopolje ist im Zuge dieser Entwicklungen
entstanden.
Im Lager Trnopolje selbst war das Leben aber auch nicht absolut sicher, was
der Überfall von "El Manijacos" und die von Penny Marshall mitgebrachten
Bilder von Dr. Idriz Merdzanic zeigten. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der
Wärter – in der Regel wenige Tage zuvor mobilisierte Zivilisten,
Bauern aus der Umgebung und serbische Flüchtlinge aus anderen Regionen –
und die kontinuierlich anwesenden Vertreter des Roten Kreuzes unter Leitung von
Pero Curguz versuchten, die Menschen, bei denen es sich oft um alte Bekannte und
Freunde handelte, zu schützen und zu versorgen, gab es auch hier schwarze Schafe,
von denen eine permanente Bedrohung ausging. Der serbische Soldat Dragoje Cavic,
der sich oft auf dem Lagergelände aufhielt, war ein solcher Zeitgenosse. Er drohte
muslimischen Frauen, ihre Kinder zu misshandeln, wenn er sie nicht vergewaltigen
dürfe. Als dies an einem Morgen dem Lagerkommandanten Slobodan Kuruzovic gemeldet
wurde, so berichtete mir Igor Curguz, wurde Cavic versetzt. Einige Wochen später
tötete er bei einer Schießerei in Trnopolje zwei serbische Polizisten, einen Soldaten
und eine serbische Familie, woraufhin er festgenommen und zur Todesstrafe verurteilt
wurde. Unbeliebt, auch bei vielen Serben, war auch Slavko Puhalic, der als Polizeivertreter
aus Prijedor einige Wochen in Trnopolje stationiert war. Er galt als Alkoholiker
und wurde möglicherweise sogar deshalb versetzt, erzählte mir wiederum die ältere
Dame.
Lebensbedrohlich war es für Menschen, die das Lager verließen. Es gibt mehrere
Berichte, dass Flüchtlinge, die ihre Äcker und Häuser aufsuchten in der Hoffnung,
dort Lebensmittel und andere Habseligkeiten zu finden, nicht mehr nach Trnopolje
zurückkamen. Mladen Tadic hatte davon gehört, dass eine kleine Gruppe muslimischer
Männer aus dem Lager, die eines Tages in Kozarac auftauchten, von Extremisten
ermordet wurde.
Alte Bekannte
Die unmenschlichen Zustände während des Krieges erscheinen für Beobachter in
Westeuropa schwer nachvollziehbar, und die Existenz solcher Zentren wie Trnopolje,
in denen Menschen unter erbärmlichen Bedingungen lebten, zurecht als eine Zumutung
und Qual. Doch in Zeiten des Krieges sind zivile Normen nicht mehr gültig, und
unter Berücksichtigung dieser Umstände kann festgehalten werden, dass in Trnopolje,
dank der Organisation und Mithilfe aller, das Leben relativ geordnet ablief und
sicher war. Pero Curguz erzählte mir, dass die Flüchtlinge sich gegenseitig aushalfen,
wo sie nur konnten und dass sein Team sie nach bestmöglichen Kräften unterstützte.
Er selbst habe, als er zum ersten Mal ins Lager kam, viele alte Bekannte getroffen,
denen er zu helfen versuchte.
So erging es auch Misa Radulovic, dem früheren Lehrer, der mir Namen von alten
Nachbarn und Freunden nannte – Menschen, die er im Lager fand und
um deren Wohlergehen er sich sorgte: Husein und Osman Mujagic, Abid Armautovic
und Fikret Hidic. Mladen Tadic versuchte in Trnopolje, seinen alten Nachbarn von
gegenüber zu finden – den Frisör Refko Fazilic aus Kozarac. Als er
Mitte August zweimal ins Flüchtlingszentrum fuhr, konnte er ihn jedoch dort in
der Menschenmasse nicht finden. Später erhielt er die Information, dass Fazilic
sich in Travnik aufhielt.
