7.02.2015

Proteste gegen Hapag-Lloyd:
"Atom-Transporte stoppen!"

Protest gegen Hapag-Lloyd, 7.02.2015 - Foto: Robin Wood
AktivistInnen der Umweltschutz-Organisation 'Robin Wood' und lokaler Anti-Atom-Initiativen protestieren heute Vormittag zeitgleich in zehn Städten gegen Atom-Transporte durch die Reederei Hapag-Lloyd. Auch nach der Beinahe-Katastrophe vom 1. Mai 2013 in Hamburg finden in Deutschland unvermindert Tausende geheime Atom-Transporte statt.

Am 1. Mai 2013 war Hamburg nur knapp einer gewaltigen Katastrophe entgangen. An Bord eines brennenden Frachters befanden sich 9 Tonnen des äußerst gefährlichen Stoffes Uranhexafluorid. Bei einer Freisetzung wären große Teile der Millionenstadt in Todeszonen verwandelt worden (Siehe unseren Artikel v. 16.05.13). Nur wenige hundert Meter vom Brand entfernt feierten in der Hafencity zugleich rund 35.000 TeilnehmerInnen den Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages.

Ein großer Teil der gefährlichen Atom-Transporte auf Straßen, Schienen oder zu Wasser hat seinen Ziel- oder Ursprungsort in der UAA (Urananreicherungsanlage) in Gronau im "rot-grün"-regierten Nordrhein-Westfalen. Die UAA Gronau wird vom deutsch-britisch-niederländisches Konsortium Urenco betrieben und versorgt weltweit rund hundert Atomkraftwerke mit Brennstoff. Wenig bekannt ist bis heute, daß im Jahr 2003 unter der "rot-grünen" Bundesregierung ein Ausbau der UAA Gronau mit einer Verdreifachung der Produktionskapazität genehmigt wurde.

Bei den heutigen Aktionen in Aachen, Berlin, Bremen, Frankfurt, Göttingen, Hamburg, Köln, Rostock, Kiel und Flensburg entrollten AktivistInnen Banner vor Hapag-Lloyd-Reisebüros. Sie verteilten Flugblätter an PassantInnen, informierten über die Gefahren der geheimen Atom-Transporte und forderten deren Stop. Besonders wegen der akuten Gefahr für die 1,8 Millionen EinwohnerInnen von Hamburg fordern Anti-AKW-Initiativen aus ganz Deutschland die Sperrung des Hamburger Hafens für alle Atom-Transporte.

Parallel zu den Aktionen wandte sich 'Robin Wood' heute mit einem Schreiben an Rolf Habben Jansen, den Vorstandsvorsitzenden von Hapag-Lloyd. Darin erbittet die Umwelt-Organisation ein Gespräch über die Umsetzung des geforderten Atomtransporte-Stops. Hapag-Lloyd stellt sich auf seiner Website als "innovatives und umweltorientiertes Unternehmen" dar. In der "Nachhaltigkeitspolitik" des Konzerns heißt es: "Das Aufspüren von neuen, innovativen Wegen ist entscheidend, wenn es darum geht, die Umwelt besser zu schützen und die globalen Ressourcen zu schonen. Unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft verpflichtet uns dazu."

Die AktivistInnen kritisieren, daß die Außendarstellung des Konzerns in Widerspruch zu den regelmäßigen Atom-Transporten steht. Die Transporte gefährden die Bevölkerung und garantieren den Weiterbertrieb von Atomkraftwerken. Die Hapag-Lloyd-Schiffe 'Montreal Express' und 'Toronto Express' bringen im Drei-Wochen-Rhythmus radioaktive Stoffe wie Uranhexafluorid und Uranerz-Konzentrat in den Hamburger Hafen. Nach dem Umschlag am Burchardkai erfolgt der Weitertransport per Bahn oder LkW in Spezialfabriken, wo aus den Stoffen Brennelemente für Atomkraftwerke gefertigt werden.

In dem Schreiben an Rolf Habben Jansen fordert 'Robin Wood': "Werden Sie als eine der größten Linien-Reedereien der Welt Ihrer Verantwortung für Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung sowie für die Umwelt gerecht! Setzen Sie ein Zeichen und stoppen Sie jetzt alle Atomtransporte durch Hapag-Lloyd." Die Umweltschutz-Organisation nimmt in dem Brief auch Bezug auf die Reaktor-Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima: "Diese haben der Gesellschaft vor Augen geführt, daß die Atomtechnik unverantwortbare Risiken für Mensch und Umwelt birgt." Der de facto unbefristete Weiterbetrieb von neun Atom-Reaktoren in Deutschland, der Betrieb der UAA Gronau und der Brennelemente-Fabrik in Lingen sowie die eneorme Zahl von Atom-Transporten quer durch Deutschland zeigen deutlich, daß es sich bei dem von "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" im Sommer 2011 verkündeten Atom-Ausstieg - ebenso wie bei dem im Jahr 2001 - um ein leeres Versprechen handelt.

Ein Manager der der Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG hat bereits auf den Aktionstag reagiert. Per eMail teilte er 'Robin Wood' mit, daß der Konzern TUI, zu dem die Hapag-Lloyd-Reisebüros gehören, "nichts bis auf den Namen mit der Containerlinienreederei zu tun" habe und daß TUI "noch einen minimalen Restanteil an der Hapag-Lloyd AG" halte. Laut 'Robin-Wood'-Recherche ist TUI jedoch mit 13,9 Prozent viertgrößter Anteils-Eigner von Hapag-Lloyd - und: Horst Baier, Mitglied des Vorstands der TUI AG, ist im Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd vertreten. Damit habe TUI nach Ansicht von 'Robin Wood' durchaus Einfluß auf die Reederei und trage Mitverantwortung für die Atom-Transporte. Und auch die Stadt Hamburg ist beschämender Weise mit 23,2 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd beteiligt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Protest-Aktion gegen Uran-Transporte
      durch Hamburger Hafen (10.11.14)

      Mehr als 988 Atom-Transporte in 2 Jahren
      Permanente Gefahr einer Katastrophe (13.07.14)

      Hamburg: Katastrophe nur
      knapp abgewendet (16.05.13)

 

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