Unter einheimischen Bienenvölkern greift ein Massensterben um sich, das in diesem Ausmaß bisher nicht
bekannt war. Vordergründig ist eine Milbe, die sogenannte Varroamilbe daran schuld. Doch tatsächlich sind
die Bienenvölker durch die Pestizide, Insektizide und Fungizide aus der konventionellen (gerne zur Verwirrung
der VerbraucherInnen
auch "integrierte" genannten) Landwirtschaft und die Jahr für Jahr weiter um sich greifende Asphaltierung und
Betonierung Deutschlands bereits seit Jahren so geschwächt, daß den Imkern jeden Winter mehr Bienenvölker
wegstarben. Im Winter 2002 / 2003 wurden nun gleich Hunderttausende Bienenvölker von der 'Varroa destructor'
dahingerafft.
"Von einer aus Asien eingeschleppten Milbe" hieß es vielfach in den Medien. Das erinnert an die "asiatische
Grippe" und die "asiatische Gefahr". Doch die gefährliche Varroamilbe gibt es bereits seit den 70er Jahren in
Deutschland. Üblicherweise vernichtet sie kaum 10 Prozent des Bienennachwuchses und wird für gesunde
Bienenvölker nicht existenzbedrohlich. Das kann also nicht der Grund sein, daß sich laut Bienenexperte
Prof. Robbin Moritz seit langem schon Jahr für Jahr die Zahl der Imker halbiert.
Auch immer mehr hauptberufliche Imker geben auf und der Imkerverband Rheinland ging mit dieser Alarmmeldung
an die Öffentlichkeit und schätzt, daß in diesem Jahr die Honigausbeute in Deutschland von 25.000 (im Jahr 2002)
auf 15.000 Tonnen sinken wird. Zwischen 40 und 60 Prozent der noch rund eine Million in Deutschland von Imkern
gehaltenen Bienenvölker haben den letzten Winter nicht überlebt.
Diese Verluste sind jedoch für die gesamte Natur und letztlich auch für uns Menschen bedrohlich. Denn mit den Bienen
fällt die Bestäubung vieler Pflanzen aus und damit sind Bienen entscheidend daran beteiligt, ob aus den Blüten
Feldfrüchte und Obst entstehen können.
Da sich die Imker jedoch traditionell ungern mit den Landwirten streiten, von deren Wohlwollen abhängig sind und oft
auch aus den selben Personenkreisen stammen, ja darüber hinaus selbst oft gern auf die Segnungen der Agro-Chemie
zurückgreifen, wird in Imkerkreisen bis heute über die Ursachen des Bienensterbens gerätselt: Die Milbe schwäche
die Insekten und mache sie anfällig für Krankheiten, meinen die einen. Andere sehen immerhin einen Mangel an
Blütenpollen in der einförmigen Agrarlandschaft als Ursache. Die Bienen müßten in Folge dessen hungern und dann
habe die Milbe mit ihnen leichtes Spiel. Ein anderer Bienenexperte hingegen erklärt die hohen Verluste mit den
Wetterverhältnissen im vergangenen Herbst. Die kühle und feuchte Witterung habe die Bienen geschwächt, gleichzeitig
habe sich die Milbe stark vermehrt.
Der bekannte Bio-Imker Günter Friedmann geht immerhin so weit zu konstatieren: "Durch die intensive Landwirtschaft
herrscht in
einer weitgehend ausgeräumten Feldflur Mangel an Nektar und vor allem an Blütenpollen für die Insekten. Dadurch werden
sie geschwächt und sind anfälliger für Krankheiten." Daß sich diese Situation trotz verkündeter "Agrarwende" von Jahr
zu Jahr zuspitzt und die "grüne" Ministerin Künast aktuell zudem die Dämme gegen den Anbau genveränderter Pflanzen
niederreißt, scheint dem Bio-Imker nicht bekannt zu sein, denn ausgerechnet jene Frau Künast bat er um Hilfe für die
Imker. Und die hat sie ihm versprochen. Sie hat mal wieder versprochen, "die Weichen rasch umzustellen."
Klaus Schramm