25.04.2001

Neckarwestheim - Sellafield:
aktuelles zu den laufenden
CASTOR-Blockaden

In der Nacht zum Dienstag war in Neckarwestheim und Umgebung die Anti-AKW-Bewegung mit 300 Menschen präsent. 200 von ihnen kamen in einer großen und mehreren kleinen Gruppen ab 4:50 Uhr auf die Transportstrecke, obwohl die Polizei mit einem Großaufgebot alles abgeriegelt hatte. Die OrdnungshüterInnen waren dann auch ziemlich verblüfft und etwas planlos. So konnte die Strecke genau zu dem Zeitpunkt besetzt werden, zu dem die Abfahrt am AKW losgehen sollte. dpa meldete dann auch, daß durch diese Aktion der Transport um mehrere Stunden verzögert werden konnte.

Nach 75 Minuten Blockade forderte die Polizei dreimal auf und gut die Hälfte der Leute ging von der Straße. Der Rest - das waren 68 BlockiererInnen - entschied sich aller polizeilichen Drohungen zum Trotz für eine Räumung und "Ingewahrsam- nahme".

Auch nach der großen Räumung hatte die Polizei die Situation nicht völlig im Griff. Überall waren Kleingruppen unterwegs und so dauerte es bis 7:30 Uhr, bis der Transport schließlich losfuhr. Für die 5 Kilometer nach Walheim brauchte der Konvoi 45 Minuten, ein beachtliches Durchschnittstempo.

Das mediale Interesse an den bisherigen Aktionen war sehr groß. So ist ein Ziel der CASTOR-Blockierer auf jeden Fall bereits erreicht: Die öffentliche Debatte über Atommüll, sogenannte Wiederaufarbeitung und Atom-Konsens geht weiter.

Die Aktionen von Atomkraftgegnern in den letzten Tagen im Raum Neckarwestheim werden von den beteiligten Initiativen durchweg positiv bewertet. Morgen sollen die Proteste weitergehen; dann gegen den Schienentransport von Walheim nach Wörth in Rheinland-Pfalz und schließlich auf den letzten zwölf Kilometern zwischen Wörth und der deutsch- französischen Grenze.

Heidi Lindstedt, Pressesprecherin des Aktionsbündnis CASTOR- Widerstand Neckarwestheim, zieht eine Zwischenbilanz: "Zusammenfassend läßt sich sagen: Wir haben unsere Ziele für heute erreicht.
Wichtig ist für uns in diesen Tagen, daß viele Menschen mitbekommen, daß weder Transporte noch zusätzliche Lager am Reaktor das Atommüll-Problem lösen, weil es noch immer weltweit kein sicheres Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt. Eingrenzen läßt sich diese mißliche Lage nur durch einen sofortigen Stopp der Atommüll-Produktion durch die Stillegung der Reaktoren. Durch die große öffentliche Resonanz können wir viele Menschen für unsere Argumente gewinnen.
Besonders erfreulich ist, daß es uns trotz eines Großaufgebotes der Polizei und trotz martialischer Drohungen im Vorfeld des Transportes gelungen ist, durch die frühmorgendliche Blockade die Abfahrt des Transports um mehrere Stunden zu verzögern. Gewaltbereite Demonstran- tInnen haben wir übrigens in all den Tagen nicht gesehen, dafür bei der Räumung der Blockade nicht wenige gewaltbereite PolizeibeamtInnen. Wer die Gewalt versucht herbeizureden, nur um dann selbst hart zupacken zu können, betreibt ein unseriöses Geschäft mit der politischen Streitkultur in diesem Land."

Überall in Deutschland gab es Solidaritäts-Aktionen: In Lüneburg, Göttingen und Leipzig in den Bahnhöfen, im Wendland machten 50 AKW-Gegner einen solidarischen "Notbremsentest" im Zug von Hitzacker nach Dannenberg, direkt auf der Jeetzel-Brücke. Der Aufenthalt wurde zu einer Kurzdemo an der frischen Höhenluft genutzt.

Von Dienstag auf Mittwoch findet die Vermessung der Behälter und die Umladung auf die Bahnwaggons in Walheim statt. Der Zug ins pfälzische Wörth (dort soll er mit zwei Waggons aus Biblis zusammengekoppelt werden) soll am Mittwoch aus Walheim losfahren.

Als eine mögliche Anlaufstelle für CASTOR-Blockierer wird die Mahnwache in Maximiliansau (bei Karlsruhe) am S-Bahnhof genannt. Dort gibt es auch Informationen über den aktuellen Stand und die geplanten Aktivitäten jenseits des Rheines.

Als Informationsquellen wird auch aufs Internet und das Infotelefon vor Ort hingewiesen:
0175 711 2894

Nicht nur an der gesamten Strecke bis zur Grenzstation Lauterbourg, auch in Frankreich sind Protestaktionen angekündigt, so z.B. in Bischheim bei Straßburg wo auch der Bürgermeister gegen die Durchfahrt des radioaktiven Mülls opponiert.

Wie inzwischen übers internet bekannt wurde, haben alle elsässischen BürgermeisterInnen dem Präfekten (Vertreter des Staates auf Departements-Ebene) eine Erklärung geschickt: Sie alle wollen die Atomtransporte durch ihre Kommune verbieten.

Der geheimgehaltene Fahrplan des CASTOR-Transports wurde wieder - wie schon bei dem Transport von La Hague nach Gorleben - von den französischen Anti-AKW-Initiativen aufgedeckt:

25.04.01
20:15 Hausbergen (bei Straßburg)
21:00 Saverne
22:00 Metz

26.04.01 (15. Jahrestag Tschernobyl)
00:00 Thionville
00:30 Longuyon
01:40 Charleville-Mézières
03:30 Valenciennes
04:00 Douai
05:00 Béthune
06:00 Dunkerque

Dann sollen die CASTORen 36 Stunden mit dem Schiff 'European Sheerewater' (Abfahrtszeitpunkt noch unbekannt) bis Barrow in Furness / Sellafield unterwegs sein.

 

Ute Daniels

 

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