22.06.2004

Artikel

Baubeginn des Zwischenlagers
am AKW Unterweser

Proteste wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen

Am morgigen Mittwoch will der Energie-Konzern E.ON den Baubeginn des atomaren Zwischenlagers am AKW Unterweser feiern. Zum notorischen Stich mit dem Spaten ist eine Gruppe handverlesener Gäste in die Gemeinde Stadland eingeladen. In der gegen Flugzeugabsturz noch weniger als ein AKW geschützten Halle sollen bis zu 80 CASTOR-Behälter mit hoch radioaktivem Müll für mindestens 40 Jahre abgestellt werden. Die Umweltschutzorganisation 'Robin Wood' protestiert vor Ort gegen den Bau und bezeichnet ihn als "großangelegtes Experiment mit der Bevölkerung in der Wesermarsch." 'Robin Wood' will den Bau verhindern und fordert die sofortige Stillegung des AKWs, das ebenfalls von E.ON betrieben wird.

Das von E.ON beantragte Zwischenlager soll zwar dickere Wände und Decken bekommen als so manches Zwischenlager in Süddeutschland - doch dies ist laut 'Robin Wood' nur ein scheinbarer Sicherheitsgewinn. Denn erstens handelt es sich um eine Billigbauweise, bei der die Hitzeentwicklung der abgebrannten Brennelemente lediglich über offene Lüftungsschlitze der Halle abgeleitet wird. Eine Raumluft- überwachung oder Filter, die radioaktive Partikel zurückhalten könnten, soll es - im Vertrauen darauf, daß die eingelagerten CASTOR-Behälter schon dicht halten werden - nicht geben. Und zweitens plant E.ON, bereits in naher Zukunft Behälter einzusetzen, die noch weniger Schutz gewährleisten als die berüchtigten und jetzt genehmigten CASTOR-V19-Behälter. Allein finanzielle Erwägungen spielen dabei eine Rolle. Drittens ist für dieses Zwischenlager - ebenfalls aus Gründen der Kostenersparnis - keine "heiße Zelle" vorgesehen. Wenn das AKW voraussichtlich 2013 endgültig abgeschaltet wird, wird es somit vor Ort keine Möglichkeit geben, defekte Behälter zu öffnen, umzuladen oder zu reparieren.

Bettina Dannheim, Energiereferentin von 'Robin Wood' weist darauf hin, daß es "bis heute (...) keinen überzeugenden Beleg (gibt), daß die CASTOR-Behälter für Jahrzehnte dicht halten. In der Wesermarsch zeigt sich einmal mehr, daß Betreiber und Behörden nicht davor zurückschrecken, beim Bau der Atommüll-Lagern selbst auf grundlegende Sicherheitsvorkehrungen zu verzichten."

 

Solveig Brendel

 

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