Trotz nur 14 Tagen Abstand zur Demo in Philippsburg haben rund 600 AKW-GegnerInnen am Sonntag an der Auftakt-Demo in Neckarwestheim teilgenommen.
Die TeilnehmerInnen trafen sich am Bahnhof in Kirchheim um gegen den
anstehenden CASTOR-Transport nach
Sellafield und für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit
zu demonstrieren.
Die Demo konnte wie angemeldet bis vor das Tor 2 des AKW Neckarwestheim ziehen, wo
die Abschlußkundgebung stattfand. Trotz des massiven Polizeiaufgebotes mit
Spalier und ReiterInnenstaffel verlief die Demo vollkommen friedlich. Das Wetter war auf
Seiten der AKW-GegnerInnen und die Sonne schien - entgegen aller Wahrscheinlichkeit wie so oft bei den letzten Anti-AKW-Demos.
"Diese drei Behälter mit hochradioaktiven verstrahlten
Brennelementen sollen nach England rollen, damit der
Weiterbetrieb des Atomkraftwerks hier in Neckarwestheim gesichert
ist", erklärte Heidi Lindtstedt, Sprecherin des Aktionsbündnisses
CASTOR-Widerstand Neckarwestheim. "So macht sich diese Regierung - wie alle anderen vor ihr - zum Lakaien der
Atomwirtschaft."
Besondere Empörung ruft bei den Anti-Atom-Initiativen hervor, daß
Bundesumweltminister Trittin noch vor wenigen Wochen anläßlich
der Diskussion um den Castor-Transport von Frankreich nach
Gorleben davon sprach, daß es unmoralisch sei, seinen Müll "den
Nachbarn vor die Haustür zu kippen", jetzt aber zu dem von ihm
genehmigten Sellafield-Transport schweigt.
In einem Redebeitrag der britischen Bürgerinitiative CORE gegen die
WAA Sellafield erklärte deren Sprecherin Janine Allis-
Smith: "Wir verurteilen aufs Schärfste die zuständigen Stellen in
Deutschland, die es vorsätzlich ablehnen, die politische und
moralische Verantwortung auf sich zu nehmen und die eigenen
Probleme mit dem Atommüll in den Griff zu bekommen und die
stattdessen ihre Probleme einer hunderte von Kilometern
entfernten Gemeinschaft aufladen und dadurch auch diejenigen
einem Risiko aussetzen, die entlang der Transportstrecken leben."
In den nächsten Tagen soll der Straßentransport vom
AKW zur Bahnverladestelle in Walheim rollen. Der
Schienentransport von Walheim über Karlsruhe nach Wörth ist
für den darauffolgenden Tag geplant. In Wörth sollen noch zwei
CASTOR-Behälter aus dem hessischen AKW Biblis dazukommen, bevor es bei
Lauterbourg über die deutsch-französische Grenze und weiter nach Großbritannien gehen soll.
Die Anti-Atom-Initiativen konzentrieren ihren Protest auf die
Abfahrt in Neckarwestheim, die Abfahrt in Walheim und die Strecke
zwischen Wörth und der Grenze. An den Aktionen werden sich nicht
nur regionale Gruppen beteiligen. Unterstützung gibt es
beispielsweise aus dem Wendland, von der Bürgerinitiative Lüchow-
Dannenberg und von der bundesweiten Anti-Atom-Kampagne 'X-
tausendmal quer'. Beteiligt sind auch wieder verschiedene
Umweltverbände.
Aber nicht alle Menschen fuhren sofort heim. Zur Zeit läuft in
Gemmrigheim auf dem Festplatz eine Dauermahnwache mit
Übernachtungsmöglichkeiten.
Entgegen allen Gerüchten hat das Verwaltungsgericht Stuttgart
die Mahnwache bis Mittwoch Mittag genehmigt. Dort ist auch der
Infobus vor Ort, wo ständig aktuelle Infos abgefragt werden können.
Klaus Schramm