23.04.2001

CASTOR-Widerstand
in Neckarwestheim

Trotz nur 14 Tagen Abstand zur Demo in Philippsburg haben rund 600 AKW-GegnerInnen am Sonntag an der Auftakt-Demo in Neckarwestheim teilgenommen.

Die TeilnehmerInnen trafen sich am Bahnhof in Kirchheim um gegen den anstehenden CASTOR-Transport nach Sellafield und für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit zu demonstrieren. Die Demo konnte wie angemeldet bis vor das Tor 2 des AKW Neckarwestheim ziehen, wo die Abschlußkundgebung stattfand. Trotz des massiven Polizeiaufgebotes mit Spalier und ReiterInnenstaffel verlief die Demo vollkommen friedlich. Das Wetter war auf Seiten der AKW-GegnerInnen und die Sonne schien - entgegen aller Wahrscheinlichkeit wie so oft bei den letzten Anti-AKW-Demos.

"Diese drei Behälter mit hochradioaktiven verstrahlten Brennelementen sollen nach England rollen, damit der Weiterbetrieb des Atomkraftwerks hier in Neckarwestheim gesichert ist", erklärte Heidi Lindtstedt, Sprecherin des Aktionsbündnisses CASTOR-Widerstand Neckarwestheim. "So macht sich diese Regierung - wie alle anderen vor ihr - zum Lakaien der Atomwirtschaft."

Besondere Empörung ruft bei den Anti-Atom-Initiativen hervor, daß Bundesumweltminister Trittin noch vor wenigen Wochen anläßlich der Diskussion um den Castor-Transport von Frankreich nach Gorleben davon sprach, daß es unmoralisch sei, seinen Müll "den Nachbarn vor die Haustür zu kippen", jetzt aber zu dem von ihm genehmigten Sellafield-Transport schweigt.

In einem Redebeitrag der britischen Bürgerinitiative CORE gegen die WAA Sellafield erklärte deren Sprecherin Janine Allis- Smith: "Wir verurteilen aufs Schärfste die zuständigen Stellen in Deutschland, die es vorsätzlich ablehnen, die politische und moralische Verantwortung auf sich zu nehmen und die eigenen Probleme mit dem Atommüll in den Griff zu bekommen und die stattdessen ihre Probleme einer hunderte von Kilometern entfernten Gemeinschaft aufladen und dadurch auch diejenigen einem Risiko aussetzen, die entlang der Transportstrecken leben."

In den nächsten Tagen soll der Straßentransport vom AKW zur Bahnverladestelle in Walheim rollen. Der Schienentransport von Walheim über Karlsruhe nach Wörth ist für den darauffolgenden Tag geplant. In Wörth sollen noch zwei CASTOR-Behälter aus dem hessischen AKW Biblis dazukommen, bevor es bei Lauterbourg über die deutsch-französische Grenze und weiter nach Großbritannien gehen soll.

Die Anti-Atom-Initiativen konzentrieren ihren Protest auf die Abfahrt in Neckarwestheim, die Abfahrt in Walheim und die Strecke zwischen Wörth und der Grenze. An den Aktionen werden sich nicht nur regionale Gruppen beteiligen. Unterstützung gibt es beispielsweise aus dem Wendland, von der Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg und von der bundesweiten Anti-Atom-Kampagne 'X- tausendmal quer'. Beteiligt sind auch wieder verschiedene Umweltverbände.

Aber nicht alle Menschen fuhren sofort heim. Zur Zeit läuft in Gemmrigheim auf dem Festplatz eine Dauermahnwache mit Übernachtungsmöglichkeiten. Entgegen allen Gerüchten hat das Verwaltungsgericht Stuttgart die Mahnwache bis Mittwoch Mittag genehmigt. Dort ist auch der Infobus vor Ort, wo ständig aktuelle Infos abgefragt werden können.

 

Klaus Schramm

 

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