Veljko Grmusa zeigte mir die Stelle, wo zur Verpflegung der Wärter und Flüchtlinge
Vieh gehalten und später geschlachtet wurde. Ein Schlachtermeister sei hierfür
ins Lager gekommen. Auf die Frage, wie die Verpflegung in Trnopolje organisiert
worden sei, berichtete mir auch Misa Radulovic hiervon. Wegen der allgemeinen
Lebensmittelknappheit sei Fleisch aber eher die Ausnahme gewesen. Bei dem Schlachtermeister
soll es sich um Rifet Balic aus Kozarac gehandelt haben.
Übertreibungen statt Wahrheitsfindung
Die Zustände im Flüchtlingslager Trnopolje zu übertreiben, wie es von vielen
Journalisten in Anlehnung an das Stacheldrahtbild von Penny Marshall getan wurde,
und sogar Parallelen mit Auschwitz zu ziehen, ist aus journalistischer Sicht unprofessionell
und zeugt im Grunde von Menschenverachtung. Vor allem trat in solchen Reportagen
immer wieder die Unfähigkeit zutage, zwischen elitären und brutalst agierenden
politischen und militärischen Machthabern sowie brandschatzenden Banden auf der
einen Seite und der Zivilbevölkerung und normalen Soldaten, die an Massakern,
Vergewaltigungen und Folter kein Interesse hatten, auf der anderen Seite zu differenzieren.
Pauschal wurden die Serben als Barbaren gebrandmarkt und mit immer neuen Stilblüten
ihre Dämonisierung entworfen. Meldungen vom neutralen IKRK, dass von allen Kriegsparteien
Vertreibungen durchgeführt und Lager betrieben wurden, fanden kaum Beachtung.
Stattdessen zirkulierten z. B. Horrorartikel, vor jedem Haus in Trnopolje befände
sich ein Massengrab mit bis zu zwanzig Leichen. Beliebt waren Vergleiche mit den
deutschen Nazis und die Arbeit mit Augenzeugen, die, nach langer Tortur und der
Erfahrung von Vertreibung und Tod, häufig dazu bereit waren, ihren Hass gegen
die Kriegsgegner zum Ausdruck zu bringen.
Die von den offiziellen Kriegsparteien wie von vielen westlichen Reportern
betriebene Verurteilung des "Feindes" hat letztlich erheblich dazu beigetragen,
dass auch die Beziehungen zwischen den im Ausland lebenden Bevölkerungsgruppen
nachhaltig vergiftet wurden. Als Beitrag zur Befriedung des Konflikts können entsprechende
Artikel sicher nicht verstanden werden.
Das Stacheldrahtbild mit Fikret Alic trug dazu bei, dass eine sachliche und
wirklichkeitsnahe Aufarbeitung des Krieges, die auch im Sinne der Menschen auf
dem Balkan gewesen wäre, von Anfang an behindert wurde. Der Run nach dem nächsten
Scoop ersetzte das Bemühen um Aufklärung und Wahrheitsfindung. Wer es wagte, den
Vergleich der serbischen Lager mit KZs der Nazis in Frage zu stellen, wurde überhört
oder mit Unterstellungen, für die Serben Partei ergreifen zu wollen, zugeschüttet.
In einigen Artikeln und offiziellen Dokumenten wurde darauf hingewiesen, dass
Trnopolje kein Gefangenen- oder Internierungs-, sondern ein Flüchtlingslager war.
