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Das silberne wird für einen Mix aus 50 Prozent REG- und 50 Prozent KWK-Strom erteilt. Dabei darf KWK-Strom nur in Anlagen erzeugt werden, die beim Einsatz von fossilen Brennstoff einen Jahresnutzungsgrad von mindestens 70 Prozent aufweisen müssen. Beide Stufen des Labels verlangen, daß bei der Erzeugung von Grünstrom ein Prozent aus Photovoltaikanlagen stammt. Auch Strom aus Deponie- und Grubengas wird dabei als KWK-Strom angerechnet. Ausgeschlossen ist die Erzeugung von REG-Strom aus nicht naturbelassenen festen Biomasseabfällen oder Biomasse aus nicht ökologischem Anbau. Darüber hinaus zählt auch Strom aus großen Laufwasserkraftwerken mit einer Leistung über 10 Megawatt nicht als REG-Strom.

Das Label wird außerdem keinem Anbieter erteilt, dessen Anteilsmehrheit Betreibern von Atomkraftwerken gehört oder Firmen, die sich allgemein negativ gegenüber der REG- Nutzung verhalten. Das Label bezieht den Anbieter in die Bewertung mit ein.

Des weiteren gibt es verschiedene Angebots- arten von Grünstrom: Beim Händlermodell bezieht der Kunde Grünstrom, der ganz oder teilweise konventionellen Strom ersetzt, beim Zuschußmodell bezieht der Kunde konven- tionellen Strom, finanziert aber durch regelmäßige Zahlungen Erzeugung und Ausbau von REG-Strom.8)
Dabei wird der Mehrpreis im Vergleich zu konventionellem Strom zu drei Viertel zum Bau neuer Anlagen verwendet.7)

Sowohl das Zertifizierungsmodell von Öko-Institut wie Grünem Label e.V streben eine zeitnahe Bereitstellung des Grünstroms an, dabei sollen Lieferung und Verbrauch binnen Jahresfrist (die Jahresbilanz als Nachweis) die gleiche Größe annehmen.5)

Beide Modelle schließen ebenso die Doppelvermarktung von Ökostrom aus. Strom, der nach dem Strom-Einspeise-Gesetz (StrEG) vergütet wurde, darf also nicht nochmals als Ökostrom verkauft werden kann. So sieht das StrEG, das künftig Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) heißen wird, vor, dass Strom aus erneuerbaren Energien zu festgelegten Mindestpreisen abgenommen wird. Die Mehrkosten, die bei dieser Abnahmegarantie entstehen, werden auf die Allgemeinheit umgelegt. Es soll darum sichergestellt werden, dass diese Mehrkosten der  Allgemeinheit   nicht  auf  die   Ökostrom-

(Fortsetzung der ersten Spalte)

Kunden verlagert werden, da somit der Ausbau erneuerbarer Energien über das StrEG hinaus verhindert würde. Ökostrom kann nur dann zertifiziert werden, wenn der Anbieter über die gesetzlich abgenommene Menge an Strom noch weiteren anbietet.9)

Ähnlich wie das Öko-Institut zertifiziert auch der Grüne Label e.V. Importstrom, aber nur dann wenn er von vertrauenswürdige Organisationen - speziell ausländischen Umweltverbänden - nach den wesentlichen Kriterien des Vereins zertifiziert ist. Diese Regel gilt ab dem 1.7.2001.

Analyse

Wie man den Ausführungen entnehmen kann, ist die Zertifizierung ein recht komplexes und langatmiges Unterfangen. Damit es sich nun aber nicht so liest, ist es sinnvoll, die einzelnen Verfahren etwas kritisch unter die Lupe zu nehmen und Zertifikate anhand ihrer Unterschiede zu konkretisieren.

Schon am Umfang des Geschriebenen läßt sich einiges erkennen. Daß beim blauen Engel so wenig vermerkt wurde, ist selbstredend, denn dieses Gütesiegel soll ja erst in den Markt eingeführt werden. Dies erfolgt, soviel läßt sich jetzt schon sagen, reichlich spät, zu spät.9)

Der magere Umfang, den der TÜV in der Beschreibung einnimmt, hat seine Ursache in den wenigen Kriterien und Richtlinien bei der Vergabe seines Zertifikats. Leider handelt es sich nicht um sachdienliche Prägnanz und Kürze, sondern das Gütesiegel hat wirklich am wenigsten Ausagekraft. Im Grunde dient es nur der Bestätigung des Produktinhalts des Anbieters: daß beispielsweise Strom aus Wasserkraft auch wirklich mit Wasserkraft bereitgestellt wird. Nicht geprüft bleibt, ob die Energie in Anlagen umgewandelt wird, die schon längst abgeschrieben sind oder durch die Atomindustrie mit subventioniert werden. Auch ist nicht gewährleistet, dass die Erlöse in die Förderung neuer Anlagen fließen.5)

Ein weiteres ganz allgemeines Problem des TÜV ist seine indirekte Bindung an Großunternehmungen der Industrie. Denn die meisten Gutachter, die bei ihm angestellt sind, gingen vorher durch die innerbetriebliche Schulung der jeweiligen Firmen mit deren fachlichem Wissen.10)

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