Bericht der französischen Staatsanwaltschaft mit Lücken
Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) fordert eine vollständige Aufklärung der Umstände, die zum Tod des jungen Atomkraft-Gegner Sébastien Briat führten
Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) gibt in einer heute veröffentlichten Erklärung seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, daß der Bericht einer staatsanwaltlichen Untersuchung über die Umstände, die zum Tod des Atomkraft-Gegners Sébastien Briat führten, gravierende Lücken aufweist. Der 22-jährige Sébastien Briat war bei einer Protestaktion am 7. November 2004 bei Avricourt ums Leben gekommen. Zusammen mit einer Gruppe von insgesamt 8 Personen hatte er versucht, einen Atommüll-Transport vom La Hague nach Gorleben zu stoppen. Entgegen ersten Meldungen steht nun zweifelsfrei fest, daß keiner der Beteiligten angekettet war. Sébastien Briat wurde vom Luftsog des mit 98 Kilometer pro Stunde fahrenden Castor-Zuges erfaßt, wurde dabei unter den Zug gerissen und erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen.
Mit dem dieser Tage veröffentlichten Bericht der Untersuchungs- Kommission werde - so das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' - versucht, die Behörden, die SNCF (französische Bahn) und die Atomindustrie von ihrer materiellen und moralischen Verantwortung zu entlasten.
Wenn in dieser Untersuchung die Rede von eine "Reihe von Unvorsichtigkeiten und Fehlern" die Rede sei, würden diese in erster Linie den jugendlichen DemonstrantInnen zugeschrieben. Dennoch erscheint es offensichtlich, daß die Verantwortlichen für den Transport zumindest einen großen Teil der Verantwortung tragen.
Die Organisation der französischen Anti-Atom-Bewegung prüft derzeit die Möglichkeit, auf juristischem Wege die Klärung der offenen Fragen zu erzwingen. Darüber hinaus werde es weitere Aktionen geben, um den Druck in Richtung auf den Atom-Ausstieg zu erhöhen. Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' fordert erneut, die vollständige Aufklärung der Ereignisse.
Klaus Schramm
Im folgenden dokumentieren wir hier die Erklärung des 'Netzwerk Atom-Ausstieg' in einer deutschen Übersetzung und weit unten im Original.
Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) fordert eine vollständige Aufklärung der Umstände, die zum Tod des jungen Atomkraft-Gegner Sébastien Briat führten
Das französische 'Netzwerk Atom-Ausstieg' (Réseau Sortir du nucléaire) gibt seine Verwunderung über Schlußfolgerungen zum Ausdruck, die im staatsanwaltlichen Untersuchungs-Bericht über die Umstände, die zum Tod des Atomkraft-Gegners Sébastien Briat führten, gezogen werden. Sébastien Briat war bei einer Protestaktion gegen die Gefahren von Atommüll-Transporten am 7. November 2004 bei Avricourt ums Leben gekommen. Eindeutig wird mit diesem Bericht versucht, die Behörden, die SNCF (französische Bahn) und die Atomindustrie von ihrer materiellen und moralischen Verantwortung zu entlasten.
Wenn in dieser Untersuchung die Rede von eine "Reihe von Unvorsichtigkeiten und Fehlern" die Rede ist, werden diese in erster Linie den jugendlichen DemonstrantInnen zugeschrieben. Dennoch erscheint es offensichtlich, daß die Verantwortlichen für den Transport zumindest einen großen Teil der Verantwortung tragen:
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Der Zug fuhr durch eine bekannte "Risikozone", in der schon in der Vergangenheit häufig Aktionen von Atomkraft-GegnerInnen stattfanden. Wie stand es mit den Sicherheitsvorkehrungen, die deshalb von den zuständigen Behörden zu erwarten gewesen wären?
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Der zur Überwachung der Schienen eingesetzte Hubschrauber war zum Tanken weggeflogen. Warum und mit welcher Befugnis fuhr der Zug weiterhin mit etwa 100 km/h? Der Atommüll-Zug hätte die Geschwindigkeit, zumindest während der Abwesenheit des Hubschraubers verlangsamen müssen. Dies wäre eine Mindestvoraussetzung an die Sicherheits-Vorkehrungen, die von der SNCF, von der COGEMA und den zuständigen Behörden, die für den Transporte verantwortlich sind, gewährleistet sein muß.
Das fehlende Einkalkulieren von möglichen Hindernissen auf den Schienen läßt große Lücken in der Überwachung des Transportwegs und äußerst mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen bei allen Atomtransporten auf der Schiene sichtbar werden.
Mit solchen Transporten werden der in der Umgebung der Bahnstrecke lebende Bevölkerung wahnsinnige Risiken aufgeladen. Dieser durch nichts zu rechtfertigende Unfall hat den Tod eines jungen Menschen verursacht und auf dramatische Weise die gravierenden Risiken deutlich gemacht, die uns mit jedem Transport von radioaktivem Material zugemutet werden.