Am allgemeinen KZ-Bild vermochten diese Texte jedoch wenig ändern. Paddy Ashdown,
damals Vorsitzender der Liberalen Partei Großbritanniens, besuchte wenige Tage
nach dem Journalistenteam mit Penny Marshall die Lager Manjaca und Trnopolje und
beschrieb in einem Artikel im Independent am 13. August 1992 seine Eindrücke
über Trnopolje folgendermaßen: "Sie haben sich hier niedergelassen, weil
sie nirgendwo sonst hingehen können. Ihre Häuser wurden abgebrannt, und ihr Leben
war bedroht. Muslimische Extremisten üben Druck auf die Männer aus, den Guerillabanden
beizutreten. Sie sind deshalb zu ihrer eigenen Sicherheit hergekommen. Aber kürzlich
wurde das unbewachte Lager nachts von serbischen Extremisten überfallen. Sie haben
sie geschlagen, ihnen geraubt, was sie noch hatten und angeblich auch Frauen vergewaltigt.
Jetzt ist die Situation besser." Selbst in Berichten des US State Departments
wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass das Lager in Trnopolje für Tausende von
schutzlosen Muslimen ein Zufluchtsort war. Sir John Thomson, seinerzeit Leiter
einer KSZE-Untersuchungskommission, warnte Anfang September 1992 vor voreiligen
Schlüssen: "Ich habe den Eindruck, dass einige der Gefangenen nicht sehr
weit kämen, wenn einige der Lager einfach so geöffnet würden. Es gäbe einige Gräber
in der Nähe" (Guardian, 5.9.92).
Er verwies hier auf eine bedenkliche Dynamik, die durch die Lagerberichte von
Marshall und anderen in Gang gesetzt und später vor allem vom IKRK kritisiert
wurde: Internationale Appelle an die bosnischen Serben, den Lagerbetrieb einzustellen,
zeigten rasch Wirkung. Omarska wurde bereits im August geschlossen, ein Großteil
der Gefangenen von dort wie auch Tausende weiterer Muslime aus Keraterm und Manjaca
wurde nach Trnopolje gebracht, das innerhalb weniger Tage von einem Flüchtlings-
zu einem Durchgangslager wurde.
Von Trnopolje aus wurden etliche Tausend muslimische Flüchtlinge ins Ausland
gebracht. Am 1. Oktober 1992 startete der erste große IKRK-Konvoi mit 1560 Menschen
ins kroatische Karlovac. Das immer um absolute Neutralität bemühte IKRK monierte,
durch die internationale Aufregung nach den ITN-Berichten sei jegliche Chance
vertan worden, eine Lösung anzustreben, die es ermöglichen würde, dass Muslime
längerfristig in der Region bleiben können. Die Politik der "ethnischen Säuberung"
habe durch die Fernseh- und Presseberichte eine bedenkliche Dynamik erhalten.
Nicht nur in dieser Hinsicht ist die ITN-Reportage ein brisantes Beispiel dafür,
welchen Einfluss Medienberichte auf den Ebenen internationaler Diplomatie und
Militärpolitik mitunter haben können. Auch eine Welle verschärfter Repressionen
gegen die bosnischen Serben von Seiten der internationalen Staatengemeinschaft
bis hin zur Androhung von Militärschlägen waren die Folge.
Aufgeschreckt vom Stacheldrahtbild rief der britische Premierminister John
Major über Nacht seine engsten Vertrauten aus dem Urlaub zurück und hielt eine
Notsitzung ab. Kurz darauf beschloss die Regierung in London, eigene Soldaten
zur Befriedung des Konflikts zur Verfügung zu stellen. In den USA waren es der
Kandidat für das Präsidentenamt Bill Clinton und sein Berater Al Gore, die mit
beständigen Hinweisen auf die ITN-Aufnahmen die Initiative im Wahlkampf ergriffen
und Militäraktionen gegen die Serben forderten. In Brüssel forcierte ein Beraterstab
der NATO die Planungen einer Militärintervention auf dem Balkan. Das Stacheldrahtbild
von Penny Marshall war sicher nicht der alleinige Auslöser für eine neue Dynamik
westlicher Initiativen. Aber es hat einen Stein ins Rollen gebracht und andere
mitgerissen.
