16.03.2004

Bayer vergiftet
LandarbeiterInnen in Indien

Tod durch Pestizide im Baumwollanbau

Die TV-Journalisten Inge Altemeier hat in Indien grauenerregende Fakten über den Chemie- und Agro-Multi 'Bayer' ans Tageslicht befördert. Durch die Pestizide von 'Bayer' werden im südindischen Baumwollgürtel tausende LandarbeiterInnen vergiftet. Laut Altemeier kommt es täglich zu Todesfällen. Die LandarbeiterInnen werden nicht über die Risiken des Gifteinsatzes aufgeklärt und besitzen in der Regel nicht einmal Schutzkleidung. Allein im Krankenhaus der Provinzhauptstadt Warangal müssen monatlich bis zu eintausend Fälle behandelt werden.

'Bayer' ist weltweit der zweitgrößte Pestizid-Produzent und der größte Anbieter auf dem indischen Pestizidmarkt. Große Mengen von in Europa nicht mehr zugelassenen Agro-Giften wie Monocrotophos läßt der Konzern von Subunternehmern produzieren - besonders im Industriegebiet von Vapi im Bundesstaat Gujarat. Aufgrund fehlender Sicherheitsstandards sind Unfälle dort an der Tagesordnung. Das Grundwasser ganzer Landstriche ist mit Agro-Giften verseucht, so daß sich die BewohnerInnen aus Tankwagen versorgen müssen. Sie sind dadurch gezwungen, einen großen Teil ihres Einkommens für ihre Versorgung mit Trinkwasser auszugeben.

Die von 'Bayer' vertriebenen Pestizide gelangen über die Baumwolle auch in die Textilproduktion. Die dort beschäftigten Arbeiterinnen atmen die Gifte in großen Mengen ein. Im Textilstandort Tripur beträgt die Lebenserwartung lediglich 35 Jahre. Markus Saxinger von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert: "Die von der WHO mit der Gefahrenklasse 1 gekennzeichneten Pestizide müssen sofort vom Markt genommen werden, sonst sterben immer mehr Menschen."

Bereits 1995 hatte der 'Bayer'-Konzern angekündigt, "Produkte, die von der Weltgesundheitsorganisation in die Klasse 1 für hochgiftige Substanzen eingestuft werden, durch weniger giftige zu ersetzen". Dieses Versprechen wurde jedoch bis heute nicht eingehalten. Greenpeace wirft 'Bayer' daher eine "moderne Form des Rassismus" vor. CBG und PAN (Pestizid Aktions Netzwerk) fordern, daß insbesondere gefährliche Pestizide wie Monocrotophos nicht mehr länger produziert und angeboten werden. PAN weist zudem darauf hin, daß auch das Bundesverbraucherministerium Monocrotophos als akute Gefahr für Bauern in Entwicklungsländern bezeichnet hat.

Bei der Verwendung von Agro-Giften ist der Baumwollgürtel im Bundesstaat Andrha Pradesh "Welt-Spitzenreiter". Untersuchungen über einen Zeitraum von 20 Jahre zeigen auf, daß die Belastung der täglichen Nahrung, wie Gemüse, Milch, Getreide und Wasser kontinuierlich anstieg. Zunehmend werden Mißbildungen von Kindern beobachtet; auch die Krebsrate steigt. Aufgrund von Resistenzbildung werden immer größere Giftmengen eingesetzt. Und wegen Überschuldung nahmen sich im letzten Jahr allein in Andrha Pradesh 700 Bauern das Leben.

Textilien aus Tripur werden in großer Menge auch nach Deutschland exportiert. Viele gefährliche Pestizide fehlen auf der Liste der zu prüfenden Schadstoffe und gelangen so auch in hierzulande verkaufte Kleidung.

 

Klaus Schramm

 

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