Umweltschützer lehnen Gespräch mit Trittin über Castor-Transporte ab -
Protestaufruf: "Querstellen statt transportieren"
Berlin, 12.02.2001
Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und
ROBIN WOOD haben heute in Berlin gemeinsam mit X-tausendmal quer und den
Bürgerinitiativen Ahaus und Lüchow-Dannenberg der Einladung von
Umweltminister Jürgen Trittin zu einem Gespräch über die bevorstehenden
Castor-Transporte eine Absage erteilt. Die Atommülltransporte stünden
bereits fest und es gebe keinen Verhandlungsspielraum mehr. Daher mache ein
solches Gespräch keinen Sinn. Nur wenn es tatsächlich darum gehe, den
Atomausstieg zu beschleunigen und die Gespräche ergebnisoffen seien, habe
das Anti-Atom-Bündnis Interesse daran. Jetzt könnten nur noch Proteste gegen
die kommenden Atommülltransporte helfen, den Ausstieg aus der Atomkraft zu
beschleunigen.
Renate Backhaus, atompolitische Sprecherin des BUND-Bundesvorstands: "Die
Castor-Transporte von La Hague nach Gorleben dienen nicht dem Atomausstieg,
sondern sorgen im Gegenteil für den Weiterbetrieb der gefährlichen
Atomreaktoren. Deshalb müssen wir diese Transporte verhindern. Wir lassen
uns auch von einer rot-grünen Bundesregierung nicht unsere Proteste gegen
den Atom-Nonsens verbieten und rufen alle auf, sich daran zu beteiligen. Für
uns ist und bleibt der sofortige Ausstieg aus der Atomkraft unabdingbar."
Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD: "Noch immer befindet
sich die Atomindustrie mitten im Castor-Skandal. Bereits bei der Erprobung
neuer Beladetechniken hat es im Atomkraftwerk Philippsburg Mängel gegeben,
so wurden z.B. Kontaminationsgrenzwerte der Transportbehälter überschritten.
Trotz der bisher ungeklärten Probleme soll der Strahlenmüll nach England
oder Frankreich transportiert werden. Das ist völlig inakzeptabel."
Jochen Stay, Pressesprecher von X-tausendmal quer: "Wenn jetzt Castoren aus
La Hague nach Gorleben transportiert werden, rollt anschließend wieder neuer
Atommüll aus Deutschland nach Frankreich. Damit würde die systematische
radioaktive Verseuchung von Ärmelkanal und Nordsee weitergehen. Dagegen
müssen wir uns gemeinsam wehren. Auch die französischen
Anti-Atom-Initiativen haben schon Widerstand auf dem französischen Teil der
Transportstrecke angekündigt."
Peter Bauhaus, Vorstandsmitglied der BI Lüchow- Dannenberg: "Mit dem
Transport von weiterem Atommüll nach Gorleben sollen erneut Fakten
geschaffen werden. Absicht ist es, die Entscheidung für einen ungeeigneten
Salzstock und Gorleben als Endlager zu zementieren - trotz des angeblichen
Moratoriums. Diese Strategie machen wir nicht mit. 'Gorleben' hat reine
Alibifunktion - es gibt keine Entsorgung!"
Felix Ruwe, BI Ahaus: "Immer wenn Atommüll in Zwischenlager wie Ahaus und
Gorleben transportiert wird, täuscht das eine Entsorgungsmöglichkeit für
diesen hochgiftigen Müll vor. Eine sichere Lagerung von radioaktiven
Abfällen über Millionen von Jahren kann es aber nicht geben. Zudem erhöht
sich mit jedem Kilometer, den der Atommüll durch die Landschaft gefahren
wird, die Wahrscheinlichkeit von Unfällen und radioaktiver Verseuchung."
Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied und energiepolitischer Sprecher des BBU:
"Mit dem sogenannten Atomkonsens wurde besiegelt, dass mindestens noch ein
Mal die gleiche Menge an Atommüll produziert wird, die schon bisher in
Deutschland angefallen ist. Das ist unverantwortlich! Es gibt nach wie vor
keine Entsorgungsmöglichkeit für diesen gefährlichen Abfall. Allein das
hochgiftige Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.400 Jahren. Dieser Müll
ist ein einzigartiger Anschlag auf die kommenden Generationen."
In Ahaus findet am 18. Februar zum Auftakt der Proteste eine Anti-Atom-Demo
statt.
Am 24. März treffen sich die Gegnerinnen und Gegner der Atompolitik
in Lüchow-Dannenberg, um gegen die Atomtransporte zu demonstrieren.
Das
Bündnis gegen die bevorstehenden Castor-Transporte ruft alle auf, sich an
den Protestaktionen zu beteiligen.
gemeinsame Presseerklärung vom 12. Februar 2001
BI Ahaus
BI Lüchow-Dannenberg
BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz)
BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)
Robin Wood
X-tausendmal quer