Rüstzeug fürs Tribunal
Auch für die Arbeit des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag sollte der Bericht
von Penny Marshall einige Monate später große Bedeutung erhalten. Als Grundlage
für spätere Tribunalsermittlungen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher wurde der
damalige UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali am 20. Oktober 1992 vom Sicherheitsrat
mit Resolution 780 beauftragt, eine Expertenkommission einzurichten. Die Arbeit
dieser Kommission begann einen Monat später unter der Leitung von Frits Karlshoven,
und sie wurde von seinem Nachfolger Cherif Bassiouni mit der Fertigstellung eines
umfangreichen Abschlussberichts im Sommer 1994 beendet. Die Expertenkommission
hatte eigene Nachforschungen vor Ort angestellt, vor allem aber Untersuchungsergebnisse
von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen sowie Medienberichte ausgewertet.
Der Bassiouni-Bericht diente den Tribunalsermittlern seitdem als Rüstzeug für
eigene Untersuchungen.
Der Stacheldrahtzaun in Trnopolje wurde an zahlreichen Stellen des Dokuments
erwähnt. Mal heißt es, nur die zentralen öffentlichen Gebäude seien von Stacheldraht
umgeben gewesen (Annex VIII, 1954.), an anderer Stelle wird beschrieben, dass
der Stacheldrahtzaun, der zudem von Wärtern mit Hunden bewacht worden sein soll
(ebd., 1960.), nach dem Besuch eines Journalistenteams Anfang August eingerissen
wurde (ebd., 1963., 1977.), um ihn dann, nach deren Abreise, wieder aufzubauen
(ebd., 3034/). "Während berichtet wurde, das Lager sei mit Stacheldraht eingezäunt
gewesen, ist es unklar, ob dieser Zaun das gesamte Lagergelände oder die einzelnen
Gebäude umspannte", wurde unter Punkt 1963 festgehalten. Offensichtlich herrschte
bei den Mitgliedern der Expertenkommission keine Klarheit über die Platzierung
dieses Zaunes, obwohl eine Besichtigung des Ortes und eine genaue Analyse der
ITN-Bilder rasch Abhilfe geschaffen hätten. Untersucht man die Stellen im Bassiouni-Bericht,
die sich mit dem Stacheldraht befassen, fällt auf, dass sich einige Quellen bis
zu den ITN-Aufnahmen zurückverfolgen lassen.
In anderen Kapiteln wird Trnopolje recht zutreffend als Flüchtlingslager beschrieben,
in das sich schutzlose Muslime, überwiegend Frauen, Ältere und Kinder, eingefunden
hatten, das sie aber auch wieder verlassen konnten und das ihnen einen gewissen
Schutz bot.
Doch der gesamte Bericht strotzt von Widersprüchen und Ungenauigkeiten, sodass
es kaum vorstellbar ist, wie dieses Dokument als Grundlage für Strafprozesse in
Den Haag dienen kann. In Annex V, "The Prijedor Report", wird im Widerspruch
zu Annex VIII, "Prison Camps", zweifelsfrei festgehalten: "Das
Lager war mit Stacheldraht umgeben, und einige Lagerwärter beobachteten die Insassen"
(464.). Als Quelle ist in diesem Kapitel des Abschlussberichts mehrmals Ed Vulliamys
Buch Seasons in Hell aufgeführt. Im gleichen Kapitel findet man auch die
als tendenziös zu bezeichnende Beschreibung Trnopoljes als serbisches KZ: "Obwohl
es sich bei Trnopolje nicht um ein Todeslager wie Omarska oder Keraterm gehandelt
hat, ist die Bezeichnung Trnopoljes als ‘Konzentrationslager’ letztlich
berechtigt angesichts des dortigen Regimes" (485.).
