6.10.2005

Artikel

Nürnberg: Werksbesetzung
durch AEG-Beschäftigte

Widerstand gegen Produktions-Verlagerung

Rund 1.800 Arbeitsplätze im AEG-Werk in Nürnberg sollen vernichtet, die Produktion nach Polen verlagert werden. Anders als bei Opel im Oktober letzten Jahres wollen sich die Beschäftigten nicht auf die "Lösung" mit Auffanggesellschaften einlassen. Eine Übernahme des Werks in Eigenregie ist in der Diskussion.

Gestern morgen um 6 Uhr wurde das Werk blockiert. Der "wilde Streik" wird bis jetzt durchgehalten. Die IG Metall hingegen will auf "Aktionen" am 24. Oktober vertrösten. An diese "Aktionen" wird die Hoffnung geknüpft, damit den Aufsichtsrat des Mutter-Konzerns Electrolux beeindrucken zu können, der an diesem Tag über die Produktions-Verlagerung beraten wird. In vorauseilendem Gehorsam bot IG-Metall-Vize Bertold Huber dem Konzern bereits an, Lohnsenkungen zu akzeptieren, wenn das AEG-Werk in Nürnberg bestehen bleibe. Vorausgegangen war zudem eine Vorabzustimmung der IG Metall zu einem Gutachten, wonach pro Jahr im AEG-Werk 15 Millionen Euro eingespart werden sollen. Nach außen hin erklärte Huber dagegen, notfalls einen Kaufboykott gegen den Konzern unterstützen zu wollen.

Betroffen von einer Werksschließung wären nicht allein die 1.750 Beschäftigten und deren Familien, sondern auch der Kommunalhaushalt der Stadt Nürnberg, der zu einem Gutteil auf Gewerbesteuer-Einnahmen aufgebaut ist, und darüber hinaus ist nochmals die selbe Zahl an Beschäftigten in Zulieferfirmen betroffen.

Von der einstmals "stolzen" Marke AEG bliebe in Deutschland nach einer Produktions-Verlagerung nur noch ein AEG-Ersatzteillager in Rothenburg ob der Tauber. Real als Konzern existiert AEG schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr und der Markenname wurde im Juni vergangenen Jahres von Electrolux aufgekauft. Wie so viele andere Konzerne auch plant Electrolux Stellenabbau in den USA und in Europa und Produktions-Verlagerungen in Billiglohn-Länder. Mehr und mehr bedeutet Globalisierung eine weltweite Konkurrenz um die niedrigsten Arbeitslöhne. Sollte sich dieser Entwicklung nicht irgendwann eine internationale Gewerkschaftsbewegung entgegen stemmen, kommt sie erst dann zum Ende, wenn weltweit nur noch Löhne wie in China geboten werden.

 

Ute Daniels

 

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