BI Lüchow Dannenberg zweifelt an Gutachten zur Sicherheit bei Terror-Angriffen
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg (BI) stellt die
Genehmigungsgrundlage für die angekündigten zwölf weiteren Castor-Transporte
aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague in die oberirdische Gorlebener
Zwischenlagerhalle in Frage. In einem Brief hat sie das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) aufgefordert, die in einer Pressemitteilung erwähnten neuen
Sicherheitsgutachten zu gezielten Flugzeugangriffen für die Bevölkerung
nachvollziehbar offen zu legen.
Laut BfS seien "Auswirkungen eines gezielten Flugzeugangriffs mit einer großen
Passagiermaschine auf insgesamt 36 zusätzlich einzulagernde Behälter" geprüft
worden. Darüber hinaus würde bis voraussichtlich Mitte des Jahres begutachtet,
ob zahlenmäßig "darüber hinaus gehende Behälter" eingelagert werden können.
Die Gorlebener BI ist empört, daß die betroffene Bevölkerung weder
Informationen noch Einblick in die Gutachten bekomme. Sie befürchtet, daß
sich das BfS auf die lange geheimgehaltene Studie der
Reaktorsicherheits- kommission (RSK) bezieht, zu dem vom BfS bislang
unbeantwortete scharfe Kritik im Raume steht.
So gehe die RSK-Studie von einer höchsten Aufprallgeschwindigkeit von 630
km/h aus. Die Airbus- und Boeing-Reihe und andere überwiegend eingesetzte
Flugzeugtypen erreichen aber Höchstgeschwindigkeiten zwischen 900 km/h und
1006 km/h. Auch seien die in den Castor-Außenwänden eingelassenen
Kunststoffstäbe (aus HDPE), die als Moderatormaterial zur
Neutronenabschirmung dienen sollen, nicht realistisch in die
Brandlastberechnungen einbezogen worden. Es sei allgemein bekannt, daß
Kunststoff kein Feuer überstehen kann. "Die Kunststoff-Moderatorstangen
laufen Gefahr zu schmelzen und wie ein Schweißbrenner auszugasen", so ein
BI-Sprecher. "Pro Behälter sind rund 3000 kg Kunststoff eingebaut, es befinden
sich also jetzt schon schätzungsweise 130 Tonnen in der Halle, die die Brandlast
drastisch um ein Vielfaches erhöhen können". Alarmierend sei in diesem
Zusammenhang vom BfS - aus der Presse - zu erfahren, daß offensichtlich
Sicherheitszweifel existieren und eine Begrenzung der Anzahl der Castor-Behälter
intern erwogen wird. Die BI verlangt Aufklärung und hat in ihrem Brief
BfS-Vertreter zu einer dringenden öffentlichen Informationsveranstaltung im
Wendland eingeladen.
Harry Weber