Beweismittel gegen Tadic
Beim ersten Prozess des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen den bosnischen
Serben Dusko Tadic spielte der Stacheldrahtzaun keine unbedeutende Rolle. Tadic
war vom Zeugen "L" – später bekannt als Dragan Opacic und
überführt, von der Polizei in Sarajevo zur Falschaussage gezwungen worden zu sein
– beschuldigt, im Lager Trnopolje als leitender Funktionär an zahlreichen
Morden und Vergewaltigungen teilgenommen zu haben. Alle konkreten Anklagepunkte
gegen Tadic hinsichtlich Trnopolje wurden Ende Oktober 1996 fallen gelassen, weil
es sich bei Opacic um den einzigen diesbezüglichen Belastungszeugen drehte.
Opacic hatte erst am 15. August 1996 im Gerichtssaal in Den Haag auf eine Skizze
gezeichnet, wie der Stacheldrahtzaun angeblich das gesamte Lagergelände einzäunte.
Er bejahte ausdrücklich die Frage des Verteidigeranwalts Stephen Kay, ob der Stacheldrahtzaun
um das gesamte Lager herumreichte. Bereits zuvor hatten andere Zeugen der Anklage
vom Stacheldrahtzaun gesprochen.
Das Filmmaterial von Penny Marshall wurde als Beweisstück der Anklage im Gerichtssaal
vorgeführt.
Dr. Azra Blazevic bezeugte am 13. Juni 1996, ein Stacheldrahtzaun sei Ende
Juli 1992, wenige Tage vor Ankunft der Gefangenen aus den Lagern Keraterm und
Omarska aufgestellt und kurz nach ihrer Ankunft wieder entfernt worden. Sulejman
Besic, ein bosnischer Muslim aus der Region Kozarac, ist neben Fikret Alic auf
dem berühmten Stacheldrahtbild zu erkennen. Er sagte am 21. Juni 1996 in Den Haag
zu Trnopolje aus, und auch er erwähnte den Stacheldraht in seiner Schilderung
der Zustände im Lager.
Auch Ed Vulliamy wurde von der Anklage in den Zeugenstand geladen. Am 6. und
7. Juni 1996 gab er seine Eindrücke über verschiedene Aspekte des Balkankriegs
zu Protokoll. Trnopolje wurde wegen des zu diesem Zeitpunkt noch bestehenden Anklagepunkts
gegen Tadic ausführlich behandelt. Wie in seinem Buch beschrieb Vulliamy die damalige
Reise des britischen Reporterteams und die Zustände in Trnopolje, das er als Flüchtlings-
und Durchgangslager bezeichnete. Seine Ausführungen wurden über weite Strecken
vom Abspielen der Videobänder von ITN begleitet. Als sich Vulliamy bei seiner
Aussage der Stelle mit dem Stacheldraht und Fikret Alic näherte, bat er die Richter
darum, das Videogerät abschalten zu lassen. Die Ankunft in Trnopolje und die Begegnung
mit den Flüchtlingen hinter Stacheldraht beschrieb er lieber aus dem Kopf wie
folgt: "Ich weiß nicht, wer darüber mehr verblüfft war, die anderen zu sehen.
Wir, die wir die Leute hinter dem Stacheldrahtzaun erblickten oder sie, die eine
Gruppe von Leuten mit Notebooks und Kameras aus dem Bus steigen sahen. Wir liefen
ihnen über ein Stück Land entgegen. Wir haben einigen von ihnen die Hände geschüttelt.
Das war verwirrend. Ich beschreibe, wer hinter dem Zaun war, lieber mit abgeschaltetem
Video, weil ich es besser kann, wenn ich nicht versuche, den Bildverlauf zu kommentieren."
Warum Vulliamy gerade diese eindrucksvollen Szenen zunächst nicht vorgeführt
sehen wollte, schoss es mir durch den Kopf. Nachdem ich die Lager- und Zaungeschichte
und Vulliamys frühere Ausführungen intensiv studiert hatte, war meine persönliche,
spontane Idee, dass er es möglicherweise auch deshalb getan haben könnte, um Rückfragen
über den Stacheldraht zu vermeiden.
