16.02.2004

Drei weitere Arbeiter
im AKW Fessenheim
kontaminiert

Reaktorkern teilweise geschmolzen?

Alles deutet darauf hin, daß der Unfall im AKW Fessenheim1, wenige Kilometer südwestlich von Freiburg, weit gravierender war als bisher dargestellt. Harz war in den Primärkreislauf der Reaktorkühlung geraten und hatte Filter verstopft. Offenbar waren bereits mehrere Filter betroffen. Ob sämtliche Filter oder wieviele verstopft waren, wurde bis heute nicht bekannt gegeben. Erst kurze Zeit zuvor war durch die französische Atomaufsichtsbehörde öffentlich bestätigt geworden, daß es sich beim Filtersystem sämtlicher französischer Druckwasser- Reaktoren um eine Fehlkonstruktion handelt und daß "in bestimmten Störfallsituationen" die Filter im Primärkreislauf verstopfen. Ein Ausfall des Primärkreislaufs kann die Unterbrechung der Reaktorkühlung, damit die Überhitzung des Reaktors und in letzter Konsequenz eine Reaktorkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl zur Folge haben.

Bei der Bekämpfung des Unfalls wurden am Samstag, 24. Januar, drei und am Sonntag, 25. Januar, vier Arbeiter durch radioaktiven Wasserdampf aus dem Primärkreislauf kontaminiert. Daß dies an zwei aufeinander folgenden Tagen geschah, läßt den Schluß zu, daß die Kontaminierung der Arbeiter wegen einer akuten Gefahrensituation als kleineres Übel bewußt in Kauf genommen wurde.

Gestern nun wurde bekannt, daß am Samstag, 14. Februar, weitere drei Arbeiter einer Fremdfirma bei Arbeiten am Reaktordruckbehälter kontaminiert wurden. Aus den spärlichen Informationen, die an die Öffentlichkeit gelangten, muß geschlossen werden, daß versucht wurde, den Deckel des Druckbehälters zu öffnen. Dies ist ein Vorgang der zum Wechseln der Brennelemente regelmäßig durchgeführt wird und zu den Routinearbeiten in einem Atomkraftwerk zählt. Daß dabei wiederum drei Arbeiter kontaminiert wurden, weist darauf hin, daß die radioaktive Strahlung aus dem Reaktordruckbehälter außergewöhnlich hoch ist. Die Vermutung liegt nahe, daß es in Folge mangelhafter Kühlung zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen ist.

Ist die Region um Fessenheim nur knapp an einem Super-GAU vorbeigeschliddert? Diese Frage läßt sich mit Sicherheit verneinen, wenn der betroffene Block des AKW Fessenheim in Kürze wieder hochgefahren werden sollte. Bleibt er hingegen stillgelegt, wird die Öffentlichkeit die Gründe und den tatsächlichen Unfall-Hergang vermutlich erst nach Jahren erfahren.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkung:
1 Siehe hierzu unseren Artikel
    Verbrecher in Fessenheim
    - Arbeiter im AKW verstrahlt - Versuch der Vertuschung v. 29.01.04

 

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