28.04.2004

Castor-Gutachten offenlegen

BI Lüchow Dannenberg zweifelt an Gutachten zur Sicherheit bei Terror-Angriffen

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg (BI) stellt die Genehmigungsgrundlage für die angekündigten zwölf weiteren Castor-Transporte aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague in die oberirdische Gorlebener Zwischenlagerhalle in Frage. In einem Brief hat sie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aufgefordert, die in einer Pressemitteilung erwähnten neuen Sicherheitsgutachten zu gezielten Flugzeugangriffen für die Bevölkerung nachvollziehbar offen zu legen.

Laut BfS seien "Auswirkungen eines gezielten Flugzeugangriffs mit einer großen Passagiermaschine auf insgesamt 36 zusätzlich einzulagernde Behälter" geprüft worden. Darüber hinaus würde bis voraussichtlich Mitte des Jahres begutachtet, ob zahlenmäßig "darüber hinaus gehende Behälter" eingelagert werden können. Die Gorlebener BI ist empört, daß die betroffene Bevölkerung weder Informationen noch Einblick in die Gutachten bekomme. Sie befürchtet, daß sich das BfS auf die lange geheimgehaltene Studie der Reaktorsicherheits- kommission (RSK) bezieht, zu dem vom BfS bislang unbeantwortete scharfe Kritik im Raume steht.

So gehe die RSK-Studie von einer höchsten Aufprallgeschwindigkeit von 630 km/h aus. Die Airbus- und Boeing-Reihe und andere überwiegend eingesetzte Flugzeugtypen erreichen aber Höchstgeschwindigkeiten zwischen 900 km/h und 1006 km/h. Auch seien die in den Castor-Außenwänden eingelassenen Kunststoffstäbe (aus HDPE), die als Moderatormaterial zur Neutronenabschirmung dienen sollen, nicht realistisch in die Brandlastberechnungen einbezogen worden. Es sei allgemein bekannt, daß Kunststoff kein Feuer überstehen kann. "Die Kunststoff-Moderatorstangen laufen Gefahr zu schmelzen und wie ein Schweißbrenner auszugasen", so ein BI-Sprecher. "Pro Behälter sind rund 3000 kg Kunststoff eingebaut, es befinden sich also jetzt schon schätzungsweise 130 Tonnen in der Halle, die die Brandlast drastisch um ein Vielfaches erhöhen können". Alarmierend sei in diesem Zusammenhang vom BfS - aus der Presse - zu erfahren, daß offensichtlich Sicherheitszweifel existieren und eine Begrenzung der Anzahl der Castor-Behälter intern erwogen wird. Die BI verlangt Aufklärung und hat in ihrem Brief BfS-Vertreter zu einer dringenden öffentlichen Informationsveranstaltung im Wendland eingeladen.

 

Harry Weber

 

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