8.08.2003

Kommentar

BSE
die tickende Zeitbombe

Beim überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung - durch Sensations-Berichterstattung in den Medien und Horror-Filme in Kino und TV längst abgestumpft - ist BSE nach einer kurzen Panik im Jahr 2000 schon wieder vergessen. Ja, bereits im Jahr 2001 war der Fleischkonsum in Deutschland wieder nahezu auf dem gewohnten Niveau, obwohl sich an der Fleisch-"Produktion" nichts Grundlegendes geändert hat. Und der Spruch von Ministerin Künast "In deutsche Kühe kommt nur Gras und Wasser", der sich an das Reinheits-Gebot für Bier anlehnte, erwies sich wie so vieles als Luftblase.

Doch unter der wohlfeilen Etiketten-Oberfläche tickt eine Zeitbombe - denn BSE ist keineswegs besiegt. In Bayern wurde Ende Juli der hundertste BSE-Fall abgehakt und auch in Baden-Württemberg finden sich weiterhin, wenn auch in geringer Zahl, BSE-Rinder. Ob dies auf illegal verfütterte Restbeständen von Tiermehl oder auf unbekannte Übertragungswege zurückzuführen ist, kann niemand beantworten.

Das Wort "Restrisiko" nimmt in Deutschland mit über 8.000 Toten pro Jahr allein durch den Diesel-Ruß aus deutschen Auspuff-Rohren konkrete Gestalt an. Von Ärzten ist unter der Hand zu erfahren, daß in CJD-Verdachtsfällen regelmäßig eine Spezialeinheit von Ärzten anrücke, um sich der Erkrankten anzunehmen. Bisher wurden in Deutschland sämtliche Fälle der bereits vor BSE existierenden CJD-Varante zugeschlagen. In Italien ist heute der Fall einer 26-jährigen Frau bekannt geworden, die an der neuen CJD-Variante starb. Aber in Italien sind die Medien auch fest in der Hand von Berlusconi. Hierzulande stellt sich allerdings die Frage: Ab wieviel tausend Rindern oder Menschen werten die deutschen Medien einen Skandal als Skandal ?

 

Klaus Schramm

 

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