Wäre der Hauptbelastungszeuge Dragan Opacic nicht vorzeitig der Lüge überführt
worden, hätte Tadics Verteidiger Mischa Wladimiroff den Stacheldrahtzaun zur Sprache
gebracht und Opacic ins Kreuzverhör genommen. Möglicherweise wäre schon dann die
ganze Geschichte aufgeflogen.
Die Krönung dieser ganzen ITN-Geschichte offerierte mir Professor Wladimiroff
in seiner Anwaltskanzlei in Den Haag. Er erzählte mir, dass er Dragan Opacic einen
Tag nach seiner Entlarvung als Lügner interviewte und mit ihm über die exakten
Motive und Hintergründe seiner Falschaussage sprach. Opacic berichtete, dass ihm
in Polizeigewahrsam in Sarajevo Videoaufnahmen von Dusko Tadic und von Trnopolje,
das er nur flüchtig von früher her kannte, vorgeführt wurden. Darunter sei auch
das Filmmaterial von ITN mit dem Stacheldrahtzaun gewesen.
[Anhang]
Verwirrung um das ITN-Bild
Das ITN-Bild des ausgehungerten Menschen hinter Stacheldraht war bereits einmal
Bestandteil einer Kontroverse. Der US-Journalist Peter Brock hatte in einem Artikel
in Foreign Policy, in dem er die westliche Berichterstattung über den Balkankonflikt
wegen ihrer einseitigen Parteinahme gegen die Serben scharf kritisierte, geschrieben,
es handele sich bei der abgebildeten Person nicht um einen Muslimen (Spring 1994).
Der Artikel wurde einen Monat später in der Züricher Weltwoche und dann
auch in Konkret aus Hamburg nachgedruckt. Brock behauptete, die Person
auf der Titelseite der Time vom 17. August 1992 sei in Wirklichkeit ein
Serbe.
Doch Brock hatte unrecht, was kurze Zeit später festgestellt wurde. Die abgebildete
Person wurde als der Muslim Fikret Alic identifiziert. Auch Nachforschungen der
Time-Redaktion bestätigten dies. Brock erklärte daraufhin, es habe sich
um eine Verwechslung gehandelt: Nicht Time, sondern Newsweek habe
den Serben abgebildet. In den späteren Veröffentlichungen seines Textes schrieb
er:
"Am 17. August 1992 veröffentlichte Newsweek das Bild eines zum
Skelett abgemagerten Mannes, der in der Fotolegende als Gefangener 'in einem serbischen
Lager in Trnopolje' vorgestellt wurde. Der Kontext, in dem das Foto erschien,
erweckte den Eindruck, als handele es sich bei dem Abgebildeten um einen Muslim.
In Wirklichkeit war er ein Serbe: Slobodan Konjevic, 37, der zusammen mit seinem
Bruder Zoran wegen Plünderung festgenommen worden war. Konjevic, dramatisch ausgemergelt
wirkend, war seit zehn Jahren tuberkulosekrank; das sagte seine Schwester in Wien,
die ihre beiden Brüder auf dem Bild identifizierte." (in: Klaus Bittermann
(Hg.): Serbien muß sterbien. Wahrheit und Lüge im jugoslawischen Bürgerkrieg,
Edition Tiamat, Berlin 1994, S.16f)
Es dauerte nicht lange, bis auch über diese Behauptung Brocks Zweifel geäußert
wurden. Von der "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) in Göttingen
wurde die Newsweek-Person aufgespürt, und in einer Zeitschrift des Vereins
ein Foto von ihr abgebildet. Die GfbV schrieb, dass auch die Person in Newsweek
ein Muslim war: Ilijas Garibovic, der heute in der Schweiz lebt. Peter Brock,
der diese Meldung persönlich überprüfen wollte, versuchte, während eines Europa-Aufenthalts
Garibovic in der Schweiz zu treffen. Seinen Informationen zufolge gelang ihm das
jedoch nicht.
aus: Novo, Nr.26, Januar/Februar 1996, S.16-25