Die im 'Netzwerk Atom-Ausstieg' zusammengeschlossenen Gruppen und Organisationen fordern den französischen Staat auf, schnellstmöglich
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die Produktion von hochgefährlichen Materialien wie radioaktiven Brennelementen und Atommüll in Frage zu stellen
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die Zahl der mit höchstem Risiko verbundenen Atomtransporte zu begrenzen; und zwar besonders durch das Beenden der Wiederaufbereitung von Atommüll aus anderen Ländern
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die Sicherheitsnormen für diese Art Transporte umfassend zu überprüfen, was bisher offensichtlich nicht getan wurde.
Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' richtet die Minimalforderung an SNCF und zuständige Verwaltung, ihre eigenen Vorschriften einzuhalten. Die Züge müssen zu einer langsamen Fahrt verpflichtet werden, das heißt sie müssen vor jedem möglichen Hindernis anhalten können, vor allem wenn es den kleinsten Hinweis auf Protestaktionen gibt.
Fehlende Transparenz beim Zugang zu Informationen ist gefährlich. Deshalb müssen die Verfügungen über militärische Geheimhaltung bei Atomtransporten aufgehoben werden. Das Personal der SNCF, die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden und die Bewohner in der Umgebung der Bahnstrecke müssen vor jedem Atomtransport informiert werden.
Wir verurteilen den Versuch der Verharmlosung der Atommüll- Transporte durch diesen Bericht der Untersuchungs-Kommission, der nicht die wirklichen Ursachen des Todes von Sébastien Briat offenlegt, sondern allein die Betreiber der Atommüll-Transporte von ihrer Verantwortung entlastet.
Das 'Netzwerk Atom-Ausstieg' fordert erneut, die vollständige Aufklärung der Ereignisse.
für das 'Netzwerk Atom-Ausstieg':
Jean-Marie Brom
Stéphane Lhomme
Militant antinucléaire décédé : Le Réseau "Sortir du nucléaire" demande
que toute la lumière soit faite !
Le Réseau "Sortir du nucléaire" s'étonne des conclusions de l'enquête
concernant le décès du militant antinucléaire Sébastien Briat, le 7 novembre
2004 à Avricourt, au cours d'une action de sensibilisation aux dangers des
transports ferroviaires de déchets nucléaires.
Il apparaît clairement que l'enquête exonère les autorités, la SNCF, et les
entreprises du nucléaire de leurs responsabilités matérielles et morales.
Si cette enquête met en lumière un concours d'imprudences et de
dysfonctionnements, ils apparaissent imputées majoritairement aux jeunes
militants.
Or, il semble évident que les convoyeurs ont aussi une importante part de
responsabilité :
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Le train circulait dans une zone "à risques", traditionnellement
fréquentée par des manifestants, quid des mesures de sécurité que l'on
pouvait attendre de la part des autorités compétentes ?
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En l'absence de l'hélicoptère sensé surveiller la voie, parti faire le
plein de kérosène, pourquoi et comment le convoi a-t-il continué à circuler
aux environs de 100 km/h ?
Le convoi aurait dû circuler à vitesse réduite, au moins pendant l'absence
de l'hélicoptère : il s'agit là d'un minimum de sécurité à attendre de la
SNCF, de la COGEMA et des autorités responsables du transport.
Une telle imprévoyance des probabilités d'obstacles sur les voies met en
évidence, et un grave défaut de surveillance, et un manque flagrant de
mesures de sécurité sur l'ensemble des transports ferroviaires des matières
nucléaires.
Ces transports font courir des risques insensés aux populations riveraines,
depuis des années.
Cet accident injustifiable, qui a causé mort d'un jeune homme, a mis en
évidence de façon dramatique les risques considérables que nous fait prendre
tout transport de matière radioactive.
Pour les associations et groupes fédérés par le 'Réseau Sortir du
nucléaire', la France doit de toute urgence :
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remettre en cause la production de matières aussi dangereuses que les
déchets et matières nucléaires
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limiter le nombre de ces transports à hauts risque, notamment en cessant
sa politique de retraitement des déchets étrangers
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revoir totalement les normes de sécurité qui devraient entourer ce type de
transports, ce qui visiblement n'a pas été fait
Le 'Réseau Sortir du nucléaire' exige a minima que la SNCF et les pouvoirs
publics respectent leur propre réglementation et imposent une " marche
prudente " c'est à dire être en mesure de s'arrêter avant tout obstacle,
dès qu'il y a présomption de manifestation.
L'absence de transparence est dangereuse. En conséquence, le secret défense
doit être abrogé et tout transport de matières nucléaires porté à la
connaissance du personnel SNCF, des maires des communes traversées et des
populations riveraines.
La poursuite de la banalisation des transports de déchets nucléaires, avec
ce compte-rendu d'enquête qui ne pointe pas les véritables causes du décès
de Sébastien Briat et fait fi des responsabilités des transporteurs ne peut
qu'être dénoncée.
Une nouvelle fois, le 'Réseau Sortir du nucléaire' demande à ce que toute la
lumière soit faite.
Réseau Sortir du nucléaire
Jean-Marie Brom
Stéphane Lhomme