30.05.2003

Bienensterben
nimmt bedrohliche Ausmaße an

Unter einheimischen Bienenvölkern greift ein Massensterben um sich, das in diesem Ausmaß bisher nicht bekannt war. Vordergründig ist eine Milbe, die sogenannte Varroamilbe daran schuld. Doch tatsächlich sind die Bienenvölker durch die Pestizide, Insektizide und Fungizide aus der konventionellen (gerne zur Verwirrung der VerbraucherInnen auch "integrierte" genannten) Landwirtschaft und die Jahr für Jahr weiter um sich greifende Asphaltierung und Betonierung Deutschlands bereits seit Jahren so geschwächt, daß den Imkern jeden Winter mehr Bienenvölker wegstarben. Im Winter 2002 / 2003 wurden nun gleich Hunderttausende Bienenvölker von der 'Varroa destructor' dahingerafft.

"Von einer aus Asien eingeschleppten Milbe" hieß es vielfach in den Medien. Das erinnert an die "asiatische Grippe" und die "asiatische Gefahr". Doch die gefährliche Varroamilbe gibt es bereits seit den 70er Jahren in Deutschland. Üblicherweise vernichtet sie kaum 10 Prozent des Bienennachwuchses und wird für gesunde Bienenvölker nicht existenzbedrohlich. Das kann also nicht der Grund sein, daß sich laut Bienenexperte Prof. Robbin Moritz seit langem schon Jahr für Jahr die Zahl der Imker halbiert.

Auch immer mehr hauptberufliche Imker geben auf und der Imkerverband Rheinland ging mit dieser Alarmmeldung an die Öffentlichkeit und schätzt, daß in diesem Jahr die Honigausbeute in Deutschland von 25.000 (im Jahr 2002) auf 15.000 Tonnen sinken wird. Zwischen 40 und 60 Prozent der noch rund eine Million in Deutschland von Imkern gehaltenen Bienenvölker haben den letzten Winter nicht überlebt.

Diese Verluste sind jedoch für die gesamte Natur und letztlich auch für uns Menschen bedrohlich. Denn mit den Bienen fällt die Bestäubung vieler Pflanzen aus und damit sind Bienen entscheidend daran beteiligt, ob aus den Blüten Feldfrüchte und Obst entstehen können.

Da sich die Imker jedoch traditionell ungern mit den Landwirten streiten, von deren Wohlwollen abhängig sind und oft auch aus den selben Personenkreisen stammen, ja darüber hinaus selbst oft gern auf die Segnungen der Agro-Chemie zurückgreifen, wird in Imkerkreisen bis heute über die Ursachen des Bienensterbens gerätselt: Die Milbe schwäche die Insekten und mache sie anfällig für Krankheiten, meinen die einen. Andere sehen immerhin einen Mangel an Blütenpollen in der einförmigen Agrarlandschaft als Ursache. Die Bienen müßten in Folge dessen hungern und dann habe die Milbe mit ihnen leichtes Spiel. Ein anderer Bienenexperte hingegen erklärt die hohen Verluste mit den Wetterverhältnissen im vergangenen Herbst. Die kühle und feuchte Witterung habe die Bienen geschwächt, gleichzeitig habe sich die Milbe stark vermehrt.

Der bekannte Bio-Imker Günter Friedmann geht immerhin so weit zu konstatieren: "Durch die intensive Landwirtschaft herrscht in einer weitgehend ausgeräumten Feldflur Mangel an Nektar und vor allem an Blütenpollen für die Insekten. Dadurch werden sie geschwächt und sind anfälliger für Krankheiten." Daß sich diese Situation trotz verkündeter "Agrarwende" von Jahr zu Jahr zuspitzt und die "grüne" Ministerin Künast aktuell zudem die Dämme gegen den Anbau genveränderter Pflanzen niederreißt, scheint dem Bio-Imker nicht bekannt zu sein, denn ausgerechnet jene Frau Künast bat er um Hilfe für die Imker. Und die hat sie ihm versprochen. Sie hat mal wieder versprochen, "die Weichen rasch umzustellen."

 

Klaus Schramm

 

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