5.03.2004

JedeR vierte AustralierIn
hat Hautkrebs

Manchmal frage ich mich, wieviele AustralierInnen ich auf dem Gewissen habe: In den 70er Jahren hatte auch ich mindestens zwei Spraydosen auf der Badezimmer-Ablage stehen. Über das Treibgas - FCKW (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe) - machte sich damals kaum jemand Gedanken, so wenig wie über zehntausende Chemikalien, die ohne Wissen über die Langzeitfolgen auch heute in Privathaushalten und Industrie eingesetzt werden.1

Der Sommer 2004 geht in Australien gerade zu Ende und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und einer großangelegten Kampagne der australischen Regierung haben ein Viertel der AustralierInnen Hautkrebs. Unter den Kindern ist der Anteil noch höher als bei den Erwachsenen. In Sydney und Melbourne, Perth und Adelaide sind Schulklassen nicht selten, in denen jedes zweite Kind an Hautkrebs erkrankt ist.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist bekannt, daß FCKWs die Ozonschicht zerstören, seit dem internationalen Abkommen von Montreal von 1987 ist die Produktion in den Industrieländern verboten und erst im Jahr 2000 wurde die Produktion weltweit eingestellt. Aber die FCKW-Moleküle sind in der Atmosphäre äußerst beständig und jedes FCKW-Molekül wirkt für rund 50 Jahre zerstörerisch auf die das Leben schützende Ozonschicht. Das Ozon in den oberen Schichten der Erdatmosphäre filtert den Teil des ultravioletten Lichts aus dem Sonnen-Spektrum, der Hautkrebs auslöst und auch Tiere und Pflanzen schädigt. Zunächst entstand das Ozonloch über dem Südpol, dehnt sich inzwischen aber über Australien, Neuseeland, Südchile und Südargentinien aus.

Die Kampagne der australischen Regierung ist nicht sehr erfolgreich. Mit einprägsamen Sprüchen und allgegenwärtigen Plakaten soll den Menschen von Kindesbeinen an eingeimpft werden, den Kopf zu bedecken, lange Hosen und langärmlige Kleidung zu tragen, sich einzucremen oder über die Mittagszeit nur im Schatten aufzuhalten. Nicht erst seit diesem Sommer werden australische Eltern dazu aufgefordert, ihre Kinder höchstens eine Viertelstunde pro Tag ins Freie zu lassen. In den Schulen müssen Kinder ohne Kopfbedeckung während den Pausen im Klassenzimmer bleiben. Für uns EuropäerInnen, die wir uns über das Kopftuch einer Lehrerin streiten, sind solche einschneidenden Maßnahmen kaum vorstellbar. Zugleich wird eine solch gefährlicher Kunststoff wie etwa PVC, dessen Verbot noch vor zwanzig Jahren eine der Hauptforderungen der Umweltbewegung war, munter weiter produziert.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    Greenpeace-Studie: Chemie außer Kontrolle (2.07.03)

 

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