Der Ochsenfrosch ist, gerade in Baden, ein Beispiel für neu auftretende Arten, die ökologisch
große Schäden anrichten. Doch wie dieses Beispiel ebenfalls zeigt, sind diese an das vorhandene
Ökosystem nicht angepaßten Arten, sogenannte Neozoen, überwiegend vom Menschen
eingeschleppt und nicht etwa eingewandert. Ochsenfrösche wurden wegen der Froschschenkel
gezüchtet, fremdländische Schildkröten als Weihnachtsgeschenke mißbraucht und danach
ausgesetzt, Pelztiere entkamen Zuchtfarmen und vermehrten sich unkontrolliert...
Zynisch mutet es an, daß von Menschen angerichtetes Unheil suggestiv in vielen Artikeln den
mißbrauchten Tier- und Pflanzenarten zugeschoben wird: von "Einwanderern", "Freßgier",
"lärmenden Artenkillern", "Eindringlingen aus Übersee", auf die "zur Jagd geblasen" werde, ist
da zu lesen. Offenbar wird hierbei auf Stereotype der Fremdenfeindlichkeit zurückgegriffen.
Das "Einwanderungsland Deutschland" hat eben nichts mit Neozoen zu tun, ebenso wenig wie
faschistisch anmutende Begriffe wie "Blut-und-Boden-Naturschutz". Unklar bleibt hierbei allerdings,
ob AutorInnen, die solche Begriffe verwenden, die NaturschützerInnen, die notgedrungen Neozoen
bekämpfen müssen, in die "rechte Ecke" stellen wollen oder dort selbst punkten möchten.
Überraschend ist, wie wenig Informationen überprüft und stattdessen unkritisch abgeschrieben
werden. Falsche Informationen zum Ochsenfrosch, die wie in der Boulevardpresse üblich auf die
Gefräßigkeit abzielten, wurden beispielsweise vom 'stern' (40/2002) abgeschrieben, und tauchen
an anderer Stelle nur geringfügig variiert wieder auf. Als Opfer des Ochsenfrosches werden nur
Wirbeltier-Arten genannt, obwohl der Ochsenfrosch überwiegend Nicht-Wirbeltiere wie
Nacktschnecken und Käfer frißt. Es gibt keinen Beleg, daß Ochsenfrösche Fledermäuse
fressen. Bei Ratten, Vögeln (Enten) und Schlangen werden gelegentlich Jungtiere erbeutet - Fische
nur ausnahmsweise. Allerdings stehen andere Amphibien häufiger auf dem Speiseplan des
Ochsenfrosches. Der Ochsenfrosch ist nur eine Gefahr außerhalb seines ihm von der Evolution
"zugewiesenen" Ökosystem in Nordamerika. Denn auch Ochsenfrösche machen nichts anderes
als alle andern Beutegreifer: Sie fressen, um zu überleben.
Für eine sachlich fundierte Argumentation stünden aus- gewiesene Fachleute wie beispielsweise
Hubert Laufer aus Offenburg zur Verfügung. Die Fakten sind allerdings nicht so spektakulär:
Die interspezifische Konkurrenz zwischen Ochsenfrosch-Larven und den einheimischen
Grünfrosch- Larven ist zumindest in Laborversuchen belegt. Oder beispielsweise die Beobachtung,
daß bei Teichen, in denen sich der Ochsenfrosch reproduziert, einheimische Amphibienarten
(Springfrosch, Laubfrosch) seltener sind oder nicht vorkommen. Ebenso ist durch Untersuchungen
des Mageninhalts von Ochsenfröschen längst eindeutig geklärt, welchen Arten der Ochsenfrosch
potentiell gefährlich werden kann und welchen nicht.
Klaus Schramm