Selbstverpflichtung in Indien nicht eingehalten
Solange die Aufmerksamkeit der Welt-Öffentlichkeit nicht durch Skandale wie beispielsweise den schon fast vergessenen
von Bhopal auf ein Land oder eine Stadt gerichtet ist, scheinen die Chemie-Konzerne - und der deutsche Bayer-Konzern
vorneweg - sämtliche einmal gegebenen Versprechungen umgehend zu vergessen. 1995 gab Bayer eine Selbstverpflichtung
ab, bis zum Jahr 2000 "die Menge des eingesetzten Produkts pro Anwendung zu reduzieren" und "Produkte, die von der
Weltgesundheitsorganisation in die Klasse 1 für hochgiftige Substanzen eingestuft werden, durch weniger giftige zu
ersetzen". Doch wie durch den Hilferuf einer indischen Umweltorganisation jetzt bekannt wurde, macht Bayer auch
heute noch in Indien mit diesen Chemikalien
blühende Geschäfte.
Seit 1995 warten die Menschen in Indien darauf, daß der deutsche Chemie-Gigant 'Bayer' seine Selbstverpflichtung
einlöst. Doch ungerührt werden weiterhin Pestizide an indische Bauern verkauft, die in Deutschland längst verboten sind.
Greenpeace wirft 'Bayer' daher eine "moderne Form des Rassismus" vor. Die indische Bevölkerung werde von 'Bayer'
offenbar als "Menschen zweiter Klasse" angesehen.
Inzwischen hat 'Bayer' auf dem Subkontinent einen Marktanteil von über 20 Prozent erreicht. Mit über 50 verschiedenen
Produkten füllt der Chemie-Konzern die Pestizid-Regale. Kavitha Kuruganti, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace,
bezeichnet 'Bayer' als "besonders großen Übeltäter", den 'Bayer' habe beim Supreme Court of India gegen die Petition
für Nahrungssicherheit interveniert. Bereits seit April prüft das höchste Gericht Indiens eine Petitionsschrift der in Neu
Dehli ansässigen Umweltschutzorganisation 'Srishti'. Nach eingehender Sichtung öffentlich zugänglicher Regierungsstudien
konnte 'Srishti' die Trends und statistischen Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre aufzeigen: Die Belastung der
täglichen Nahrung, wie Gemüse, Milch, Getreide und Wasser stieg kontinuierlich an. Dabei spielen vor allem Pestizide
und Insektizide eine wichtige Rolle.
Gegenwärtig haben die Menschen in Indien jedoch keine juristischen Möglichkeiten, sich gegen die Vergiftung ihrer
Nahrungsmittel zur Wehr zu setzen. Die Firmen können nicht in Regreß genommen werden. Deshalb reichte 'Srishti'
die Petition ein, in der gefordert wird, alle die Pestizide und Insektizide zu verbieten, für die in anderen Ländern schon
ein Verbot besteht. Die Intervention von 'Bayer' beim Supreme Court of India wird daher von 'Srishti' mit Sabotage
gleichgesetzt.
Adriana Ascoli